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4. Einsatzmöglichkeiten

Hier folgen einige Beispiele aus der Praxis, wie man ein Delay einsetzen kann.

Slapback

Der klassische Breitmacher seit den frühen Rock’n’Roll-Tagen. Man nehme eine einzelne Verzögerung zwischen 50 und 150 ms (nach Belieben), und dann knallt es. Bei so kurzen Zeiten kann das Echosignal ruhig deutlich hörbar sein. Dabei sollte die Anzahl der Echowiederholungen möglichst gering sein, eine einzelne Wiederholung reicht meist schon aus.

Slapback Delay - zuerst Bypass, dann eingeschaltet

Breitmacher

Fantastisch bei Stereo-Setups: ein Delay in Stereo mit unterschiedlichen Verzögerungszeiten auf beiden Seiten. Dazu noch etwas Modulationseffekt auf den Echowiederholungen und der Sound schwebt im Raum. Wer es lieber klarer und trotzdem breit haben möchte, sollte zu kurzen Echowiederholungen ohne Modulation greifen.

Stereo Delay mit Modulation - zuerst Bypass, dann eingeschaltet

Raum und Zeit

Gerade bei stärker verzerrten Leadsounds ist ein längeres Delay oft die bevorzugte Wahl, wenn man Räumlichkeit und Tiefe erzeugen möchte. Ein starker Hall würde das bereits komprimierte Gitarrensignal noch undifferenzierter klingen lassen, die Gitarre verschwindet im Bandsound eher nach hinten und kann sich kaum noch durchsetzen. Mit einem Delay und ein paar Echowiederholungen bleibt der verzerrte Sound viel klarer und setzt sich besser durch. Außerdem bekommen die Töne durch die Echowiederholungen noch etwas „künstliches Sustain“. Den Effektanteil kann man dabei nach Gusto einstellen: dezent, wenn es nur etwas fülliger klingen soll, oder auch mal die volle 80er Sound-Breitseite mit hohem Effektanteil, um den Leadsound richtig groß und mächtig klingen zu lassen. In diesem Fall spielt es keine so große Rolle, ob die Delay-Zeit dem Tempo angepasst wird, Einstellungen sind hier ebenfalls reine Geschmacksache. Viele Gitarristen bevorzugen ein festes Setting, Gary Moore hat dafür meist ein Delay mit ca. 400 ms Verzögerungszeit benutzt. Ganz protzig wird es, wenn man das stereo macht – z.B. mit einer Ping-Pong-Einstellung oder einfach mit unterschiedlichen Zeiten links und rechts.

Lead Delay - zuerst Bypass, dann eingeschaltet

Rhythmische Spielereien

Damit es mit dem Delay Effekt rhythmisch nicht unrund wird, ist es sinnvoll, die Verzögerungszeit dem Songtempo anzupassen. Die Echowiederholungen sollten dabei in entsprechenden Notenwerten (Halbe, Viertel, Achtel, punktierte Achtel, etc.) eingestellt sein. In den Zeiten der Analog-Delays musste das mit viel Fingerspitzengefühl am Regler vorgenommen werden, während man bei den Digital Delays der 1980er Jahre mit einer Formel wenigstens die Verzögerungszeit der gewünschten Notenwerte in Millisekunden ausrechnen konnte. Heute bleiben dem Spieler diese Aktionen glücklicherweise erspart, denn es gibt die Tap-Tempo-Funktion. Die Verzögerungszeit wird dabei auf einen Notenwert eingestellt und mit dem Tap-Taster das Tempo (in Viertelnoten) eingetippt. Möchte man die Echowiederholungen in den Gitarrenpart integrieren, macht es Sinn, den Effektanteil fast genauso laut einzustellen wie das Originalsignal. Es lohnt sich, die Aufnahmen von „Another Brick In The Wall - pt.1“ (Pink Floyd) oder „Where The Streets Have No Name“ (U2) anzuhören, dort sind laute Tempo-Delays im Einsatz, die dem Gitarrenpart erst seine Wirkung verleihen. Das gespielte Originalsignal ist nur die Hälfte (oder weniger) von dem, was zu hören ist. The Edge (U2) benutzt gerne ein Delay, bei dem die Verzögerungszeit auf punktierte Achtel eingestellt ist. Spielt er Achtelnoten, ergänzt das Delay die Töne wunderbar in den Lücken. Man kann aber auch zweistimmige Sounds erzeugen, wenn das Delay so eingestellt ist, dass die erste Echowiederholung auf einen gespielten Ton trifft. Damit hat zum Beispiel Brian May bei „Brighton Rock - Live“ (Queen) seine mehrstimmigen Sounds auf der Bühne erzeugt. Wer solche rhythmischen Spielereien mit dem Delay-Effekt erzeugen möchtet, sollte unbedingt darauf achten, dass das gewünschte Delay-Pedal einen Tap-Fußtaster hat.

Tempo Delay - zuerst Bypass, dann eingeschaltet

Flächen - Soundscapes

Mit einem Delay-Effekt lassen sich auch sehr flächige Sounds erzeugen, Klangwolken, die die gespielten Parts noch harmonisch unterstützen. Hierfür besitzen diverse Digital Delays spezielle Algorithmen, die solche Sounds generieren können. Am besten kommen solche Effekte natürlich in Stereo, wenn die Klangwolke des Delays auf links und rechts verteilt ist und das Gitarrensignal in der Mitte quasi einhüllt.

Soundscape - zuerst Bypass, dann eingeschaltet

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