Nun wissen wir zwar alles über Lautsprecher, aber eigentlich stellt sich uns immer noch die Frage: "Welche Boxen brauche ich?" Zwar gibt es auch Veranstalter, die eine komplette Saalbeschallung bereit stellen – dann brauchen Sie sich darüber keine Gedanken machen. Andererseits sind Sie auch immer vom Veranstalter abhängig. Vielfach ist es sogar so, dass eine Band an dem Aufwand gemessen wird, den sie mit ihrer Anlage betreibt. An einem solchen Hype muss man sich nicht beteiligen. Fakt ist aber, dass eine gut eingestellte Bandanlage, bedient von einer für den Sound verantwortlichen sachkundigen Person, entscheidend zum Gelingen eines Auftritts beitragen kann. Das Publikum quittiert es dankbar, wenn es nicht mit Soundbrei zugedröhnt wird, sondern Gesang und Instrumente trennscharf in HiFi-ähnlicher Qualität zu orten sind. Das wird häufig selbst bei Top-Acts nicht genügend beachtet. Es kann also nicht schaden, wenn Musiker(innen) sich nicht einfach nur die Teile hinstellen, sondern sich mit dem beschäftigen, was da technisch und akustisch eigentlich passiert. Am Ende kann dabei sogar mancher Euro gespart werden, wenn man durch Sach- und Fachkunde Fehlkäufe vermeidet.
Oberstes Prinzip einer Kaufentscheidung sollte immer Qualität vor Quantität sein. Eine solide und bewährte Lautsprecherbox bringt vermutlich sehr viel mehr Ausgewogenheit und Druck im Sound und der Service ist gewährleistet. Fazit: Wenn man mit der Musik sein Geld verdienen will, sollten bewährte (aber leider auch nicht ganz billige) Systemlösungen in die engere Wahl gezogen werden.
Wahnsinnsleistungsangaben sagen kaum etwas aus. Wichtig ist das Prinzip der Signalverarbeitung, die Art der Schallwandlung und der Wirkungsgrad der Lautsprecher. Ein kleiner Kofferverstärker mit einem Verstärkerteil in Röhrentechnik und einem Markenlautsprecher mit hohem Wirkungsgrad bringt allemal mehr Leben und Power in einen Gitarrenklang als ein Riesenturm mit Billigstbestückung in Transistortechnik. Und was nützen schon 400 Watt, was nützt ein tolles Exponentialhorn für die Bassanlage, wenn der Übungsraum gerade mal 20 qm misst? Außerdem lassen sich kleine Anlagen gut transportieren. Fazit: Immer auf dem Teppich bleiben! Einsatzzweck und Einsatzort der Verstärker überlegen!
Anschaffungen sollten sich daran orientieren, wie groß die Band sein bzw. werden soll. Im Idealfall sollte dem Gesang eine besondere Rolle im Setup eingeräumt werden, denn Sänger haben es in einer Band wohl am schwersten, sich durchzusetzen. Fazit: Klarheit im Klang vermeidet Machtkämpfe!
Wenn das zu verstärkende Soundmaterial vom Mischpult kommt, dann kommen natürlich auch spezielle Boxen zur Saalbeschallung (Fachbegriff: PA = Public Address) zum Einsatz. Für leichten Transport und problemlose Anwendung sollte man kompakte Mehrwegboxen (Fullrange) in Erwägung ziehen. Allgemein übliche PA Systeme bestehen aus mindestens 2 Fullrangelautsprechern, die wahlweise von 1 bis 2 Subwoofern je Seite bassseitig unterstützt werden. Auf Bühnen werden die Lautsprecher häufig zu Türmen miteinander verbunden oder mit Fluggeschirr an Traversen aufgehängt ("geflogen"). Dies verhindert das Überschneiden von Frequenzen, die den Sound negativ beeinflussen könnten.
In diesem Bereich gibt es auch einige aktive Lautsprecherboxen, die die komplette Steuerelektronik, Frequenzweichen und Endstufen integriert haben. Gerade für kleinere Beschallungsaufgaben sind aktive Satellitenanlagen sehr praktisch. Zwei kleine Hochton-/Mitten-Boxen werden von einem aktiven Subwoofer angesteuert, in dessen Inneren alle Frequenzweichen, Verstärker, Filter usw. fest eingebaut sind. Hier ist nicht nur die Transportfreundlichkeit und die kurze Aufbauzeit von Vorteil, auch soundtechnisch können solche kompakten Anlagen trumpfen. Der ausgewachsene Subwoofer mit aktiven Frequenzweichen im Zusammenspiel mit den beiden Satellitenlautsprechern klingt meist viel besser als zwei vollwertige Fullrangeboxen.
Besondere Beachtung sollte modularen Beschallungslösungen gelten. Je nach Einsatzort müssen nicht alle Komponenten der PA-Anlage aufgebaut werden. Für den kleinen Club erfüllen die zwei Fullrangelautsprecher auf je einem Stativ schon gute Dienste – die Subwoofer können zu Hause bleiben. Bei der Hochzeitsfeier darf's da schon ein bisschen mehr sein, hier dürfen ein oder zwei Subwoofer schon mal für etwas mehr Bassstimmung sorgen. Im Bierzelt geht's dann richtig zur Sache – am Vollausbau mit 2 Fullrangelautsprechern und 4 Woofern kommt man nicht vorbei.
Ab einer bestimmten Größe kommt ein neuer Begriff ins Spiel – Line-Arrays. Um genügend Pegel zu erhalten, ist ein einzelner Lautsprecher pro Bühnenseite nicht ausreichend. Bei der Kombination mehrerer Speaker ergeben sich bei konventionellen Systemen Überschneidungsbereiche (Interferenzen), die zu Auslöschungen im Frequenzbild und somit zu schlechtem Klang führen. Um dieses Problem zu lösen, hat man bei der Entwicklung der Line-Array-Technologie neue Wege beschritten. Diese Systeme arbeiten nach dem Prinzip einer Zylinderwelle mit endlicher Höhe. Jedes Modul hat in der horizontalen Ebene einen fest definierten Abstrahlwinkel von meist 70 bis 110 Grad, der das ganze Auditorium von nur zwei Punkten aus ausreichend versorgen kann. In der vertikalen Ebene ist das Abstrahlverhalten isophasisch (alle zu übertragenden Frequenzen werden gleichphasig in nur eine Richtung gelenkt). Gruppiert man nun mehrere solcher Module übereinander, so erhält man in der Vertikalen eine kohärente Wellenfront, die nahezu keine Interferenzen aufweist, da jeder Punkt im Raum von nur einem ideal abstrahlenden zusammengesetzten Lautsprecher pro (Stereo-)Seite beschallt wird. Mit dieser Technologie ist es nun auch ohne Probleme möglich, von der Bühne aus eine komplette Zuhörerschaft mit zig tausend Personen zu beschallen, da jedes Lautsprecherelement des Line-Array durch die starke vertikale Bündelung des Schalls in der Entfernung einen wesentlich höheren Schalldruckpegel aufweist.
Fazit: Vorausplanen!