Von Behringer werden nicht nur Vintage-Synthesizer wiederbelebt, sondern auch Studio-Equipment. Das Spring Reverberation 646 ist ein Federhall nach dem Vorbild des britischen Grampian Reverberation Unit Type 636 von 1966. Dieses Gerät mag vielen nicht geläufig sein, doch es wurde von Gitarristen wie Pete Townshend, den Reggae/Dub-Produzenten Lee "Scratch" Perry und King Tubby sowie bei vielen Indie- und New Wave-Produktionen eingesetzt. Der Federhall erzeugt keinen realistischen Reverb-Effekt, doch sein metallisches "Scheppern" hat einen ganz eigenen Charakter, der gleichermaßen zu Gitarre, Drums sowie Synthesizern passt und unmittelbar ein Flair erzeugt, das in der Musik der 50er bis 70er Jahre allgegenwärtig war und inzwischen ein echtes Revival erlebt. Im Spring Reverberation 646 ist dieser Vintage-Hall mit einem Preamp gekoppelt, dessen Overdrive dem Sound zusätzlich Würze verpasst.
Das Behringer Spring Reverberation 646 ist ein einkanaliges Effektgerät mit einer mechanischen Hallfeder und besitzt vier unterschiedlich konfigurierte Eingänge. Dynamische Mikrophone können an einem symmetrischen oder einem unsymmetrischen Eingang angeschlossen werden. Der Aux-Kanal besitzt zwei Eingänge für Line-Signale mit hohem oder niedrigem Pegel. Hier kann das Signal in den Overdrive gefahren werden, bevor es zur Hallfeder gelangt. Der Reverb-Anteil lässt sich separat regeln, sodass das Gerät auch nur als Preamp mit Overdrive genutzt werden kann. Außerdem lässt sich das Reverb per Fußschalter an- und ausschalten. Alle Buchsen sind auf der Front im 3,5mm-Format und parallel an der Rückseite im 6,3mm-Format vorhanden. Das Gerät kann aus dem Desktop-Gehäuse genommen und in den Rahmen eines Eurorack-Modularsystems eingesetzt werden.
Ob für Gitarre, Synthesizer oder Studio, ein analoger Federhall ist etwas für Spezialisten, denen für das authentische Vintage-Klangerlebnis eine digitale Emulation nicht ausreicht. Der stetig variierende Reverb-Effekt der mechanischen Hallfeder, gepaart mit dem Sound des Preamps, besitzt eine Lebendigkeit, die man während des praktischen Einsatzes schätzen lernt, aber auch beherrschen muss. Für die optimalen Einstellungen sollte man die Eigenheiten des Gerätes kennen und seine "Sweet Spots" finden. Geduld und Erfahrung sind hier absolut von Vorteil, da man sonst womöglich das klangliche Potential des Federhalls nicht im vollen Umfang nutzen wird.
Das in Deutschland von Uli Behringer gegründete und heute in China ansässige Unternehmen steht seit dem ersten Produkt, dem Studio Exciter F, für preiswertes Equipment. Mischpulte, wie das Eurodesk MX8000, sowie unzählige Signalprozessoren und später auch Beschallungsequipment ermöglichten es unzähligen Musikern auch bei begrenztem Budget ihre Heimstudios, Übungsräume und mobilen PAs mit Equipment auszurüsten, das sonst nicht erschwinglich war. Die Produktpalette von Behringer wuchs über die Jahre ständig weiter. Durch die Übernahme weiterer Firmen, u.a. Midas, Klark Teknik und TC Electronic, kamen nicht nur neue Produktgruppen hinzu, sondern es floss auch deren technisches Know How in die Produktentwicklung mit ein.
Wenn das Behringer Spring Reverberation 646 in ein Modularsystem eingebunden wird, lässt es sich mit diversen Modulen sinnvoll erweitern. Naturgemäß kann beim Federhall die Halldauer nicht eingestellt werden. Wenn jedoch ein VCA nachgeschaltet und dieser mit einer Hüllkurve gesteuert wird, kann der Hall künstlich verkürzt oder sogar mit einer Attackphase zur Imitation eines Reverse-Effektes versehen werden. Die Hüllkurve muss dafür vom Audiosignal selbst oder parallel einen eigenen Trigger erhalten. Da eine Hallfeder auf tieffrequenten Signale stärker reagiert, hilft ein Hochpassfilter mit geringer Flankensteilheit, das vor dem Eingang gepatcht wird, den Effekt ausgewogener zu gestalten. Ein nachgeschaltetes Bandpassfilter kann den Gesamtsound abrunden und mit der Resonanz eine "synthetische Farbe" hinzufügen.