Mit den Modulen der 900er-Serie von Moog begann in den 60er Jahren der kommerzielle Synthesizerbau. Sie waren u.a. Grundlage für die Synthesizer Ic, IIc, IIIc/p und später für System 55, 35 und 15. Auch die Schaltungen des berühmten Minimoog basierten darauf. Mit den 900er-Modulen wurde das Prinzip des spannungsgesteuerten Oszillators ebenso wie die legendäre Schaltung des Ladder-Filters und auch die grundlegenden Konzepte von Hüllkurve, Noise Generator und VCA erstmals als ganzheitliches System realisiert. Behringer hat eine Auswahl der wichtigsten 900er-Module neu aufgelegt und dabei die Schaltungen historisch korrekt nachgebildet. Somit wurden auch Besonderheiten wie der S-Trigger und Module wie der VCO-Driver übernommen, was heutzutage im Euroracksektor zwar nicht mehr angewendet wird, sich aber dennoch problemlos integrieren bzw. anpassen lässt.
Das Modul 902 ist ein spannungssteuerbarer Verstärker. In der Übersetzung ist der Terminus VCA etwas missverständlich, denn das Signal wird im eigentlichen Sinn nicht verstärkt, sondern sein Pegel von Null bis zum eigenen Maximum geregelt. Über Fixed Control Voltage lässt sich der VCA permanent öffnen. Über die drei Control Inputs wird die Öffnung mithilfe von CV-Spannungen, z.B. von einer Hüllkurve oder einem LFO, dynamisch gesteuert. Die Audioein- und -ausgänge besitzen jeweils eine zweite Buchse, an der das Signal um 180° in der Phase gedreht parallel anliegt. Die Kennlinie des VCAs lässt sich umschalten. Linear ist vorwiegend geeignet, wenn eine Steuerspannung geregelt werden soll. Die exponentielle Kennlinie ist für Audiosignale besser geeignet, da sie eher der Lautstärkewahrnehmung des menschlichen Ohres entspricht.
Modularsynthesizer wie das Moog System 55 und selbst dessen kleinere Varianten System 35 und System 15 waren schon seinerzeit sehr teuer und auch heutzutage sind diese Ikonen sowie die Nachbauten unterschiedlicher Hersteller mit immensen Kosten verbunden. Behringer macht diese absolute Legende für jedermann erschwinglich und mit der Portierung in das Eurorack-Format lässt sich ein System deutlich kompakter und somit auch portabel aufbauen. Fans von den Pionieren der elektronischen Musik ist es hiermit möglich, einen eigenen Modularsynthesizer, wie ihn W. Carlos, Keith Emerson, Klaus Schulze u.v.a. einsetzten, selbst zu konfigurieren, die speziellen Eigenheiten des Vintage-Systems zu erfahren, ihn im eigenen musikalischen Kontext einzusetzen und sogar mit weiteren Eurorackmodulen interagieren zu lassen.
Das in Deutschland von Uli Behringer gegründete und heute in China ansässige Unternehmen steht seit dem ersten Produkt, dem Studio Exciter F, für preiswertes Equipment. Mischpulte, wie das Eurodesk MX8000, sowie unzählige Signalprozessoren und später auch Beschallungsequipment ermöglichten es unzähligen Musikern auch bei begrenztem Budget ihre Heimstudios, Übungsräume und mobilen PAs mit Equipment auszurüsten, das sonst nicht erschwinglich war. Die Produktpalette von Behringer wuchs über die Jahre ständig weiter. Durch die Übernahme weiterer Firmen, u.a. Midas, Klark Teknik und TC Electronic, kamen nicht nur neue Produktgruppen hinzu, sondern es floss auch deren technisches Know How in die Produktentwicklung mit ein.
Die gängigste Anwendung für das Modul 902 besteht darin, in einer klassischen VCO-VCF-VCA-Struktur das Ende der Signalkette zu bilden und den Lautstärkeverlauf zu regeln. Gesteuert durch eine Hüllkurve, werden so Einschwing-, Abkling-, Halte- und Ausklingphase der Sounds umgesetzt. Nahezu alle Arten von Bass-, Lead-, FX-Sounds und Percussion werden auf diese Weise gesteuert. Für Sounds, die aus mehreren Komponenten bestehen, können mit entsprechend vielen VCA unterschiedliche Längen und Verläufe realisiert werden. Bei einer Snare lässt sich mit einem VCA der kurze Attack-Transient und mit einem zweiten VCA das längere Abklingen des Noisefloors separat regeln. Ebenso können CV-Signale gesteuert werden, indem etwa eine Hüllkurve oder eine Thereminantenne mithilfe des VCAs z.B. die Modulationstiefe eines LFOs gezielt beeinflusst.