Der Name sagt es bereits: Mit einem Overdrive-Pedal soll der Sound eines übersteuerten Gitarrenverstärkers erzeugt werden. In der Regel liefern diese Pedale eine Bandbreite von ganz leichter Übersteuerung bis zum mittleren Zerrbrett, das man von Sounds á la AC/DC kennt. Der Ibanez Tube Screamer und der Boss OD-1 sind dabei die Urgesteine, deren Schaltung und Klangverhalten von vielen Herstellern nachgeahmt werden. Interessant dabei ist, dass diese beiden Schaltungen einen Hauch des direkten Gitarrensignals an den Amp weiterreichen und damit auch bei höheren Zerrgraden einen sehr klaren und transparenten Sound erzeugen – Schaltungs-Nerds sprechen dabei auch von der "authentischen Overdrive-Schaltung". Um dieses Phänomen noch umfangreicher nutzen zu können, besitzen manche Overdrive-Pedale einen separaten Regler, der das direkte Gitarrensignal stufenlos hinzumischt. In der Regel findet man aber bei Overdrive-Pedalen zum Einstellen des Sounds die beliebte Dreierkette mit Volume, Tone und Gain (Drive).
Eine wichtiges Merkmal von Overdrive-Pedalen und deren Sounds ist das Reaktionsverhalten auf alles, was mit Gitarre und Saiten zu tun hat: Ein leichter Anschlag wird mit einer leichten Verzerrung quittiert, bei härterem Anschlag liefert ein gutes Overdrive-Pedal dann auch entsprechend mehr Verzerrung – man spricht hier von dynamischer Ansprache. Wichtig ist auch das Reaktionsverhalten auf die Einstellung des Volume-Potis an der Gitarre. Wird der Volume-Regler an der Gitarre zurückgenommen, sollte der Sound auch etwas weniger verzerrt sein, weil von der Gitarre weniger Pegel zum Verzerrer gelangt. Viele Gitarristen spielen ihren Overdrive mit mittlerer Gain-Einstellung und erzeugen ihre unverzerrten Sounds durch das Herunterregeln des Volume-Potis.
Ein Overdrive ist prinzipiell in allen Musikrichtungen einsetzbar, Metal vielleicht ausgenommen, aber auch da werden Overdrive-Pedale hin und wieder eingesetzt. Ein Overdrive lässt sich nämlich auch ein wenig zweckentfremden und kann als Booster mit zusätzlicher Verzerrung vor einem schon recht verzerrten Verstärker eingesetzt werden. Der Ibanez Tube Screamer ist in dieser Kombination in seinem Element, wobei zum Einstellen der Volume-Regler weit aufgedreht werden sollte, denn das Signal soll ja weit angehoben werden. Der Gain-Regler bleibt weit unten und wird nach Gusto etwas höher gedreht, Tone sollte ebenfalls eher neutral bleiben. Nun gibt man ordentlichen Signalpegel mit einem Hauch zusätzlicher Verzerrung an die Vorstufe des Verstärkers, die dann natürlich ein höher verzerrtes Signal ausgibt. Mittlerweile hat sich der Begriff "Transparent Overdrive" etabliert, wobei es sich um Overdrive-Pedale mit eher niedrigeren Zerrgraden und weitgehend neutralen Frequenzgang handelt, die deshalb auch sehr gut als Booster einsetzbar sind.
Overdrive mit allen Reglern in der Mitte - zuerst Bypass, dann eingeschaltet.
Overdrive mit unterschiedlichen Drive-Einstellungen (7, 10, 14, 17 Uhr).
Overdrive mit unterschiedlichen Tone-Einstellungen (12, 9, 15 Uhr).
Overdrive mit unterschiedlichen Level-Einstellungen (12, 10, 14 Uhr).
Overdrive mit dezent übersteuertem Sound.
Overdrive mit leichter Verzerrung
Overdrive mit unterschiedlich starkem Anschlag an der Gitarre.
Overdrive als Booster vor einem verzerrten Verstärker - zuerst Bypass, dann eingeschaltet.