Was für eine positive Überraschung! Eigentlich hatte ich eher aus sentimentalen Gründen - meine erste E-Gitarre war eine günstige SG-Kopie - nach Ansehen verschiedener YouTube-Tests die Epiphone SG mit P-90-Tonabnehmern bestellt. Zunächst wollte ich erst die Variante mit Humbuckern, aber dann war ich doch neugierig auf die P-90, zumal ich bereits eine PRS mit Humbuckern besitze. Außerdem war der Preis sehr verlockend.
Aufgeregt wartete ich auf den Postboten - um mitansehen zu müssen, wie dieser das große Thomann-Paket bei Herausholen aus dem Fahrzeug auf die Straße fallen ließ. Doch dank der sehr guten Verpackung war der Gitarre nichts passiert.
Erster Eindruck nach dem Auspacken: Das matte Finish wirkt sehr edel, die Maserung kommt sehr schön zur Geltung. Die unlackierte Oberfläche fühlt sich angenehm warm an und leicht samten, anders als ein lackierter Body und Hals. Die Verarbeitung ist bestens, gibt nichts zu meckern. Bünde sind okay, nichts steht über, auch der Steg passt. Die Mechaniken wirken auf den ersten Blick eher billig, halten aber bestens die Stimmung, nachdem ich die Muttern nachgezogen habe.
Wenig begeistert hat mich allerdings die Einstellung der Saiten: viel zu hoch. Außer zum Bottleneck spielen vielleicht. Doch das Einstellen der Saitenlage ging ratzfatz, da sich die Brücke ganz leicht mit einem Schrauber absenken ließ. Gleiches gilt für die Tonabnehmer, die ebenfalls nach unten geschraubt werden mussten. Und schließlich neue Saiten. Das war's aber schon, jetzt habe ich eine sehr schön bespielbare Gitarre, die meiner Telecaster hier in nichts nachsteht.
Jetzt endlich die SG an den Peavey Classic 30 angeschlossen. Cleaner Channel: Neck-Pickup wunderbar warm und rund, schöner Blues-Ton, der Bridge-Pickup höhenreich und knackig. Die Elektronik regelt einwandfrei Lautstärke und Ton. Beide P-90 zusammen gefallen mir ebenfalls sehr gut, kräftig, warm, höhenreich. Dann in den Lead Channel. Wow, die SG rockt mit den P-90 voll ab. Selten hat mir ein Neck-Pickup so gut gefallen, der mich ein wenig an den Clapton-Sound erinnert, als er eine SG bei Cream spielte. Okay, er klingt fast ein wenig mulmig, aber immer noch definiert, er macht mir Riesenspaß.
Die SG harmoniert auch mit meinen Overdrive-Pedalen bestens, einem Mojomojo, der Box of Rock und dem Fuzz Face. Dann geht die Post ab (für meine Verhältnisse, die eher auf Bluesrock eingestellt sind).
Unter dem Strich habe ich mit der Epiphone SG Classic eine preisgünstige Gitarre erhalten, die sich nach wenigen Optimierungen prima spielen lässt und einen richtig fetten Rock-Sound produziert. Sie ist für mich die ideale klangliche Ergänzung zur Tele und der PRS und wird definitiv auch auf der Bühne eingesetzt werden, was ich bei der Bestellung nie gedacht hätte - ein echter Wow-Effekt. Zum Glück habe ich meinen sentimentalen Gefühlen nachgegeben...