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22.11 - 02.12

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2. Im Wandel der Zeit

Steinzeit
(ca. 20er bis 40er Jahre)
Das erste Ziel, Gitarren überhaupt zu verstärken, war natürlich, diese in einer lauteren Umgebung hörbar zu machen. So baute man einfache Tonabnehmer in akustische Gitarren ein, damit diese auch gegenüber einer Big Band noch hörbar waren. Der Klang sollte dabei eigentlich nicht verändert werden, was aber mit magnetischen Tonabnehmern nicht machbar ist.

50er Jahre

Als dann Leute wie Leo Fender oder Lester Pollfus (wir kennen ihn – hoffentlich – unter dem Namen Les Paul) auf die Idee kamen, dass der Resonanzkörper eigentlich überflüssig geworden war, und Hals, Tonabnehmer und Saiten einfach auf ein Brett montierten, war die Stromgitarre geboren. Am Anfang noch skeptisch betrachtet, wurde die FENDER BROADCASTER in TELECASTER umbenannt und bald ein Verkaufsrenner. Ihr folgten dann das firmeneigene STRATOCASTER-Modell, sowie eigene Kreationen von BIGSBY (heute noch wegen des Vibratosystems bekannt) und GIBSON, natürlich: die LES PAUL. Immer noch war ein möglichst lauter, aber dennoch klarer Sound gefragt. Ironischerweise war genau das der Grund, warum GIBSON 1960 die Produktion der LES PAUL vorübergehend einstellte, die Gitarren klangen mit ihren nebengeräuscharmen PAF-Humbuckern einfach zu wenig klar und verzerrten die Verstärker zu schnell.

Typische Gitarrensounds der 50er Jahre:
- Chuck Berry: GIBSON ES 350T (ab 1963 eine ES 355) über FENDER RÖHRENAMPS
- Effekte wie z. B. eine Hallspirale gab es dann erst Anfang der 60 Jahre

Frühe 60er Jahre

Als Anfang der 60er die Beatles die Szene betraten, hatten sie VOX-Verstärker, die einen – auch nach heutigen Maßstäben – wunderbaren Cleansound erzeugten, vor allem im Zusammenklang mit ihren semiakustischen RICKENBACKER-, GRETSCH- und EPIPHONEGITARREN. Interessant ist, dass die Beatles sehr spät auf die ganz "großen" Firmen - FENDER und GIBSON – kamen.

1965

Nachdem es damals keine PA-Anlagen im heutigen Sinn gab (allenfalls Gesangsanlagen), mussten die Amps bei zunehmendem und begeistertem Publikum immer lauter aufgedreht werden: (Anfangs) unerwünschte Verzerrungen verbunden mit Rückkopplungen waren die Folge. Sehr bald kamen Kollegen auf die Idee, dies auch musikalisch zu nutzen. Dave Davies von den Kinks zerstörte den Lautsprecher seines "little green amps", um so den kaputten You-Really-Got-Me-Sound zu kreieren. Ritchie Blackmore soll mit dem Absatz seines Stiefels ein Loch in die Membrane seines Speakers getreten haben ... Verstärker wurden bis zum Kragen aufgedreht und so die Endstufen gnadenlos übersteuert. Auch die Techniker entwickelten nun das, was sie früher unbedingt vermeiden mussten: Verzerrung. Erste berühmte Beispiele: Keith Richards Satisfaction-Riff und Paul McCartneys Fuzz-Bass auf Think For Yourself (LP: Rubber Soul). In beiden Fällen dürfte es sich um einen MAESTRO-Fuzz handeln. Fuzz-Sounds der 60er klingen auf Dauer ziemlich sägend und künstlich, den Quantensprung, was Leadsounds betrifft, bescherte uns einer der besten seines Faches: Eric Clapton. Nachdem er bei den Yardbirds gediegen, aber eher unauffällig im Berry-Stil gerockt hatte, entwickelte er bei der Aufnahme des legendären Bluesbreaker-Albums den archetypischen Rocksound schlechthin: Eine (völlig unmodische) GIBSON LES PAUL SUNBURST (58er oder 59er mit PAF-Humbuckern) und ein 50 Watt MARSHALL Combo. Master Volume gab es noch lange nicht, und so drehte Eric einfach alle Regler voll auf (die "typische Handbewegung"). Der Toningenieur soll eine Panikattacke erlitten haben und das Mikrofon musste nun schon in entsprechendem Abstand platziert werden. Das Ergebnis ist einer der fettesten, "rauchigsten" und in meine Ohren schönsten Sounds aller Zeiten. Muss man gehört haben!

1966/67

Die Kollegen Jeff Beck und Jimmy Page, beide Claptons Nachfolger bei den Yardbirds verwendeten SOULBENDER, um ihre VOX AC 30 kräftiger anzublasen. Jimi Hendrix das MAESTRO FUZZ FACE und ein VOX WAH WAH. Viel mehr gab es damals an Effekten gar nicht. Zu erwähnen wäre noch das Bandecho, z. B. ECHOPLEX oder WEM COPYCAT. Hendrix besaß noch ein paar ausgeklügelte Sächelchen wie das UNIVIBE (so eine Art künstliches LESLIE) und den OCTAVER.
Wichtig: Die vorgeschalteten Verzerrer dienten meist nur dazu, den bereits übersteuerten Amp noch mehr zu kitzeln, das ist ein ganz anderer Sound, als wenn man mit aufgedrehtem Verzerrer in einen cleanen Amp hineingeht (dazu später mehr).

Der Rocksound, wie wir ihn kennen und lieben, war eigentlich fertig.

"Aber das war doch Ende der 60er", fragt sich manch einer nun nicht ganz zu Unrecht. Seither gibt es doch Tonnen und Megatonnen neuen Equipments.
Klar doch, in den meisten Fällen stellt es einen Versuch dar, die schönen alten Sounds von damals zu reproduzieren und ein bisschen aufzufrischen. Viel Neues ist da nicht mehr passiert, wenn wir ehrlich sind.

70er Jahre

In den 70er Jahren wurde das Master Volume entwickelt. Damit man die schönen Röhrensounds auch bei nicht gesundheitsschädigenden Lautstärken erzeugen kann, wird die Verzerrung nun mit der Vorstufe gemacht, ein weiterer Lautstärkeregler regelt dann die Gesamtlautstärke.
Der Typ der Verzerrung ist etwas anders (viele moderne Gitarristen bevorzugen ihn sogar), aber: Auch diese Verstärker klingen besser, wenn man die Endstufe zumindest kitzelt, also auch hier ist Zimmerlautstärke mit einem Kompromiss verbunden. An Effekten kam der Phaser als kleiner Bodentreter, später dann Flanger und Chorus. Auch die Punkbewegung brachte eigentlich (außer einer gelegentlich erfrischend ungeschliffenen Brachialspielweise) wenig Neues.

1978

Die wirkliche Neuerung kam eher von der spieltechnischen Seite her, nämlich in Form eines jungen Gitarrenhelden – Eddie Van Halen brachte neuen Schwung in die alten Blueslicks, sei es durch seine blitzschnellen Legatolinien, durch den Einsatz chromatischer Tonleitern, Two hand Tappings und natürlich den massiven Einsatz des Vibratohebels. Auch seine Soundphilosophie wurde für viele Jahre bestimmend (dazu an anderer Stelle mehr). STRATbodies mit einem Humbucker am Steg und einem Volumepoti, dazu ein nahezu verstimmungsfreies Vibratosystem von FLOYD ROSE oder KAHLER, verstärkt über einen mächtig aufgepeppelten MARSHALL oder Vergleichbares.

80er Jahre

In den 80ern entwickelten Soundfetischisten wie Steve Lukather riesige Racksysteme (heute oft verächtlich "Kühlschränke" genannt), wo verschiedene Vorstufen und Amps durch eine Arsenal von hochwertigen Studioeffekten geschickt wurden – nicht immer klang das Ergebnis so teuer, wie die Anschaffungskosten es erahnen ließen. Durch die vielen Stationen, die das Signal durchläuft, bleibt oft Wesentliches auf der Strecke, der "tone", von dem man heute so schwärmt. Auch waren die Sounds oft dermaßen durch Chorus, Harmonizer, Delay und Reverb überladen, dass von Natürlichkeit keine Rede mehr sein konnte.

90er Jahre
bis heute

In den 90ern drehte das Pendel wieder einmal in die andere Richtung: Grunge hieß das Zauberwort, und tatsächlich brachte die Besinnung "back to the roots" einiges an schöner Musik und guten Sounds hervor, nach dem Motto: Nimm eine Gitarre, stöpsle sie in einen Amp und ab geht's. Oft diente die Schublade Grunge aber nur dazu, mangelnde musikalische Qualität und berserkerhaftes Gitarrengestümper unter einem trendigen Mäntelchen zu verkaufen. Was auf alle Fälle geblieben ist, ist die Tendenz, wieder "natürlichere" Sounds zu verwenden. Weniger "Kühlschränke" sieht man heute auf den Bühnen, interessanterweise erlebten dafür die alten Pedale, die in den 80ern aus der Mode gekommen waren, eine richtige Renaissance. Manch lieblos in die Ecke geschleudertes Gerät, ist heute Kult. Auch der Gainregler wird heute von vielen Gitarristen weniger bemüht (Heavy Metal-Fraktion einmal ausgenommen), gefragt ist in vielen Fällen ein harmonisch ausgewogener Crunchsound, der vor 10 Jahren gerade mal als Rhythmussound durchgegangen wäre. Der in den 80ern so unumgängliche Whammy Bar spielt auch nicht mehr so eine Hauptrolle. Viele ehemalige Extremhebler verzichten sogar ganz drauf (z. B. Paul Gilbert).

Und heute? Gibt es einfach das alles und noch viel mehr ... Vom einkanaligen Röhrenamp ohne Master bis zum Amp-Modelling, das einem (angeblich) alle Röhrenklassiker auf Knopfdruck serviert ...

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