Anschlüsse:
Der Moog Matriarch ist die Weiterentwicklung des semimodularen Moog Grandmother. Im Gegensatz zum Grandmother ist der Matriarch aber nicht monophon, sondern vierstimmig. Das semimodulare Design wurde fast eins zu eins übernommen. Statt 41 weist Matriarch allerdings ganze 90 Patchpunkte auf. Das System ist übrigens kompatibel zu den anderen (semi-)modularen Moog-Produkten sowie anderen modularen Synthesizern. Die vier analogen Oszillatoren und das klassische Ladderfilter sind wie viele Aspekte des Designs an die alten Moog-Modular-Systeme angelehnt. Das Ganze kommt in einem gewohnt soliden und sehr hübschen Gehäuse mit einem hochwertigen 49-Tasten-Fatar-Keyboard daher. Digitale Verschnörkelungen gibt es beim Matriarch nicht, auch keine Presets: What you see is what you get.
Neben den schon erwähnten Oszillatoren und Filtern findet sich im Moog Matriarch, passend zum optischen Retro-Einschlag, ein analoges Stereo-Eimerketten-Echo. Allerdings hat der Matriarch auch ein paar moderne Features im Gepäck. So findet sich auf der Rückseite neben den 5-Pin-MIDI-Anschlüssen eine USB-Verbindung. Auf der Vorderseite bietet Moog einen Arpeggiator sowie einen Sequenzer, der mit 256 Schritten mehr als genug Platz für jede noch so umfangreiche Melodie bietet. Wie es sich für ein modular ausgelegtes Gerät gehört, finden sich dort auch die klassischen Utilities wie ein Signalsplitter (Mult) und ein Attenuator, mit dem Steuersignale verstärkt oder abgeschwächt werden können.
Eines sollte klar sein: Wie eigentlich jeder Moog ist der Sound des Matriarch über jeden Zweifel erhaben. Wer einen Moog kauft, bekommt Moog-Sound und wer Moog-Sound will, kauft einen Moog. So einfach ist das. Der Matriarch ist sicher kein Schweizer Taschenmesser, sondern ein Purist ohne digitalen Schnickschnack. Dank seiner Polyphonie kommen Keyboarder hier voll auf ihre Kosten und wer bereits ein Modularsystem hat, wird im Moog Matriarch ein Control-Center für alle Fälle finden. Ein externer Sequenzer lässt sich etwa mit Leichtigkeit einbinden und das Keyboard des Matriarch bietet sich quasi an, per CV und Gate ein Modularsystem anzusteuern.
Der US-amerikanische Hersteller von Synthesizern mit Sitz in Asheville, North Carolina, gehört zu den Pionieren auf diesem Gebiet und genießt einen legendären Ruf. Robert Moog befasste sich seit den 50er Jahren mit elektronischer Klangerzeugung und sammelte erste Erfahrungen mit der Herstellung von Theremins. Den Durchbruch brachte 1968 das mit mehreren Grammys ausgezeichnete Album Switched-On Bach von Wendy Carlos (damals bekannt als Walter Carlos), das im Mehrspurverfahren mit einem Mono-Synthesizer eingespielt wurde. Der 1971 erschienene Minimoog wurde zum beliebtesten Synthesizer der 70er Jahre und gilt bis heute als Messlatte für die Klangqualität von Synthesizersounds. Er und die folgenden Geräte wie Memorymoog, Polymoog oder Prodigy prägten den Sound zahlreicher Alben, von Stevie Wonder bis Police und von Saga bis Kraftwerk.
Im Gegensatz zu den “modernen” Modellen, fährt Moog mit dem Grandmother und Matriarch eine puristische Linie, in der weitestgehend auf digitale Schnörkel verzichtet wird. Der Matriarch ist die No-nonsense-Version eines polyphonen Moogs. Wer ein vielseitiges Soundlabor zum Tüfteln und Verschalten sucht, wird hier fündig. Moog hat mit dem Matriarch den Funktionsumfang des Grandmother nochmal um einige Dimensionen erweitert und präsentiert damit ein Gesamtkunstwerk mit Charakter, noch dazu in einem ansprechenden Retro-Gewand. Wüsste man nicht, dass es sich hier um einen Synthesizer aus bekanntem Hause handelt, könnte man den Eindruck gewinnen, einen sündhaft teures Boutique-Synth-Einzelstück vor sich zu haben.