Mit ihrer roten Farbe ziehen die Synthesizer von Clavia Nord so einiges an Aufmerksamkeit auf sich, und das zu Recht. Das Nachfolgermodell Nord Wave 2 wurde erstmals auf der NAMM 2020, einer der größten internationalen Musikmessen, vorgestellt und vereint diverse Synthesearten in einem Gerät. So lassen sich mit ihm Virtual Analog, Sampling, FM- und Wavetable-Synthese umsetzen. Er verfügt über zwei Oszillatoren, einen LFO mit fünf verschiedenen Wellenformen, ein Multimode-Filter mit sechs Filtertypen und drei ADSR-Hüllkurven. Mit an Bord sind auch ein Equalizer und diverse Effekte, mit denen die letzten Akzente im Klang gesetzt werden können. Seine 61 aftertouch-fähigen Tasten erstrecken sich über fünf Oktaven. Diese Ausstattung macht den Nord Wave 2 zu einem ausdrucksvollen Performance-Synthesizer, der sich vor allem in Livesituationen bewähren kann.
Die Benutzeroberfläche des Nord Wave 2 lässt sich in vier Sektionen unterteilen: Performance, Program, Layer Control und Effects. Der Synthesizer zeichnet sich durch vier Layer aus, die einen direkten Zugriff auf Lautstärke, Panorama und Tastatur-Spiltpunkte ermöglichen. Mit vier Tasten und vier Reglern lassen sich diese jeweils umschalten und mischen. Desweiteren lassen sich Gruppen festlegen, die dieselben Einstellungen in Sachen Filter, Hüllkurven, Arpeggiator und Effekte teilen können. Mit diesem Workflow lassen sich einfach und übersichtlich Multi-Layer-Sounds erstellen, die somit wie Patches gehandhabt werden können. Mit drei Splitpunkten und einer Crossfade-Funktion ist man in der Lage, die Tastatur in vier Zonen zu unterteilen und Sounds zu überblenden. Der polyphone Arpeggiator kann alle gehaltenen Tasten in verschiedenen Modi triggern. Ein Gate-Modus kann abgehackte rhythmische Patterns erzeugen und der Pattern-Modus enthält eine Vielzahl an vordefinierten Patterns, die alle bearbeitet werden können.
Mit seiner umfangreichen Benutzeroberfläche lädt der Nord Wave 2 zu Klangexperimenten ein. Er stellt hier alle Funktionen bereit, die man benötigt, um übersichtlich und einfach neue Klänge zu erzeugen, die in der Programm-Sektion abgespeichert und schnell wieder geladen werden können. Dieser Workflow ist besonders in Livesituationen vorteilhaft. Der Arpeggiator, sowie die digitalen Single-Cycle und Attack-Wellenformen tragen daneben bedeutend zur Klangvielfalt bei. Mit der Nord Sample Library werden zahlreiche Sounds geboten, die sich über den Nord Wave 2 spielen lassen. So fühlt er sich in allen Musikgenres zu Hause. Verbaut ist der Synthesizer in einem schlanken und soliden Metallgehäuse. Er unterstützt eine Reihe von Fußpedalen, darunter Fatar, Yamaha FC7, Roland EV-7, Roland EV-5, Korg EXP2 und Korg XVP10. Mit Strom betrieben wird der Synthesizer über einen Kaltgerätestecker.
Die Geschichte der schwedischen Firma Clavia begann in den 1980er-Jahren mit elektronischen Schlagzeugen. Im Jahr 1995 erschien der Nord Lead und legte als einer der ersten virtuell-analogen Synthesizer der Welt den Grundstein für eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Schon damals war das Markenzeichen die rote Farbe, durch die die Instrumente von Clavia weithin sichtbar sind. Bald stellte die Firma nicht mehr nur Synthesizer her, sondern entwickelte mit den Reihen Nord Electro, Nord Stage und Nord Piano Instrumente, die Keyboardern völlig neue Möglichkeiten auf der Bühne und im Studio eröffneten. Neben dem kompromisslos guten Klang und der exzellenten Fertigungsqualität war es von Anfang an auch die einfache, praxisorientierte Bedienung, die Clavia-Instrumente zu bevorzugten Werkzeugen für Live-Keyboarder/innen machte. Inzwischen werden die Instrumente unter der Marke „Nord Keyboards“ vertrieben, werden aber nach wie vor in Schweden von Hand hergestellt.
Die virtuell-analogen Filter im Nord Wave 2 bieten einen Filter-Drive sowie diverse Simulationen bekannter analoger Filter, wie zum Beispiel die eines Moog-Ladder-Filters. Die links befindlichen Tasten sind für das Zuweisen der Parameter an das Mod-Wheel zuständig. Mit der Funktion Impulse Morph ist das sprunghafte Verändern von Parametern möglich. Hier befinden sich auch die Funktionen Octave und KB Hold zum Oktavieren und Halten der gespielten Tasten. In der Oszillator-Sektion lässt sich über ein Display mit einem Encoder die Wellenform einstellen. In mehreren Kategorien sind klassische und komplexe Wellenformen zu finden. Einen Regler weiter unten sind die Wavetables mit verschiedenen Obertonstrukturen angesiedelt. Die FM-Funktion bietet 10 unterschiedliche Algorithmen, bei denen zwei bis vier Operatoren miteinander verschaltet werden. Mit der Software Nord Sample Editor 3.0, die auf Mac und Windows läuft, lassen sich eigene Samples auf den Nord Wave 2 transferieren, mappen und loopen.