Für alle, die es kennen, der Boss MS-3 ist in der Funktionsweise dem TC G-System sehr ähnlich. Ein Multieffekt, der gleichzeitig schaltbare Einschleifwege beinhaltet und über MIDI oder Relays andere Geräte steuern kann. Der entscheidende Unterschied ist der Formfaktor. Das G-System ist deutlich größer, weshalb ich mich für den MS-3 entschied.
Der Funktionsumfang des MS-3 ist wirklich immens. Jeder erdenkliche Effekt ist mit eingebaut, alles lässt sich per Preset steuern und die Editorsoftware für den PC ist wirklich übersichtlich. Die Signalkette lässt sich (bis auf die Position der Einschleifwege untereinander) frei einstellen. Es lassen sich dabei bis zu zwei Modulationseffekte, Hall, Delay, zwei weitere Effekte wie Kompression und Overdrive und die drei Einschleifwege kombinieren. Für die 4 cable method wird einer dieser Loops geopfert werden müssen. Die Effektqualität ist für meine Ansprüche locker ausreichend. Im Publikum wird das auch niemanden interessieren. Sicherlich gibt es jeden Effekt auch als einzelnes Pedal in besser, was aber letztlich mehrere Quadratmeter und tausende Euro plus jahrelange Stepptanzübungen erfordern. Die Flexibilität und (sobald das Gerät einmal eingerichtet ist) simple Bedienung des MS-3, besonders in Anbetracht des kompakten Formfaktors überwiegt für mich deutlich.
Wirklich interessant wird es dann in den Details. Neben den fünf Schaltern auf dem Gerät und den bis zu vier Externen lässt sich in den Einstellungen die "Current Number" Funktion pro Preset zuweisen. Ein Druck auf den Taster des aktuell ausgewählten Presets kann dadurch eine weitere Funktion erfüllen. Ich benutze die Current Number, um den Solo boost zu aktivieren, prinzipiell lässt sich damit aber jeder Effekt des MS-3 und auch einige weitere Features schalten. Mein Verstärkerrack beinhaltet zusätzlich zu Vor- und Endstufe noch ein Stimmgerät, welches auch immernoch mit einem Signal versorgt wird, wenn der MS-3 stummgeschaltet ist. Die Mute Funktion greift erst bei den Outputs und nicht schon in den Loops. Die Pegelerkennung des eingebauten Noise Suppressor Effekts kann, anders als beim G-System, frei im Signalweg verschoben werden. Beim G-System sitzt diese hinter den Einschleifwegen, was dafür sorgt, dass das Gate sich bei aktiviertem Loop plötzlich anders verhält, wenn der darin befindliche Effekt den Pegel verändert. Da diese Einschleifwege hauptsächlich für Overdrive Effekte gedacht sind, wirkt dieser Schritt recht unlogisch. Dafür ist leider die Pegelabsenkung bei geschlossenem MS-3 Gate für mich zu gering, weshalb ich weiterhin mein externes Gate verwende.
Was mir weniger gut gefällt sind die drei Potis zur Menübedienung. Sie sind digital, haben aber kein Raster. Man dreht dadurch daran, ohne ein Gefühl zu bekommen, wann der nächste Wert, der nächste Effekt o.Ä. erreicht wurde; oft schießt man dabei übers Ziel hinaus.
Zusammengefasst ist der MS-3 als Schaltzentrale und Multieffekt meiner Meinung nach aktuell die beste Basis für ein modernes Pedalboard.