Es ist schon faszinierend, was sich im Bereich Amptechnik in den letzten Jahren alles tat. Meine erste Erfahrung mit einem wirklich gut klingenden Minisoundsystem machte ich vor etlichen Jahren mit dem Wave Radio von Bose, daher ging ich an den Ankauf des Fly3 ohne große Bedenken heran und wurde nicht enttäuscht. Der kleine Amp ist bei mir seit knappen zwei Jahren nicht nur aufgrund seiner minimalistischen Abmessungen treuer Reisebegleiter. Er kommt mit zwei Kanälen, Clean und Crunch (OD), die nur getrennt betrieben werden können, einem als ISF bezeichneten Equalizer, einem moderaten Delay sowie einer getrennten Regelung für Volume und Gain. Dazu gibt es noch einen Kopfhöreranschluss und eine Eingangsbuchse für MP3 Player, Smartphone oder Soundkarte. Liest sich absolut amtlich, hört sich auch so an, grössere Amps haben oft auch nicht mehr an Bord. Die patentierte ISF Ampsimulation findet man mittlerweile an vielen Blackstar Produkten, sie soll ermöglichen, stufenlos zwischen Soundcharakteristiken amerikanischer bzw. britischer Amphersteller zu wählen. Meine derzeit favorisierte Einstellung ist 9 Uhr, also "Mesa Boogie mit einer Schippe Marshall" obendrauf. Das kleine Teil kann mit seinen 3 Watt Leistung ziemlich laut werden, ohne ins Schrill - Plärrige abzurutschen. Habe mir für den Einsatz in der heimischen Stube vor kurzem noch das Extension Cabinet mit echter Stereofunktion zugelegt, im Verbund und voll aufgedreht gibts garantiert Ärger mit den Nachbarn. Im Clean Kanal bei maximalem Output kommt es zu keiner hässlichen Transistorzerre, alles bleibt glasklar bis zum Potianschlag. Im OD Modus ebenfalls bei Rechtsanschlag ist nur saubere, crunchige Zerre zu hören, ein Übersteuern des kleines Amps über die Volume Einstellung ist offensichtlich und glücklicherweise nicht möglich, das erledigt dann der Gainregler in sauberster Modulationstechnik. Klar ist der kleine Amp eine Volltranse, die Anschlagsdynamik ist aber und vor allem trotz seiner "Größe" wirklich beachtlich. Wer sich eine Metallzerre erwartet, wird enttäuscht, das bringt der Kleine dann doch nicht. Für Ausflüge in den Ultra High Gain Bereich habe ich mir den Blackstar HT Metal Treter dazugekauft. Der hat auch nochmal eine ISF Regelung an Bord und harmoniert mit dem Fly3 als wären sie füreinander geschaffen. Natürlich entsteht Sound, wenn es um die Beschallung grösserer Räume geht, über die Fläche der Speakermembranen und Ausgangsleistung der Vor-, bzw. Endstufen. Dafür ist der Fly3 nicht konzipiert, er ist ein prima kleiner Übungsamp, der sich am besten anhört, wenn man unmittelbar davor steht oder sitzt.
Ohne das Extension Cabinet und bei häufigem Gebrauch hält ein Satz Akkus oder Batterien etwa ein halbes Jahr (!), mit Extension Cabinet ist der Saftverbrauch natürlich etwas höher. Ich empfehle euch den Ankauf des Bundles mit Netzteil, Blackstar hat da leider eine produktspezifische Sondernorm, es gibt auf dem freien Markt keine kompatiblen Stromversorger. Von mir gibt es einen klaren Kauftip für Gitarristen, die viel unterwegs sind und nicht immer mit Kopfhörer spielen wollen, sowie alle, die mit völlig überdimensionierten Amps Zuhause üben wollen, die sich erst bei einer Lautstärke gut anhören, bei der garantiert der Kontaktbereichsbeamte vorbeischaut.