Ja, ich bin ein geräuschempfindlicher Mensch! Definitiv!
Besonders wenn ich konzentriert und ungestört arbeiten möchte.
Oder wenn es um den Genuss von Musik geht.
Und ja, ich liebe Musik die aus der Stille entspringt.
Ein Klang, der sich zum Ton und zum Wirbel einer bunten Sinfonie aufschwingt.
Tja! Eben etwas, das in einem stillen Raum beginnt ...
Als ich in den Bewertungen des PowerStage 200 und des kleineren Models 170 von dem hohen Geräuschpegel dieser Entstufen las, wollte ich es kaum glauben. Zudem lockte die Darstellung des überdurchschnittlich guten Klangs.
Und ja, ich bin auch ein Mann, der lieber seine eigenen Erfahrungen sammelt, als dass ich mich blind auf die Texte anderer Käufer verlasse. So auch hier.
Alles begann, als ich beschloß das Equipment meines Gitarrenhobbies, um einen potenten Klangmonitor zu erweitern. Schon länger liebäugelte ich mit diversen Cabinets vom Format 4x12, von denen ich eines in gemäßigter Lautstärke im heimischen Übungsszenario an meinem UAD Apollo betreiben wollte.
Meine Wahl fiel schließlich auf eine Orange PPC412 Slope, da die alternativ angedachten Modelle des Herstellers Mesa über viele Monate hin nicht lieferbar waren.
Doch stellte sich nun, bei näherer Betrachtung, das Problem, die Komponenten auch sinnvoll, wohlklingend und vor allem zerstörungsfrei miteinander verbinden zu können, da der Apollo vom Hersteller leider nicht mit einem Ausgang für Cabinets ausgestattet wurde.
Eine Anfrage beim Musikalienhändler meiner Wahl lieferte die Empfehlung zum "PowerStage 200", der sich bequem per Instrumentenkabel von Line Out an den Instrumenteneingang des Powerstage verbinden lassen sollte.
Frohgemut begann ich daher, die notwendigen Tests zu lesen und auch alternierende Optionen für Endstufen zu prüfen. Allein, das Thema des lauten Lüfters und der Verkabelung liess mich nicht los und so startete ich eine Reihe von Anfragen an Orange, Seymour Duncan und UAD. Diese ergaben, dass die angedachte Kombi durchaus zusammenpasse, aber der Lüfter nicht ohne Garantieverlust getauscht werden könne.
Zudem war der Support von Seymour Duncan so freundlich, mir das verbaute Lüftermodell chinesischer Bauart mit technischer Spezifikation zu nennen.
So hatte ich nun alle Optionen beisammen, um nicht nur das Cabinet meiner Träume mit dem Apollo zu verbinden, sondern auch die Möglichkeit, den lauten Lüfter durch einen gleichwertigen leisen zu ersetzen.
Eine weitere Anfrage an Thomann ergab, dass man mir - leider - den von mir avisierten extraleisen und optimierten Ersatzlüfter eines österreichischen Herstellers nicht einbauen wolle. Diese Art von Service wird rundweg nicht angeboten. Schade, wirklich schade. Damit blieb nur noch die Option mit Garantieverlust, wenn der gelieferte Lüfter tatsächlich so laut wäre.
Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und so machte ich mich alsbald an die Bestellung der Komponenten.
[ ... nur wenige Wochen später ... ]
Heute ist nun endlich der große Tag. Nach langer Lieferzeit ist alles endlich angekommen und der PowerStage 200 klingt dann auch wirklich bombastisch gut am 16 Ohm Orange Cabinet.
... bis ein wenig Stille einkehrt und die ca. siebzig Dezibel des chinesischen Billiglüfters brummend und hochfrequent fiepend die gute Laune vernichten (gemessen mit iPhone und "Decibel X"). Schon von Außerhalb des Wohnzimmers ist der Lüfter nicht nur nicht zu überhören sondern omnipräsent.
Allerdings funktioniert auch das "Ding" mit dem "bombastisch guten Sound" nur mit Instrumenten und/oder Pedalboard, denn sobald man ein Gerät über Line-Out anschließt, kommt es grundsätzlich zur missklingenden Übersteuerung. ==> Für meinen Zweck ist der PowerStage 200 daher nicht geeignet!
(Sorry Thomann, aber da habt ihr mich schlecht beraten!)
Auch der Anschluss der Monitor-Ausgänge an Aux-In ist hier keine Option, da der PS200 diesen Input ausschließlich an den Kopfhörerausgang weiterreicht (hier leistet sogar mein kleiner Hotone Nano Legacy mehr, der - nebenbei bemerkt - auch ohne Lüfter niemals heiß wird).
Es wäre auch zu schön gewesen, wenn Seymour Duncan das bekannte Lüfterproblem durch Produktpflege behoben hätte. Allerdings hat SD im Rahmen der Produktpflege die Anschlüsse der Rückseite neu gestaltet. Aux-In und Phone liegen beim aktuellen Modell jetzt beide rechts vom Instrumenten-Input, Phones ist auf 3,5 mm Klinke verkleinert und SD hat auf Unterlegscheiben und Muttern verzichtet, sodass die beiden Anschlüsse nur noch vom Lötzinn gehalten werden. Das Produkt entspricht daher nicht mehr der aktuellen Produktbeschreibung.
Fazit:
Zum einen ist der Sound der PS200 wirklich gut, aber die Nachteile - bei Beachtung meiner Ziele - überwiegen. Für den Hersteller sollte es nicht allzu schwer sein, die bestehenden Kinderkrankheiten mit einer Überarbeitung auszumerzen. Bis dahin ist dieses Gerät ausschließlich für Bühnenzwecke zu empfehlen, wenn die obszöne Lautstärke im Ruhebetrieb keine Rolle spielt.