Nach meinem Reinfall mit der Stingl by Höfner E - Violine habe ich mich entschlossen noch tiefer in den Geldbeutel zu greifen und die Yamaha YEV-105 zu kaufen. Da ich vorhabe mehr in Richtung Rock und dergleichen zu spielen, dachte ich mir die tiefe C-Saite ist keine schlechte Idee, zumal ich von fast 20 Jahren Gitarre bereits vorbeeinflusst bin.
Verpackt war die Gute jedoch eher dürftig in einem Pappkarton mit Styropordeckchen. Kann man sehen wie man will, aber ein Instrument dieser Qualität und Preisklasse gehört schon etwas besser gesichert. Egal...es war alles in Ordnung!
Zubehör der Yamaha = Null!!!
Dafür hat es die E-Violine in sich! Man kann nichts bemängeln. Die Verarbeitung ist einfach super. Der 28mm breite Hals ist lackiert und liegt hervorragend in der Hand! Der Saitenabstand am Sattel ist 5,5mm - etwas geringer als bei einer 4 saitigen Violine ( zumindest die jenige die mir zum Vergleich zur Verfügung stand). Die Saitenhöhe am Steg war wie erwartet wesentlich höher als es jeder Standard vorgibt. Wir haben 7,5mm (C) auf ca 5mm (E) was sich besonders in den höheren Lagen gewöhnungsbedürftig spielt. Individuelle Anpassung ist hier erforderlich und wahrscheinlich gewünscht.
Etwas zerbrechlich wirkt der Steg mit dem integrierten Tonabnehmer. Meisterhaft gearbeitet auf jeden Fall, man kann aber nur hoffen den Steg niemals ersetzen zu müssen. Hier muss definitiv ein Fachman ran oder ein (bisher nirgends im Netz gefundenes) passenden Ersatzteil organisiert werden. Der Klang des Tonabnehmers ist definitiv natürlich und keineswegs spitz oder aufdringlich wie die billigen Piezos. EQ gibt es keinen, nur die Möglichkeit mittels Lautstärkepoti das Signal zu verringern oder via gedrückten Schalter das volle Signal zu bekommen...meines Erachtens liefert in diesem Modus die Violine den besten Klang. Wer keine Lust auf ausgelaufene Batterien in seinem Instrument hat: die Yamaha ist passiv und hat keine Batterie. Wer allerdings mit Kopfhörer spielen möchte braucht ein Extragerät / Amp.
Generell liefert die Violine einen sehr angenehmen Klang, was auch an den Dadarrio Helicore Saiten liegen mag, die als Werkssaiten kommen. Einziger Wermutstropfen ist die tiefe C-Saite die manchmal etwas träge und undifferenziert wirkt, was wohl der Violinenmensur geschuldet ist. Viele 5 Saiter haben wohl dieses kleine "Problem".
Bespielbarkeit in Sachen Stegrundung / Radius ist kein Problem. Gewöhnungsbedürftig: man hat plötzlich eine "Mittelsaite"! Mich stört es als eigentlicher Gitarrist überhaupt nicht!
Fazit: man erhält ein sehr wertiges, gut verarbeitetes und klingendes Spitzeninstrument! Wer bereit ist sich auf 5 Saiten einzulassen oder gern experimentiert der sollte unbedingt zugreifen. Ich bereue den Kauf nicht!
Nachtrag: die werksseitig aufgezogenen Daddario Helicore Saiten sind nicht schlecht, wurden aber von mir erst durch Chromcore, später durch Pirastro Tonica ersetzt. Erst mit den Tonicas war ich richtig zufrieden, besonders was die Durchsetzungkraft und Knackigkeit der tiefen C-Saite anbelangt. Die Helicores sind mitunter eher etwas dumpf, auch wenn die E-Saite dafür sehr angenehm klingt.