Diese Frage ist wirklich nicht so leicht zu beantworten:
Natürlich hängt die Wahl der Gitarre sehr vom Musikstil ab, der mit dieser dann gespielt werden soll. Aber ganz so einfach, wie es sich viele machen, ist es natürlich nicht. Man trifft immer wieder auf Musiker, die Gitarren bevorzugen, die für ihren Musikstil völlig unüblich sind, ja in manchen Fällen sogar ungeeignet erscheinen. Also sollte man sich grundsätzlich von der Theorie verabschieden, dass jede Gitarre von vornherein schon die Richtige oder Falsche für einen bestimmten Stil ist.
Als die Fender Telecaster (der Vorgänger hieß noch Broadcaster) in den 50ern immer mehr Anhänger gewinnen konnte, war sie gleich die Lieblingsgitarre der Countrygitarristen. Das ist bis heute nicht wirklich anders, wenn gleich jetzt auch viele andere Gitarrentypen unter Cowboyhüten zu sehen sind. Die Stratocaster ist gerade bei modernen Countryinterpreten (New Country, Countryrock) ziemlich präsent, aber auch andere Gitarren, die gar nicht so zu den typisch höhenlastigen und "twangy" countrycleanen Gitarrensounds passen wollen, tauchen auf.
Die Tele deswegen jetzt ausschließlich in diese Schublade stecken zu wollen, funktioniert auch nicht. Status Quo rocken seit über 30 Jahren auf 2 Teles, und ausgerechnet Jimmy Page, der Gitarrenzauberer von Led Zeppelin, der immer mit einer Les Paul in Verbindung gebracht wurde, hat im Studio sehr viele Tracks mit einer Tele eingespielt, so z. B. die komplette erste LP von Led Zeppelin und das legendäre Gitarrensolo von Stairway to Heaven. Und trotzdem klingt er immer nach Jimmy Page und keinesfalls wie ein Countrygitarrist.
Ted Nugent, der amerikanische Hardrocker, hat einen Großteil seiner Platten und Tourneen mit einer Gibson Byrdland bestritten – wie er es geschafft hat, dass die Gitarre nicht nur noch Feedbackgeräusche von sich gegeben hat vor all den vollaufgedrehten Amps, die für den typischen Nugent-Sound nötig sind, ist bis heute sein Geheimnis.
Als die Stratocaster als Nachfolger der Tele in den 50ern ihren Siegeszug startete, war sie vor allem für ihre cleanen, sauberen Sounds beliebt – Hank Marvin, der Gitarrist der Shadows machte daraus ein bis heute einzigartiges Stilmittel. Als in den 60ern dann Jimi Hendrix Gitarrengeschichte schrieb, spielte er auch eine Strat, aber das klang bekannterweise ganz anders, und plötzlich war die Strat auch als Rock- und Bluesgitarre ein Renner, sie ist es bis heute.
Natürlich lassen sich schon gewisse Tendenzen aufzeigen. Es ist ja kein Zufall, dass bestimmte Gitarren in diversen Musikrichtungen wesentlich öfter auftauchen als andere. Aber grundsätzlich gilt hier auch: Keine Regel ohne Ausnahme – letztendlich entscheidet immer der persönliche Geschmack des Gitarristen, seine Fähigkeiten im Umgang mit dem Instrument, aber auch mit den technischen Möglichkeiten darüber, welche Musik er mit welcher Gitarre macht und wie das dann letztendlich klingt.
Es hat meist auch keinen Sinn, das Equipment eines Vorbildes genau zu kopieren. Erstens hängt der Sound in großem Maße vom Spieler selbst ab und zweitens kann es durchaus sein, dass einem genau das bevorzugte Instrument des Stars dann überhaupt nicht liegt (hinzuzufügen wäre auch noch, dass es nicht sehr interessant wäre, wenn nur noch exakte Kopien von Stars durch die Gegend lärmten ...).
Das führt uns gleich zu einem nächsten wesentlichen Punkt:
Nicht jede Gitarre ist für jeden Gitarristen geeignet: Es gibt Gitarren, die liegen einem vom ersten Augenblick an sehr gut in der Hand, andere wiederum fühlen sich auch nach Monaten noch "fremd" und unbequem an. Die Bauweise einer Gitarre kann auch die Körperhaltung und den Spielkomfort beeinflussen: Auf einer Stratocaster oder Telecaster braucht man – bei gleicher Saitenstärke wohlgemerkt – mehr Kraft als bei Gitarren mit der kürzeren Gibson-Mensur. Das hängt mit der längeren Mensur und der damit verbundenen höheren Saitenspannung zusammen und ergibt ein wichtiges Element (neben Holzarten und Tonabnehmern) für den jeweils typischen Sound dieser Gitarren. Viele Musiker lieben es, mit ihren Gitarren zu kämpfen (Jeff Beck betont das immer wieder; der Hals seiner ersten Signature-Strat soll sich so klobig anfühlen wie die Jagdkeule eines Neandertalers – ach ja, auch die Masse des Halses beeinflusst Sound und Sustain!) Andere lieben den bequemen, flachen und weiten Hals älterer LES PAULS (z. B. Mick Taylor, Jimmy Page, Slash).
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Nicht jede (auch noch so gute) Gitarre kann die persönlichen Soundvorstellungen eines Musikers umsetzen. Ein ganz einfaches Beispiel: Wenn ich den typisch treblelastigen Country-Sound will, liege ich mit der besten LES PAUL einfach daneben. Eine Telecaster oder Stratocaster bringen einen dagegen garantiert auf den richtigen Pfad.
Viele Superstars schleppen mehr Gitarren auf Tour mit, als sie Songs auf der Setlist haben. Mit der Ausrüstung, die die Eagles (zugegeben – 3 hauptamtliche Gitarristen und ein Bassist) mit auf ihrer Comebacktour hatten, könnte man zwei mittelgroße Musikgeschäfte bestücken (die dann auf die Teile auch noch mächtig stolz sein müssten), gleichzeitig gibt es genügend Beispiele, bei denen es die ganze Show eine Gitarre tut. Der eine lässt an seine Ohren nur eine Les Paul (Mick Taylor, Snowy White), der andere kann nur mit einer Stratocaster (Jeff Beck, Steve Ray und Jimmie Vaughn, Mike Landau, Ritchie Blackmore, Eric Clapton), Michael und Rudolf Schenker favorisieren die eher seltene Flying V, andere lassen sich ihren Gitarrentyp maßschneidern (Eddie Van Halen, Steve Morse, Steve Lukather, Robben Ford). Natürlich spielten die meisten im Laufe ihrer Karrieren auch andere Instrumente, aber den größten Teil und vor allem die letzten Jahre waren es live fast ausschließlich die genannten.
Über Sounds zu schreiben ist sehr schwierig, weil sich die entscheidende Nuancen nie wirklich in Worte fassen lassen. Trotzdem – im nächsten Kapitel folgen zu den wichtigsten Gitarren eine Soundbeschreibung und ein paar typische (nicht zwingende) Einsatzmöglichkeiten.