Nachdem mir von einem Bandkollegen mit einem Moog Voyager Synthesizer schmackhaft gemacht wurden (war bisher hauptsächlich bei Gitarre und Drums zuhause) und ich (zumindest im Moment) endlich mit meinem Gitarren-Setup zufrieden bin, war es an der Zeit, mir einen preiswerten Synth zu holen, um in die Welt der künstlichen Klangerzeugung einzutauchen.
Nach ein paar Tagen Recherche über Synths unter 300 Euro entschied ich mich letztlich für den Korg Monologue. Er setzte sich gegen den Arturia Microbrute aufgrund des weiteren Oszillators und gegen den Volca Keys wegen der Tastatur durch.
Sound:
Der Sound lässt für mich als Synth-Neuling vorerst wenige Wünsche offen. Von weichen Vintagesounds über knarzende Electro-Sägen bis hin zu spacigem Noise ist alles drin. Angenehmer Ambient und drückender Drone lassen sich ebenfalls ohne Probleme rausdrehen. Und all diese Sounds klingen wirklich fett und frequenzreich. Das ist kein Fall von "für diesen und jenen Sound ist er bestens geeignet, aber auch X und Y bekommt man mit ein bisschen Know-How hin." Nein, man kommt sehr einfach von einlullendem, weichen Sound zu knallhartem, metallischen Bruzeln, und alles klingt einfach nur herrlich!
Features:
Mit 2 Oszillatoren, einer davon mit Pitchregler, einer Envelope- und LFO-Sektion, die es wirklich in sich haben (auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirken mag), einem eingebauten Drive, einer anschlagdynamischen Klaviatur und einem 16-Step-Sequencer, der mit vielen Funktionen aufwartet, ist der Spruch "viel Synth für wenig Geld" kein leeres Gerede. Kurzum, ich bin begeistert!
Hier ist kaum Platz, um alles zu erwähnen, was ich in den ersten Tagen entdeckt habe, aber ich möchte besonders den Envelope Generator und den LFO hervorheben. Experimentiert man damit ein bisschen herum, ergeben sich plötzlich ungeahnte Möglichkeiten, den Klang zu modulieren - trotz fehlendem Sustain und Release. Der EG des Monologue schafft es, da alles rauszuholen, was man sich wünscht - und noch mehr. Perkussive Sounds oder eine Delay-ähnliche Einstellung sind im Nu rausgedreht.
VCO 1 verfügt über Saw, Triangle, Square und einen Shape-Regler. VCO 2 hat Saw, Triangle, weißes Rauschen (sehr gut für perkussive Klänge und Soundeffekte), Shape-Regler und Pitch. Bei gedrückter Shift-Taste macht der Pitchregler 100 cent-Sprünge.
Der Sequnecer kann so einiges, hier sei lediglich erwähnt, dass man zum Beispiel 4 verschiedene Parameter live recorden und editieren kann.
Bedienung:
Die Drehregler und Kippschalter bieten guten Widerstand, nichts wackelt. Die grundlegenden Funktionen hatte ich schnell raus, bei genauerer Beschäftigung und Experimentierfreude öffnen sich völlig neue Welten. Man kommt mit wenigen Handgriffen zu den unterschiedlichsten Sounds. In den Sequencer muss man sich erst mal ein bisschen reinfinden, aber auch das geht relativ schnell und sobald man die Bedienung verstanden hat, macht er wirklich Spaß.
Verarbeitung:
Regler und Schalter sind robust verbaut, das Bedienfeld ist aus Alu, der Rest vom Gehäuse Plastik. Das macht den Monologue erstaunlich leicht, trotzdem wirkt er nicht billig. Der Power-Knopf ist bei mir leider ein bisschen locker und bleibt manchmal hängen - das war sofort nach dem Auspacken schon der Fall. Das ist etwas schade, war für mich aber nicht Grund genug, das Gerät umzutauschen. Das lässt sich sicher leicht reparieren, gibt aber für mich trotzdem Abzüge.
Ein weiterer Kritikpunkt: Netzkabel wird nicht mitgeliefert. Ich habe keins dazubestellt, da ich noch ein 9V Netzteil mit 1700 mA und "Standard"-Stecker zuhause hatte, doch nach dem Auspacken die Ernüchterung: Der Stecker passt nicht. Da hätte ich mich natürlich genauer informieren müssen, trotzdem finde ich das ärgerlich, da Korg dies wahrscheinlich bewusst macht. Da wollte man wohl unbedingt einen Synth für unter 300 anbieten, was mit Netzteil scheinbar nicht möglich wäre. Schade!
Unterm Strich bleibt zu sagen, dass das Wort "preiswert" wohl selten so treffend für ein Stück Musikequipment passt, zumindest meiner Erfahrung nach. Coole Features, gute Verarbeitung, fetter Sound! Ich liebe das Teil jetzt schon.