Die Mandoline, die ich in den Händen halte, erinnert mich unweigerlich an meinen Wirtschaftskunde-Unterricht. Denn die Frage liegt mir natürlich sofort auf der Zunge: Wie geht es, ein Instrument zu diesem Preis anzubieten? Nach 2 Tagen und etwas Gebastel meine ich die Antwort gefunden zu haben.
Ich hatte wohl in der Berufsschule ausgesprochenes Glück mit meinem Lehrer, dass ich mich noch daran erinnern kann: Es hiess dort, dass es für ein großes Unternehmen unterm Strich ein besseres Ergebnis erzielt wird, wenn Dinge auch unter dem eigenen Einkaufspreis verkauft werden, falls sie sonst gar nicht verkauft würden. Die Gründe dafür könnten zum Beispiel Überproduktion sein, oder eben leichte Mängel; der Ausschuss der Qualitätskontrolle.
Und genau das ist das, was ich hier vermute. Nahezu jedes Teil an meiner Mandoline hat ein kleines Problemchen; einige davon wurden hier schon genannt.
Die Lackierung um die F-Löcher ist lückenhaft; ein Inlay im Hals fehlt komplett; eine Mechanik ist schwergängig, man sieht eine kleine Deformation im Gewinde.
Was aber abschließend dabei herauskommt, überzeugt mich trotzdem sehr. Das ist in jedem Fall eine vernünftig spielbare, vernünftig klingende Mandoline. Wesentlich besser, als ich es mir zu diesem Preis vorgestellt hatte.
Die mitgelieferten Saiten waren auch in meinem Fall Restmüll; nach dem Stimmen und etwas Geklimper ist tatsächlich in der Nacht eine der beiden hohen E-Saiten gerissen.
Mein Fazit ist: Einem absoluten Anfänger würde ich empfehlen, zu einem höherpreisiges Instrument zu greifen; wenn man noch nicht weiss, was "normal" ist, setzt man sich mit einem kleinen Problem am Instrument eventuell doch arg in die Nesseln.
Einem Gitarrist, der gern etwas neues ausprobieren möchte und keine Angst davor oder am sogar Spass daran hat, etwas zu Basteln, kann ich das Instrument nur empfehlen.