Die ersten Verstärkerschaltungen waren allesamt in Röhrentechnik aufgebaut. Als in den späten 1960er Jahren die Transistortechnik ausgereift war, dachte man, die "veraltete" Röhrentechnik würde bald verschwinden, denn Transistoren sind billiger und effektiver als Röhren, und auch die technischen Werte von Transistorschaltungen sind oft besser. Doch viele Toningenieure bestanden darauf, dass Röhrenschaltungen in ihren Ohren "musikalischer" klangen. Ähnlich wie bei Gitarrenverstärkern, gelten in der Studiotechnik Röhrengeräte als besonders wohlklingend und werden nach wie vor in großer Modellvielfalt angeboten. Besonders bei Vokalaufnahmen ist ihre weiche, volle Klangcharakteristik extrem gefragt. Nachteil: Echte Vollröhrenverstärker sind relativ teuer.
Transistortechnik wird meist dort eingesetzt, wo es um möglichst neutrale Klangaufzeichnung geht wie z.B. bei akustischen Instrumenten. Gute Transistorschaltungen klingen keineswegs "kalt", sondern einfach nur neutral. Anders als Röhrenpreamps fügen Transistorvorverstärker dem Signal keine Klangfärbung hinzu: Was vorn rein kommt, kommt hinten einfach nur lauter wieder raus. Es versteht sich von selbst, dass günstige Preamps dieses Klangideal weniger genau umsetzen als teurere Vertreter. Doch selbst günstige Preamps sind heutzutage bereits sehr brauchbar.
Auch bei den reinen Transistorpreamps gibt´s Unterschiede. Viele Hersteller werben mit "diskretem Aufbau". Damit meint man, dass die Schaltung aus einzelnen Transistoren und nicht aus integrierten Bausteinen (ICs) aufgebaut ist. Vollständig diskret aufgebaute Preamps sind in der Regel recht teuer. Bei günstigen Geräten bezieht sich das "diskret" nur auf die Eingangsstufe, nicht aber den gesamten Preamp. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn die heutigen integrierten Schaltungen sind viel besser als ihr Ruf und klingen sehr transparent. Schenke dem Gerede von "diskreter Technik" nicht allzu viel Beachtung - verlass Dich einfach auf Deine Ohren.
Neben den neutral klingenden Transistorpreamps gibt es auch welche, die die Klangfärbung legendärer Vintage-Konsolen von Neve, API o.ä. reproduzieren. Solche Preamps sind aufgrund der Kleinserienfertigung und der exquisiten Bauteile kaum billiger als Röhrenverstärker.
Genau wie bei Gitarrenverstärkern existiert bei Mikrofonpreamps seit vielen Jahren der Wunsch, mit günstiger Transistortechnik den Klang teurer Röhrenschaltungen nachzuahmen. Dabei ist seit jeher umstritten, was genau den Reiz von Röhrenpreamps ausmacht. Ein wesentlicher Faktor ist gewiss das sanfte Übersteuerungsverhalten von Röhrenschaltungen. Genau dieses versucht man Transistorverstärkern beizubringen, indem man eine Röhre in die Schaltung integriert. Oft nimmt diese Röhre gar keine Verstärkungsfunktion war, sondern dient allein dazu, dem sauberen Transistorsound ein wenig dieses wohligen "Röhrenschmutzes" beizumischen.
Solche Röhren-Transistor-Hybride klingen tatsächlich nach Röhre, aber halt nicht genau wie ein Röhrenverstärker. So etwa wie ein Bananeneis ja auch keine Banane ist, sondern nur danach schmeckt. Hmm, Bananeneis... Der Vergleich hinkt insofern, als dass man bei den meisten Hybrid-Preamps den Aroma-Faktor dosieren kann. Röhren-Transistor-Hybride sind deshalb besonders variabel im Klang und eignen sich insbesondere für Anwender mit schmalem Geldbeutel, die sich nicht einen Röhren- und einen Transistorpreamp leisten können, um verschiedene Aufnahmesituationen und Klangvorstellungen abzudecken. Puristen und anspruchsvolle Toningenieure mit entsprechendem Budget werden dagegen immer dem Original den Vorzug geben.