Die meisten DAWs verfolgen einen allgemeinen Ansatz, es gibt aber auch Software, die speziell zur Produktion moderner, Beat-orientierter Musik entwickelt wurde. Die wohl bekannteste ist die FL Studio aka Fruity Loops des belgischen Herstellers Image Line. Das Pattern-basierte Step-Sequenzer-Konzept ist einzigartig in der Welt der DAWs und erlaubt intuitives und schnelles Beat-Programming, wie man es von alten Grooveboxen oder Drum Machines kennt.
Die programmierten Loops lassen sich mit einem Pinseltool in der sogenannten Playlist (Arrangement-Ansicht) in kürzester Zeit zu Songs bzw. Beats arrangieren. Dieses simple Kompositionskonzept macht FL Studio gerade für Anfänger sehr interessant, weil man sehr schnell zu soliden Ergebnissen kommt. Die DAW ist außerdem mit vielen Samples, Loops, Effekten und Klangerzeugern ausgestattet, die sich besonders auf die Produktion „urbaner Musik“ wie Rap, EDM und Techno fokussieren. Weitere Plugins lassen sich aber auch über VST, AU und Co. einbinden.
Über die Jahre wurde FL Studio mit Recording- und Editing-Features ausgestattet, mit denen sich zu den Beats auch gleich der passende Rap, Gesang oder auch „echte“ Instrumente aufzeichnen lassen. Ganz so ausgereift wie Cubase, Logic, Pro Tools und Co. sind diese Features allerdings nicht. Für Beat-Producer, die in den Genres Hip-Hop, Trap und EDM unterwegs sind und möglichst schnell zu guten Ergebnissen kommen wollen, ist FL Studio dennoch bestens geeignet. Die übrigen Produktionsschritte wie umfangreiche Audioaufnahmen oder die Endbearbeitung von Songs (inklusive Gesang und Rap) werden wahrscheinlich in einem anderen Studio bzw. mit einer dafür besser geeigneten Software realisiert. FL Studio ist für Windows und auch macOS verfügbar. Im Gegensatz zu fast allen anderen DAWs sind sämtliche Updates außerdem kostenlos! Wer also einmal eine Lizenz erwirbt, erhält lebenslanges „Update-Recht“.
Eine weitere DAW, die ursprünglich der Produktion von Beats bzw. Instrumentals diente, ist die Propellerhead Reason. Verglichen mit anderen DAWs bildet Reason das Tonstudio nicht nur funktionell, sondern auch fotorealistisch nach. Neben der virtuell nachgebauten SSL-9000-Konsole als DAW-Mixer und einem soliden Sequenzer für das Arrangement ist das Reason-Rack (Gestell) mit seinen Klangerzeugern und Effekten das Herzstück der DAW.
Wie in einem richtigen Hardware-Studio lassen sich Synths, Sampler und Drum-Machines mit dem Mixer „verkabeln“. Das Rack lässt sich bei Bedarf herumdrehen, sodass die virtuellen Geräte verknüpft werden können. Standardmäßig verkabelt Reason zwar alles automatisch, manch kreativer Griff muss jedoch noch selbst erledigt werden. Die Möglichkeiten sind damit grenzenlos. Durch das fotorealistische Konzept eignet sich Reason bestens dazu, den Aufbau und den Signalfluss eines Tonstudios zu verstehen. Daher trifft man Reason auch oft im Education-Bereich an, um Studierenden so die Studiopraxis in virtueller Form näherzubringen.
Lange Jahre war Reason ein umfangreiches aber geschlossenes All-in-One-System. Mittlerweile kann die schwedische DAW aber ebenfalls mit VST-Plugins erweitert werden. Und obwohl auch Audiorecordings und Editings inklusive Tonhöhen und Timing-Korrekturen schon lange kein Problem mehr für Reason sind, wird die DAW nach wie vor überwiegend zur Produktion von Beats, anstatt zur Rockbandaufnahme genutzt.