Ein präzises Datum für die "Erfindung" des Klaviers gibt es nicht. Außerdem war es nicht von Anbeginn an mit genau den Teilen ausgestattet, die wir heute vorfinden und die ein zeitgemäßes Klavier oder einen Flügel ausmachen.
Dennoch gibt es drei wesentliche Punkte, an denen sich ein klavierähnliches Instrument feststellen lässt:
Das erste Instrument, das diese Eigenschaften besaß, war das Klavichord, das im späten Mittelalter (ca. 13. Jahrhundert) gebaut wurde und dessen Töne durch schmale Metallplättchen, die an die Saiten schlugen, erzeugt wurde. Jedoch wäre man mit dieser Art der Tonerzeugung nicht weitergekommen, da das Tonvolumen des Klavichords zu gering war.
Tatsächlich muss man deswegen als weiteren Vorläufer der Klaviere und Flügel das Cembalo nennen, obgleich dessen Saiten gezupft und nicht angeschlagen werden und deswegen die oben genannten Punkte nicht ganz erfüllt werden. Dennoch waren das Cembalo und auch das Spinett - als weitere Variante der Tasteninstrumente (hier verlaufen die Saiten parallel zur Tastatur) die Konzert- und Hausmusikinstrumente der Barockzeit. Schwierig gestaltete sich allerdings die Dynamik, ein Laut und Leise der Töne gab es praktisch nicht oder war nur mit Registerwechsel möglich.
Deswegen galt die Erfindung der Hammermechanik durch den Cembalobauer Bartolomeo Cristofori im Jahr 1709 als bahnbrechende Erfindung auf dem Weg zum heutigen Stand der Technik.
Als weitere wichtige Schritte auf dem Weg in die Neuzeit sind (nicht nur für den interessierten Spezialisten) zu nennen:
1772 | Die Engländer Backers und Stodart entwickeln ihre "englische Mechanik", die mit robusterer Bauweise und stärkeren Saiten ein sehr dynamisches Spiel zulässt und die Grundlage der modernen Flügelmechanik bildet. |
1774 | John Joseph Merlin erfindet das Una corda oder Verschiebungspedal, das die Hämmer nur noch auf eine Saite treffen lässt und ein viel leiseres Spiel ermöglicht (s. a. Fokus Pedale). |
1821 | Der Franzose Sebastian Erard erfindet die Repetitionsmechanik, die es zulässt, dass eine Saite, bevor sie wieder angeschlagen werden kann, nicht mehr vollständig in ihre Ruhestellung zurückkehren muss. Eine Technik, die bis heute allerdings nur in Flügeln vorkommt. |
1870 | Der Physiker Helmholtz und Theodor Steinway arbeiten eng zusammen. Als Resultat ihres Schaffens entdeckt Steinway eine neue Legierung für die Eisenplatten, die eine dreifache Zugkraft der Saiten zulässt und erheblich weniger Eigenschwingung mit sich bringt. |
1874 | Der erste Flügel mit drei Pedalen wird von Steinway produziert. Dieses mittlere Pedal lässt Töne weiterklingen, allerdings nur die, die bereits angeschlagen waren. (s. a. Fokus Pedale) |
1887 | Der japanische Uhrmacher Torakusu Yamaha baut sein erstes Instrument. Dreizehn Jahre später beginnt er mit der Produktion von Klavieren. Hundert Jahre danach ist Yamaha der größte Produzent von Klavieren und Flügeln, mit einer Wochenproduktion, die der Jahresproduktion von Steinway entspricht! |
Allerdings waren die Pianos oder Flügel und deren Spieler nicht nur wohlgelitten, im Jahr 1900 schreibt zu dieser Thematik der Musikkritiker Eduard Hanslick:
"In irgendeine wichtige Arbeit oder ernste Lektüre vertieft, der Ruhe bedürftig, oder nach geistiger Sammlung ringend, müssen wir wider Willen dem entsetzlichen Clavierspiel neben uns zuhören; mit einer Art gespannter Todesangst warten wir auf den uns wohlbekannten Accord, den das liebe Fräulein jedes Mal falsch greift; wir zittern vor dem Laufe, bei welchem der kleine Junge unfehlbar stocken und nun von vorn anfangen wird (...)." |