Für zuhause benötigte ich einen bezahlbaren metaltauglichen Verstärker in nachbarfreundlicher Leistungsklasse. Der E530 kommt mit einer kleinen 2x1,5W Endstufe daher und über meine 1x12 mit V30 wage ich mich nur selten über 25% Lautstärke. Der Verstärker ist daher definitiv leise und bei Bedarf auch laut genug.
Der Preamp hat recht große Gainreserven, die auch den leisesten Pickups gesättigte Zerrklänge entlocken können sollten. Besonders dann, wenn man noch die Hilfe eines Tubescreamer(-Klon)s in Anspruch nimmt.
Mit 500€ ist das Gerät auch nicht allzu teuer. Nicht günstig, aber bezahlbar. Damit sind alle meine Kriterien in der Theorie erfüllt. Ein Bonus in meinen Augen ist das Rackformat, das zum einen für vorverkabelte Livesetups oder für cleane Studioaufbauten einen echten Mehrwert bietet.
Auch in der Praxis enttäuscht der ENGL nicht. Ich habe für das letzte Quäntchen Klangqualität einen Overdrive vorgeschaltet, ich habe auch keinen Verstärker erlebt, dem das für Heavy Metal nicht in meiner Meinung gut tat. Im High Gain Kanal liefert der Vorverstärker für mich einen wirklich fantastischen Klang, er ist aber kein One-Trick-Pony! Durch den recht unkonventionellen Vierbandequalizer lässt sich hier in den Mitten, dem für die Gitarre wichtigsten Frequenzbereich etwas differenzierter arbeiten, als bei den allermeisten Verstärkern, die nur mit drei Bändern ausgestattet sind. Obendrein gibt es einen schaltbaren Contour (Mittenboost), der noch einmal auf anderen Frequenzen arbeitet als die beiden Drehregler.
Im Cleankanal gibt es nur den allseits bekannten Dreibandentzerrer. Obendrein wurde ein Bright schalter angebracht, der allerdings weder per Footswitch bedienbar, noch mit einer LED ausgestattet ist. Mithilfe des fußschaltbaren Gain Boost und Contour lassen sich jedoch auch hier recht viele Klangvarianten realisieren. Ein befreundeter Bluesrocker war ebenso mit dem Sound zufrieden, wie ich, obwohl wir diametral unterschiedliche Klangvorstellungen haben.
Was den Verstärker so besonders macht ist die Menge an cleveren Features, die für mich einen echten Mehrwert gegenüber "normalen" Amps bieten. Ich habe den Kopfhöreranschluss über ein selbstgelötetes Kabel an eine Box angeschlossen. Man kann für diesen Anschluss auf der Rückseite eine Boxensimulation aktivieren, um auch per Kopfhörer üben zu können. Ich würde das jedoch nicht empfehlen, weil der Klang dieser Simulation leider nicht wirklich gut ist. Besonders, weil wir in einer Zeit leben, in der es verschiedene kostengünstige Varianten gibt, um Impulsantworten von echten Boxen gibt, die dieser Lösung klanglich meilenweit überlegen sind. Die Frequency Compensated Outputs an der Rückseite haben das gleiche Problem. Diese Herangehensweise, Gitarrenboxen zu simulieren, ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Da wäre es schön gewesen, wenn man diese Frequenzkompensation auch deaktivieren könnte und dadurch zwei Line Outs pro Kanal zur Verfügung hätte.
Dadurch, dass ich den Preamp ohne Endstufe betreibe, habe ich die normalen Line Outs allerdings frei. Ich kann also mit dem E530 und Torpedo Wall of Sound sehr einfach einen extrem guten Klang aufnehmen, ohne Potential, meine Nachbarn zu stören.
Ein kleines Problemchen mit dem Verstärker ist allerdings das Brummen, das vom Trafo im Gehäuse ausgeht. Selbst mit vollständig heruntergeregeltem Volume hört man immernoch das Geräusch aus dem Verstärker selbst, was bei recht leisem Üben stören kann. Bei Lautstärken, die Gitarristen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern oder beim Spielen mit geschlossenen Kopfhörern fällt dies allerdings nicht auf.
Ich habe inzwischen zwei dieser Preamps. Einen im Proberaum und für Auftritte in einem Double Door Rack, den anderen zuhause im Tischrack verbaut. Ich kann wunderbare Clean Crunch und Heavy Klänge mit ihm erzeugen und habe daher ein fantastisches Arbeitstier im Studio, um unterschiedlichste Stile mit Gastmusikern spielen zu können und ein Identisches im Livesetup, welches zuverlässig, schnell aufgebaut und immer geschützt einen hervorragenden Dienst erweist.