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4. Große und kleine Membranen

Von einer Großmembrankapsel spricht man ab einem Membrandurchmesser von 1 Zoll (2,54 cm). Typische Kleinmembrankapseln messen etwas über ½ Zoll (12 bis 15 mm). Dazwischen erstreckt sich eine Grauzone. Mikros mit Kapseln von rund ¾ Zoll (18 bis 22 mm) werden von den Herstellern nach Belieben als Groß- oder Kleinmembranmikros deklariert. Dabei spielt oft die äußere Bauform eine wichtige Rolle. Kleinmembranmikrofone sind in aller Regel zigarrenförmig und werden von vorne besprochen, Großmembranmikros sind deutlich breiter gebaut und werden fast immer von der Seite besprochen.

Man könnte glauben, dass die Membrangröße in Zusammenhang steht mit der Frequenzwiedergabe,– schließlich sind Basslautsprecher ja auch größer als Hochtöner. Dem ist aber nicht so. Kleinmembranmikros können genauso tiefe Frequenzen aufnehmen wie Großmembranmikros. Und Großmembranmikros reichen in aller Regel so weit in die Höhen wie Kleinmembranmikros. Kondensatormikros haben generell einen sehr weiten Übertragungsbereich, der meist das komplette Hörspektrum abdeckt.

Die Größe der Membran spielt aber eine wichtige Rolle beim Richtverhalten. Bei Großmembranmikrofonen verengt sich das Aufnahmefeld bei hohen Frequenzen. In der Praxis heißt das, dass Signale, die direkt von vorn auf die Membran treffen („on axis“), höhenreicher klingen als seitlich angeordnete Schallquellen („off axis“). Außerdem haben große Membranen ein minimal schlechteres Impulsverhalten als kleine Membranen, die ja eine noch geringere Masse besitzen und so den Schallwellen noch genauer folgen können.

Einen gewichtigen Vorteil hat das Großmembranmikrofon aber gegenüber dem Kleinmembranmikrofon: Es ist rauschärmer. Durch die größere Membranfläche hat das Großmembranmikrofon ein stärkeres Nutzsignal und damit den besseren Rauschabstand. Gerade bei leisen Signalen ist das Rauschverhalten ein entscheidender Faktor. Zudem sind theoretische Nachteile nicht in jeder praktischen Anwendung relevant. Das schlechtere off-axis-Verhalten des Großmembranmikros spielt z. B. bei Gesangsaufnahmen keine Rolle, da sich der Sänger ja direkt „on axis“ vor dem Mikrofon befindet. Unterm Strich ist das Großmembranmikrofon gerade in der Popmusik oft die bessere Wahl. Nicht umsonst wurde das Großmembranmikrofon seit jeher gern als „Solistenmikrofon“ betitelt. Großmembranmikrofone haben die Eigenschaft, Schallquellen – besonders die menschliche Stimme – größer und fülliger darzustellen als im echten Leben. "Larger than life", wie der Amerikaner sagt. Und genau diesen Sound wollen wir doch alle!

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