Eine amtliche Zerre und ein gutes Delay in einer Stompbox, zusammen mit dem Hall des Amps, dass klingt nach einer kompakten und einfach zu handhabenden Lösung für viele kleine Gigs, für Sessions und könnte als kleines Besteck für Proben durchgehen. So meine Hoffnung beim Kauf des Keeley DDR.
Nun, das Keeley Drive Delay Reverb hält, was es verspricht:
Die Drive-Section liefert im Blues- und Rockbereich gut verwendbare Crunch- und Zerr-Sounds, die den High Gain-Bereich allerdings außen vor lassen. Die Grundcharakteristik kann umgeschaltet werden, eine der beiden Drive-Alternativen erinnert stark an den klassischen Ibanez Tube-Screamer 808D und kann im direkten Vergleich mit dem Original weitestgehend mithalten.
Die Hall-Sektion klingt wie ein durchschnittlicher Digitalhall - ganz ordentlich - wird aber meiner Ansicht weniger dringend gebraucht als das Delay, da die meisten Amps bereits einen Hall an Bord haben. Das als Alternative zum Hall wählbare Delay orientierte sich auf den ersten Hieb klanglich eher an analogen Geräten, ohne allerdings deren modulierende Eigenschaften nachzubilden. Unpraktisch ist, dass es kein "Tap-Tempo" gibt. Das ist schade, denn Song- und Delay-Tempo wollen in aller Regel aufeinander abgestimmt sein, und das erfordert beim Keeley DDR den probierenden Dreh am Regler - was in der Praxis einfach nur nervt. So bleibt es in der Praxis bei Slapback-Anwendungen: Diese schnellen kurzen rockabilly-mäßigen Einmal-Echos, deren kurze Delayzeit man live und bei Sessions weitgehend unabhängig vom Songtempo wählen kann.
An der Geräteseite kann man das Nachklingen der Echos und des Halls auch nach dem Abwählen des "Wet"-Sounds aktivieren. Das wird aber sofort mit hörbarem Rauschen quittiert wird: True Bypass ade.
Als Schweizer Taschenmesser, also als kompakte Allround-Waffe für kleine Blues- und Rock-Gigs reicht das Keeley DDR mir darum nicht. Trotzdem hat es einen Platz in meinem "kleinen"-Setup gefunden:
Gitarre-->TubeSreamer-->KeeleyDDR-->TC Flashback mit ext. Tap-->Amp mit Hall
Der TubeScreamer und Die Drive-Sektion des Keeley DDR stelle ich dabei auf einen sehr ähnlichen Sound, aber verschiedene Lautstärken ein. So kann ich mit ein oder zwei Fußschalter-Kicks von einem dezenten Blues-Crunch über einen lauteren Solo-Zerr-Sound bis zu singenden Solis (beide Tretminen aktiv) wählen, wobei jede Kombination sensibel und sinnvoll auf den Volumen-Regler-Dreh an der Gitarre reagiert.
Bei den Raum-Effekten bietet das beschriebene Setup die Wahl zwischen "trocken", mit Hall, mit langem Echo im Songtempo (vom TC Flashback, dass zumindest das einfach Einstöpseln eines externen Tap-Tempo-Switches erlaubt) und dem Slapback-Echo aus dem Keeley-DDR - sowie allen denkbaren Kombinationen daraus.
Kurz: Das Keeley DDR kann im Prinzip eine Tretmine einsparen, ist aber speziell beim Delay wegen des fehlenden "Tap-Tempo" keine große Hilfe.