Die Basis für die meisten heutzutage erhältlichen akustischen Steelstring-Gitarren wurde bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelegt. Und die Instrumente funktionierten so gut, dass eine revolutionäre Neuerung in den Folgejahren nicht in Sicht war. Erst der Erfindungsreichtum eines Luftfahrtingenieurs sorgte in den 60er Jahren noch einmal für frischen Wind. Sein Name: Charles Kaman. Aber was hat ein erfolgreicher Hersteller von Helikoptern mit Gitarren zu tun? Genau diese Frage stellte sich auch die amerikanische Musikinstrumentenindustrie, als Charles Kaman im Jahr 1966 seine erste Roundback Ovation präsentierte. Wer den cleveren Charles allerdings näher kannte, den wunderte seine Initiative auf diesem Gebiet wenig. Schließlich hatte der Ingenieur schon von Kindheit an ein ziemlich intensives Verhältnis zur Musik im Allgemeinen und dem Gitarrespielen im Speziellen. Und Charles war ein richtig Guter.
Nicht umsonst schaffte es der leidenschaftliche Musiker in jungen Jahren sogar ins Finale eines national ausgeschriebenen Gitarristenwettbewerbs und hatte so die Möglichkeit, gemeinsam mit der legendären Tommy Dorsey Band aufzutreten. Dabei war der Gitarrist so überzeugend, dass man ihm gleich einen festen Job anbot. Da Charles zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits als Luftfahrtingenieur arbeitete und auch diesen Job mit Herzblut betrieb, lehnte er damals schweren Herzens ab. Aus dem Kopf ging ihm die Sache aber nie. Im Jahr 1945 gründete er im Alter von 26 Jahren zunächst einmal seine Firma Kaman Aircrafts. Spezialgebiet des Unternehmens: der Bau von Helikoptern. Kaman's Maschinen waren sehr erfolgreich und erflogen einen Weltrekord nach dem anderen. Charles Kaman etablierte sich als einer der innovativsten Flugzeugkonstrukteure der USA.
Charles' zweite Chance im Musik-Biz Fuß zu fassen, kam Mitte der 60er Jahre. Um den Erfolg seiner Firma langfristig zu sichern, entschloss sich der smarte Mr. Kaman dazu, seine Aktivitäten auf ein zweites Standbein zu stellen. Und was lag da näher als das Musikinstrumenten-Business. Gesagt, getan. Gemeinsam mit seinen Ingenieuren und den in der Fertigung hochwertiger Fichtenholz-Rotorblätter geschulten Top-Schreinern arbeitete Charles ein Akustikgitarrenkonzept aus, das traditionelle Gitarrenbaukunst und bewährte Materialien mit den Vorteilen moderner Verbundwerkstoffe kombinierte. Im Jahr 1966 war es schließlich soweit: Charlie Kaman präsentierte der staunenden Szene die erste Roundback-Gitarre der Welt. Das erste in Serie produzierte Instrument folgte auf dem Fuße: Die legendäre Ovation Standard Balladeer, auch bekannt unter dem Kürzel K-1111.
Die Gitarre hatte einen Roundback (abgerundete Korpusrückseite), der aus einem fiberglasähnlichen, überwiegend aus natürlichen Komponenten bestehenden Material bestand. Der Konstruktion gab Charles den Namen Lycrachord Korpus. Das Roundback-Design wurde zum Aushängeschild der Firma Ovation. Die Abmessungen der Gitarren entsprachen im Grunde denen einer übergroßen Konzertgitarre. Die "mid depth" mitteltiefe Korpusvariante hat exakt den Rauminhalt einer Dreadnought. Die Deep Bowl ist noch voluminöser. Aber der legendäre Roundback war nicht alles was Ovation der Welt schenkte.
Auch in der Entwicklung erstklassiger Pickup-Systeme wurde die innovative Firma schnell zum Vorreiter. Bereits Ende der 60er Jahre präsentierte Ovation-Gitarren, die mit hervorragenden Tonabnehmern/Preamps bestückt waren und die durch ihre phänomenale Performance den Elektroakustikzug erst richtig ins Rollen brachten. Heute gelten Ovation-Gitarren als die besten Elektro/Akustikgitarren der Welt. Nicht umsonst schwören Top-Musiker wie Steve Lukather, Al Di Meola, Melissa Etheridge oder Dave Mustaine (to name just a few) auf den Sound und die Bespielbarkeit der Gitarren aus Bloomfield/Connecticut.