Ich habe mein RJC5 vor einer Weile als Ergaenzung zu meinen ueblichen handgemachten antiken Celli gekauft, weil ich eine Experimentierplattform fuer alternative Besaitungen und Tonabnehmer brauchte. Meine Faustregel fuer Cellopreise ist, dass Celli und all ihre Teile (Saiten etc.) ziemlich genau das zehnfache kosten wie die entsprechenden Teile einer Gitarre (der Massenproduktion der letzteren sei dank). Das passte hier auch, es ist im billigen, aber schon halbwegs brauchbaren Bereich. Vor allem im Vergleich zu noch guenstigeren Versandcelli steht es gut da: der Hals fuehlt sich korrekt an, ich musste nichts zurechtschleifen, der Stachel ist gerade, die Saiten koennen frei ueber dem Griffbrett schwingen und lassen sich einzeln mit dem Bogen erwischen. Auch musste ich die Saiten anders als bei billigeren Celli nicht direkt durch neue ersetzen, sie waren fuer den Anfang 'gut genug'.
Die Lackierung des Korpus ist etwas ungewoehnlich, aber angenehm zurueckhaltend und 'funktioniert'. Mein einziges Problem damit ist, dass mein "Shadow SH955 NFX-C Cello Tonabnehmer" keinen Halt findet -- dieser hat zwei kunststoffummantelte Piezoplaettchen, die man unter die Stegfuesse klemmt, der Kunststoff rutscht aber auf dem Lack, so dass auch der darauf sitzende Steg leicht wegrutscht, ich kann bei gestimmtem Instrument den Steg mit einem Finger umdruecken und er verstellt sich, wenn ich mit dem Gigbag irgendwo anstosse. Das ist sehr unguenstig, aber eben nur in dieser Kombination aus Cello und Pickup.
Der Klang hat sich -- und daher schreibe ich die Bewertung erst jetzt -- deutlich verbessert, als ich den Stimmstock habe korrigieren lassen. Dieser ist bei Streichinstrumenten zwischen Decke und Boden geklemmt und stellt die akustische Verbindung zwischen beiden her, darf aber nur locker eingeklemmt sein, um die Schwingung nicht zu behindern. Wenn die Saitenspannung fehlt (weil man unsachgemaess alle Saiten gleichzeitig entspannt hat oder weil der Steg umgefallen ist) ist weniger Druck auf der Decke und auch der Stimmstock kann umfallen, mit der Konsequenz, dass das Instrument entweder einfach nur nicht mehr klingt, oder sogar dass wegen des fehlenden Gegendrucks der Steg ein Loch in die Decke drueckt. Aus diesem Grund ist bei Versandinstrumenten, die mit umgelegtem Steg und entspannten Saiten verschickt werden, der Stimmstock sehr fest eingeklemmt. Das bedeutet aber, dass Decke und Boden sehr fest nach aussen gedrueckt werden und kaum noch vollflaechig schwingen koennen, vor allem Bassfrequenzen gehen verloren. Ich bin also mit gesenktem Blick "entschuldigen Sie, dass ich Ihnen so ein Instrument zeigen muss" zum Geigenbauer gegangen, der ziemliche Muehe hatte, den fest eingeklemmten Stimmstock zu befreien (Kosten 30,- fuer die Arbeitszeit), aber seitdem ist der Klang viel waermer und bassiger, das Instrument kann jetzt endlich zeigen, was in ihm steckt.