Schauen wir uns doch einmal an, welche Arten von Lautsprecherbestückungen sich mittlerweile als Standard etabliert haben. Hierzu muss man zunächst wissen, dass die Größe von Lautsprechern in der Maßeinheit „Zoll“ angegeben wird – bzw. im Englischen in „Inch“, was jedoch dasselbe Maß von ca. 2,54 cm bezeichnet. Als geläufige Lautsprechergrößen haben sich im Laufe der Jahre die Größen 10“ (gesprochen: „zehn Zoll“), 12“ und 15“ durchgesetzt. Jedem Lautsprechertyp werden bestimmte klangliche „Einfärbungen“ des Sounds nachgesagt:
Zehner-Speaker gelten als besonders flink und attackreich bei der Wiedergabe des Basssignals. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Boxen mit diesem Speakertyp sehr gerne von Bassisten gespielt werden, die sich einen detailreichen Klang wünschen und Musikarten spielen, bei denen der Bass gerne auch einmal gut hörbar im Vordergrund agiert. Wer als E-Bassist beispielsweise gerne die Spieltechniken Slapping, Tapping oder Plektrumspiel einsetzt, ist mit der Wahl von Zehner-Speakern grundsätzlich gut beraten.
Im Gegenzug wird diesen Lautsprechern aber auch ein Nachteil nachgesagt, nämlich dass sie aufgrund ihres vergleichsweise geringen Durchmessers nicht in der Lage seien, für einen mächtigen Bassschub „von ganz unten“ zu sorgen. Um der Gefahr von zu wenig Bassdruck vorzubeugen, verbauen die Equipment-Hersteller gerne gleich mehrere Zehnzöller in einem Boxengehäuse. In der Praxis haben sich Cabinets mit einem Lautsprecher (gerne genommen z.B. bei Mini-Basscombos für leise Proben und Auftritte im kleinen Rahmen), oder zwei bzw. gleich vier Speakern durchgesetzt.
Tatsächlich darf die letztgenannte 4x10-Bassbox in der Szene weltweit als DIE Standard-Bassbox schlechthin gelten, da hier durch die vervierfachte Membranfläche der Lautsprecher ein hervorragendes Gleichgewicht aus kurzer Ansprache bei gleichzeitig genügend Bassfundament geschaffen wird. Auch Boxen mit sechs Speakern oder die bereits angesprochene 8x10-Box findet man hin und wieder – vor allem bei renommierten Bands auf großen Bühnen oder auf Festivals. Natürlich klingen derartige Cabs toll, doch die Punkte „Gewicht“ und „Transportfähigkeit“ sorgen automatisch für sehr eingeschränkten Nutzen im Amateur- und Semiprofibereich.
Tipp: Zwei 4x10-Boxen übereinander ergeben die gleiche Membranfläche wie eine 8x10-Box. Die beiden Komponenten sind aber wesentlich unkomplizierter zu handhaben – vor allem, wenn keine eigenen Roadies zur Verfügung stehen!
Sie stehen zu Unrecht häufig im Schatten der „übermächtigen“ 10er- und den (weiter unten zur Sprache kommenden) 15er-Boxen. Dabei gelten Bassboxen, die mit 12er-Speakern bestückt sind, vielen Kennern als absoluter Geheimtipp! Der Grund: Lautsprecher dieser Größe reagieren nach wie vor sehr schnell auf die unterschiedlichsten Spieltechniken und Anschlagsvarianten, besitzen aber für gewöhnlich einen sehr soliden Bassanteil und eine sehr angenehme Wärme im Klang. Vor allem Fretless-Bassisten schwören auf die drückenden Mitten dieser Lautsprecher, die den singenden Klang eines bundlosen Instrumentes ganz vortrefflich unterstützen können. Je nach Geldbeutel und Geschmack hat man auch hier die Wahl zwischen Produkten mit nur einem Lautsprecher, es werden aber auch häufig zwei oder – seltener – vier Speaker verbaut. Da die Gehäuseabmessungen bei vier Zwölfern schon recht beachtlich werden können, hat sich jedoch die Bestückungen mit einem und zwei als Standard etabliert.
In den 1970er-Jahren waren sie die erste Wahl bei den meisten Bassboxen: Die riesig anmutenden 15er-Speaker sorgten für mächtigen, pumpenden Bassdruck „aus dem Keller“. In den von der Slaptechnik dominierten 80er-Jahren waren sie hingegen aufgrund ihrer Trägheit fast schon verpönt. Dazu muss man wissen, dass die Entwicklung auch bei Lautsprechern seither immens war. Heute gibt es sowohl Zehnzöller, die bereits ein unerwartetes Bassfundament liefern können, aber auch Fünfzehner, die alles andere als träge sind. Allein die Grundtendenzen sind natürlich gleich geblieben: Die Paradedisziplin von 15-Zöllern sind einfach wuchtige Tiefbässe, wie sie etwa im Reggae oder auch im Blues gefragt sind. Für gewöhnlich finden ein bis maximal zwei Lautsprecher in einem Gehäuse Platz.
Es wäre verwunderlich, wenn sich kein experimentierfreudiger Hersteller während der letzten Jahrzehnte an ungewöhnliche Lautsprecherbestückungen herangewagt hätte. Tatsächlich gab und gibt es auf diesem Sektor immer wieder Experimente. In den letzten Jahren machten vor allem drei international renommierte Hersteller mit ungewöhnlich bestückten Boxen auf sich aufmerksam: Markbass, TecAmp - und allen voran Phil Jones Bass (PJB). Markbass baute während der letzten Jahre in mehrere Modelle seiner Leichtbau-Boxenserie 8“-Lautsprecher ein, um abermals Gewicht und Platz zu sparen. Auch gab es bei den Italienern sogar schon Experimente mit Koaxialboxen, die sich jedoch bislang nicht durchsetzen konnten. Bei dieser platzsparenden Konstruktion sind in der Regel Basslautsprecher und Hochtöner in einem Chassis übereinander angeordnet, so wie man es zum Beispiel des Öfteren bei Hifi- oder Autolautsprechern findet. TecAmp aus Deutschland machte während der letzten Jahre mit dem „Bad Cab“ auf sich aufmerksam. Dieses wahre Monstrum von einer Lautsprecherbox vereint in seinem riesigen Gehäuse zwei 15er, zwei 12er, vier 10er sowie zwei NTW1-Tweeter (!).
Der Hersteller Phil Jones aus den USA verfolgt ein sogenanntes „Piranha-Prinzip“ und argumentiert, dass viele kleine Komponenten gemeinsam ebenfalls einen durchschlagenden Erfolg erzielen können. In seinen Boxen sitzen daher sehr kleine 5-Zoll-Lautsprecher in großer Anzahl. Die PJB 21B etwa beherbergt ganze 21 (!) Speaker. Das ungewöhnliche Konzept geht sogar durchaus auf – nur transportieren möchte man diese Boxen nicht, schon gar nicht alleine!
Ebenso wie "Minis" gibt es allerdings auch Speaker, die in Bezug auf ihre Größe in die entgegen gesetzte Richtung weisen: 18"-Lautsprecher sorgen bei Bedarf für einen Tiefendruck, mit dem man wahrscheinlich durchaus auch in der Elefantenforschung erfolgreich sein könnte. Waren Speaker dieser Größe in den 70er- und 80er-Jahren noch relativ weit verbreitet, liefern mittlerweile auch Lautsprecher mit kleineren Dimensionen derart gesunde Tiefbassanteile, dass heutzutage kaum ein Hersteller noch 18er in seine Produkte einbaut. 18er gelten darüber hinaus als zu träge für moderne, attackreiche Spieltechniken.
Vor allem in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts wuchsen die Ansprüche der Bassisten immens. Begnügten sich viele Tieftöner in den 60ern und 70ern noch mit einem rotzig klingenden Röhrenamp und nicht selten einer x-beliebigen Box, so sahen sie sich in diesem Jahrzehnt Schallplatten-Produktionen gegenübergestellt, in denen die Bassspuren häufig von Keyboards mit extrem knackigen, klaren Sounds eingespielt worden waren. Diese Entwicklung sowie die Wiedergeburt des Slap-Bassspiels durch Bands wie Level 42 führten nicht nur zu neuartigen Instrumenten (bessere Tonabnehmer, Graphit als Werkstoff etc.) und Verstärkern (Boom der Transistorverstärker mit sehr vielbandigen Equalizern etc.), sondern eben auch zu neuartigen Bassboxen. Diese waren darauf ausgelegt, dass der E-Bass wesentlich klarer in den Vordergrund rücken konnte. Ein Teil dieser Entwicklung waren die sogenannten Hochtonhörner, auch Hochtöner oder Tweeter genannt. Das Ziel war, die als besonders klar und brillant empfundenen Frequenzen besser hörbar zu machen, sodass auch Obertöne (Flageoletts) oder harte Slaps und Pops des Bassisten bestens zur Geltung kommen konnten.
Noch heute sorgen Tweeter für diese Klarheit und Ausgewogenheit im Frequenzspektrum, und einige findige Hersteller haben sogar Wege gefunden, um den Einsatz der Tweeter abermals flexibler zu gestalten. Anstatt den Anteil der hohen Frequenzen ausschließlich an der Klangregelung des Instrumentes oder am Equalizer des Verstärkers festzulegen, verfügen viele moderne Bassboxen über regelbare oder zumindest ein- oder ausschaltbare Hochtöner. Obwohl es auch Bassisten gibt, die den Sound der Tweeter gar nicht mögen (der weltbekannte Virtuose Jeff Berlin etwa!), erreicht man maximale Flexibilität zweifelsohne nur mithilfe eines stufenlos regelbaren Tweeters.
Boxen mit diesem Feature besitzen am rückseitigen Anschlussfeld normalerweise einen kleinen Regler, mit dessen Hilfe man den Anteil bestimmt, den der Hochtöner am gesamten Klangbild der Box innehat. Seltener sitzt dieser Regler auch seitlich, etwa in der Mulde des Boxen-Tragegriffes. Wer also auf maximale Wandelbarkeit und Vielseitigkeit Wert legt, der sollte unbedingt darauf achten, dass die Box seiner Wahl über dieses Ausstattungsmerkmal verfügt. Der Unterschied etwa zwischen einer 15er-Box mit und einer 15er-Box ohne Tweeter ist schier enorm!