Als Kesselgratung (engl. Bearing Edge) bezeichnet man den Bereich des Kesselrandes auf dem das Fell aufliegt. Man muss nicht viel Phantasie haben, um sich vorstellen zu können, dass Form und Qualität der Gratung einen entscheidenden Einfluss auf die Übertragung der Fellvibrationen auf den Kesselkörper und damit die Resonanzen der Trommel hat.
Dementsprechend stellt die Kesselgratung (neben dem verwendeten Material) für Drumkonstrukteure eine der wichtigsten Möglichkeiten dar, den Klang und die Eigenschaften eines Kessels zu beeinflussen.
Wie intensiv der Einfluss der Gratung wirklich ist, zeigt folgendes Beispiel:
Ein auf ein Fell gelegter Finger dämpft seine Resonanzen. Die Kesselgratung macht dasselbe. Der Bereich in dem die Gratung eines modernen 12 Kessels (Breite der Auflagefläche der Gratung ca. 0,8mm) in Kontakt mit dem Fell tritt, hat zusammengenommen einen Flächeninhalt von ca. 7,5 Qudratzentimetern. Das entspricht in etwa dem Dämpfungseffekt eines auf das Fell gelegten Zeigefingers. Verdoppelt man jetzt die Breite der Gratung auf gerade mal 1,6mm (scheint ja wirklich nicht viel zu sein) ist ihre Wirkung schon so, als würde man das Fell mit zwei Fingern dämpfen.
Schon relativ geringe Änderungen an der Form der Gratung können sich also massiv auf den Klang eines Fells auswirken. Aber die dämpfende Wirkung der Gratung ist nur die halbe Wahrheit. Denn der Kontakt zwischen Kessel und Fell über die Gratung dämpft zwar das Fell, stellt aber natürlich auch die entscheidende Möglichkeit dar, die Vibrationen auf den Kessel zu übertragen. Die Art und Form einer Gratung ist also ein Kompromiss aus beidem!
TIPP: Wichtig für eine optimale Performance eines Toms ist die präzise und gleichmäßige Ausführung der Gratung im gesamten Auflagebereich. Doch nur das Paket aus einer ebenen Gratung, einem absolut runden Kessel und einem perfekt geformten Spannreifen garantiert einen optimalen Sound. Klingt ein Tom auch mit neuen Fellen stumpf und leblos, kann sich ein Blick auf die Kesselgratung lohnen. Sollte nämlich die Gratung nicht mehr korrekt in Form sein, kann man sich das Geld für neue Felle sparen und es lieber in das Nacharbeiten der Gratung investieren.
Um Ihnen die Auswirkungen unterschiedlicher Gratungsformen auf den Sound eines Kessel näher zu bringen, haben wir mal unser Grafikprogramm bemüht und die gebräuchlichsten Formen gezeichnet und erklärt:
Der Klassiker der modernen 45° Kesselgratungen. Durch die relativ breite Auflagefläche klingen Kessel mit 45° Single Bearin Edge subjektiv tiefer und etwas gedämpfter als beispielsweise Kessel mit einer Double 45° Gratung. Die ideale Gratung für Rock-Sets.
Der moderne Standard! Die sehr definierte Auflagefläche erleichtert das Stimmen der Toms und sorgt für einen offenen, dynamischen Sound. Wenn Sie auf moderne Allround Highend-Sets stehen, ist die Double Bearing Edge Ihre Gratung!
Die Flanken sind relativ steil, die Kuppel der Kante rund verschliffen. Das Ergebnis ist eine im Vergleich zur "normalen" 45° Doppelgratung etwas größere Auflagefläche. Wer auf moderne Allroundsets steht, dabei aber auf einen Hauch Vintage nicht verzichten möchte, ist hier bestens aufgehoben.
Die ideale Gratung für Vintagefans! Relativ große Auflagefläche und ein sonorer, sehr warmer Sound.
Es gibt so viele Varianten zum Thema Gratung wie es Hersteller gibt. Dennoch: Bei der Beurteilung unterschiedlicher Gratung können Ihnen die von uns gezeigten Beispiele sicher helfen.
Regel: Eine Kesselgratung in einem flacheren 35° Winkel und runder Kante sorgt für mehr Fellkontakt und in der Folge einen gedämpfteren Sound. Ein steilerer Winkel (45° und mehr) und eine schärfer geschliffene Kante liefern mehr Resonanzen und einen entsprechend offeneren Klang.