Da mir die Video Demos zum Produkt gefallen haben, wollte ich das Pedal unbedingt testen. Ich war besonders auf den internen Booster gespannt - kann schon ein Vorteil sein, wenn auf dem Pedalboard ein Overdrive zu viel ist.
Nach dem Auspacken habe ich das Gerät in meine Effektkette sofort integriert, um den Test praxistauglicher zu machen. Schließlich würde ich das Gate später auch so nutzen:
Die Reihenfolge der Effekte, wobei ich Pylon mit der 4-Kabel-Methode verbunden habe ("Send" des Pylon geht weiter in die Pedale und in den Amp; "Return" des Pylon wird mit dem Send des FX Loops des Amps and "Out" mit dem Return des Amps verbunden):
Gitarre -> Buffer -> Pylon -> Foxgear Echosex Baby -> Seymour Duncan 805 -> Greenhouse Effect Nobrainer Distortion -> Amp
Und dann ging's los. Ich wollte gleich den Booster anmachen und habe beide Regler (Cut und Boost) auf min gestellt... Und musste nicht schlecht staunen - die Zerre war komplett weg. Ihr habt richtig gelesen. Vor dem aktivieren des Gate, war es noch volles Brett im High Gain Channel meines Randall Diavlo. Dann drückst du auf den Schalter und es kommt ein cleanes Signal. Ich dachte ich spinne - "nanu, Einstein, hast du da etwa voreilig ein Kabel falsch eingesteckt und versehentlich die Channel-Switch-Funktion aktiviert?" Naja, schnell was gelernt. Ich habe den Boostregler vor dem Test eben komplett auf links gedreht, weil ich dachte von da arbeitet er sich nach oben. Falsch! Die Ausgangstellung des Boosters ist eigentlich 12 Uhr. Im Uhrzeigesinn wird das signal geboostet, gegen den Uhrzeigesinn wird das Signal entzerrt. Wenn es kein Defekt ist, muss man das evtl. mal irgendwo schwarz auf weiß erwähnen oder? - Deswegen hier 1 Stern Abzug bei der Bedienung.
Der geboostete Sound hat mir sehr gut gefallen. Im Vergleich zum Seymour Duncan 805 kann man seinen perfekten Sound mit dem Cut Regler sehr schnell einstellen. Beim 805 stehen einem ja 3-EQ Regler zur Verfügung. Das braucht schon seine Zeit.
Nun zum Gate. Da ich Metal im High Gain Channel spiele, habe ich den "Low" Modus gewählt. Irgendwo auf 1-2 Uhr des Regelwegs des Gate-Poti war schon Stille im Amp. Die Riffs klingen fett und brutal, nichts abgeschnitten. Der Klang wird nicht gefärbt. Aber das können viele Geräte, nun wollte ich schauen, was das Ding wirklich drauf hat.
Und da war es schon. Schon wenn man auf der tiefen A-Seite ein bisschen palm mutet, da wird schon Attack gefressen und auf der D-Seite sowieso, und wehe man versucht hammer-on/pull-off Sachen (legato). Na gut, man kann sicherlich das Gate etwas zurückdrehen, schon kommen die Töne viel besser durch - aber eben auf nachbarfreundlicher Zimmerlautstärke. Wenn man spaßeshalber den Master aufdreht (ohne zu spielen), dann ist das Rauschen schon deutlich hörbar. Will man dieses Rauschen unterdrücken (Gate wieder nach rechts drehen), dann hat man schon Probleme mit Attack, Palm Mutes auf 5 und 4 Seite und Legato-Spiel. An dieser Stelle habe ich schon die Entscheidung getroffen, das Gerät zurückzuschicken. Pylon hätte wirklich von erweiterten Einstellungsmöglichkeiten profitiert, damit man die Rauschunterdrückung (also, Pegel in -dB) und die Reaktionszeit aufeinander etwas feiner abstimmen kann. Es kein sein, dass in einem anderen Setup (andere Gitarre, anderer Amp, anderes elektro-magnetisches Feld) Pylon sofort überzeugt. In meinem Fall leider nicht.
Ein bisschen Solo-Spiel? Da fand Pylon schnell seine Grenzen. Es killt ziemlich schnell Sustain, auch wenn man kein Vibrato macht. Habe mit dem High-Low Schalter etwas rumgespielt. In der High Position kann man 1-2 Sekunden Ausklingzeit gewinnen, mehr aber nicht. Dazu bekommt man aber auch eine kleine Portion Rauschen serviert.
Zu guter Letzt wollte ich mit dem Pylon auch mal direkt in den Amp gehen. Also, Gitarre in das IN des Pylon und Pylons OUT in den Amp. Hier habe ich etwas erlebt, was mich sofort zur Retoure und dieser Rezension bewogen hat - das Gerät produziert tatsächlich Rauschen! Sprich - wenn man Gate auf min stellt und den Fußschalter betätigt, dann rauscht der Amp MIT dem Pylon MEHR als OHNE. Toll :)
Noch eine optische Bemerkung.
Im Bypass Modus ist das Gate klanglich zwar inaktiv, aber das Lämpchen zeigt, wie das Gate "theoretisch" arbeiten würde. Also sie leuchtet nicht wenn man spielt, leuchtet aber auf (weniger hell), wo das Gate - wenn aktiviert - eingreifen würde. Ich weiss nicht, welchen Zweck die Macher des Pedals damit verfolgten, aber ich finde hier keinen. Mir wäre's lieber, wenn das Pedal wirklich off ist, wenn man es ausschaltet.
Fazit: Ein gutes Pedal für High Gain Rhythmus Spiel, wenn man nur zu Hause spielt und das Pedal mit der 4-Kabel-Methode verbindet. Damit würde ich nicht live spielen und auch keine Aufnahmen machen, da auf Arbeitslautstärke des Verstärkers Pylon nicht nutzbar ist. Am besten hätte ich den Low-High-Kippschalter entfernt und mit einem stufenlosen Poti ersetzt - so könnte KMA ein paar Kunden mehr gewinnen.