Das Herzstück des Inear Systems ist zweifelsohne der Hörer. Im Vergleich zu Ohrhörern für den Heimgebrauch, wird bei professionellen Inear Hörern Wert auf andere Merkmale gelegt. Im rauen Bühnenalltag muss das Paar Kopfhörer enorm gut sitzen und super robust sein. Ein abnehmbares und austauschbares Kabel sollte selbstverständlich sein. Aber auch klanglich wird hier nichts geschönt. Hifi Hörer gefallen beim reinen Musikgenuss mit schmeichelhaftem Klang. Bühnen Inears dagegen, sind eher linear und durchsetzungsfähig abgestimmt. Außerdem ist der maximale Schalldruck bei professionelle Inear Kopfhörern i.d.R. höher und daher mit einem entsprechenden Warnhinweis ausgestattet.
Einwege- und Mehrwegesysteme
Kopfhörer sind im Grunde kleine Lautsprecher. In beiden Fällen gibt es Varianten mit nur einem oder mehreren Wegen. Bei Einwegesystemen gibt es lediglich einen Lautsprecher bzw. Treiber, der das komplette Frequenzspektrum abdeckt. Bei Mehrwegesystemen wird das Signal über eine oder mehrere Frequenzweichen getrennt und zu einzelnen Treibern geschickt, die dann nur einen bestimmten Frequenzbereich wiedergeben.
Einwegesysteme sind aufgrund ihrer Einfachheit i.d.R. günstiger, klingen allerdings meist nicht so ausgewogen. Da in Mehrwegesystemen mehrere Treiber verbaut sind, die einen bestimmten Frequenzbereich wiedergeben, sind diese tonal ausgewogener. Allerdings kosten diese in den meisten Fällen auch mehr. Wie so oft im Leben bestätigen auch hier Ausnahmen aber die Regel.
Treiber
Inear Kopfhörer können nicht nur in der Anzahl der Wege, sondern auch in der Art und Anzahl der verbauten Treiber unterschieden werden.
Viele Mittelklassehörer haben zwar „nur“ zwei Wege – also einen für den Tiefton und einen für den Hochton – aber pro Weg mehrere Treiber verbaut. Um den Vergleich zum Lautsprecher wieder zu ziehen: Ein Zweiwege-Hörer mit zwei Treibern im Bassbereich und einem im Hochtonbereich entspricht einer Zweiwegebox mit zwei Tieftönern. Solche Hörer (und auch Lautsprecher) liefern im Tiefton i.d.R. mehr Druck und Pegel. Man kann aufgrund der technischen Daten also oft grob einschätzen, ob ein Inear Kopfhörer z.B. eher bassbetont oder linear abgestimmt ist. Je mehr Treiber pro Weg verbaut sind, desto präsenter ist der Frequenzbereich.
Die Treiber in Inear Hörern können auch in Ihrer Art unterschieden werden. Es gibt dynamische und sog. Balanced Armature Treiber. Dynamische Treiber sind robuster und günstiger in der Herstellung. Daher finden sich diese oft in Einsteigermodellen. Klanglich sind sie nicht so fein auflösend, wie Balanced Armature Treiber. Dafür ist die Tieftonwiedergabe meist besser. Dynamische Treiber werden daher auch in teureren Kopfhörern gerne als Basstreiber eingesetzt.
Balanced Armature Treiber sind kleiner und leichter, daher ist gerade die Hochtonauflösung besser als bei dynamischen Treibern. Da sie auch teurer in der Herstellung sind, sind sie bei günstigen Einsteigerhörern eher die Seltenheit. In Profimodellen finden sich dagegen (fast) ausschließlich Balanced Armature Treiber.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es eigentlich kein Richtig und kein Falsch gibt. Da jede Anwendung und jeder Hörgeschmack anders ist, kann man keine Pauschalempfehlungen aussprechen. Dynamische Treiber liefern eher einen warmen Sound, Balanced Armature Treiber lösen besser auf und sind detailreicher. Manche Hersteller bieten daher auch Hybrid Hörer an, bei denen oft dynamische Treiber im Bassbereich und Balanced Armature Treiber für den Mittel- und Hochton eingesetzt werden.
Bauform
Neben dem Klang ist die Bauform und der damit einhergehende Sitz im Ohr die wichtigste Eigenschaft bei einem Inear Hörer.
Die meisten angebotenen Kopfhörer sind universell, passen also mehr oder weniger in jedes Ohr. Durch verschiedene Ohrpassstücke hält der Hörer im Gehörgang. Das Treibergehäuse soll dabei die komplette Ohrmuschel ausfüllen
Der große Vorteil liegt im verhältnismäßig günstigen Anschaffungspreis. Aber erst wenn ein Hörer perfekt sitzt, klingt er auch so, wie er soll. Die meisten universellen Hörer sind recht einfach konstruiert und sitzen in einer Vielzahl von Ohren recht ordentlich. Einige Hersteller haben allerdings aufwendig konstruierte Gehäuse entwickelt, sodass diese universellen Hörer in den meisten Fällen annähernd perfekt sitzen.
Den absolut perfekten Sitz wird man nur mit einem angepassten Hörer hinbekommen. Diese kosten aber i.d.R. mehr als ein universelles Modell. Hierfür wird beim Hörgeräteakustiker ein Abdruck des Ohrs genommen. Der Hersteller formt dann anhand dessen den Hörer. Da der Hörer genau ins Ohr passt, werden auch keine Ohrpassstücke mehr benötigt. Im professionellen Bereich werden fast ausschließlich angepasste Lösungen verwendet.
Eine Zwischenlösung bilden Hörer, die auf eine bestehende Otoplastik aufgesteckt werden. Vorteil: die Otoplastik ist maßgefertigt, passt also optimal ins Ohr. Nachteil: Die Hörer stehen aus der Ohrmuschel. Das kann im Livebetrieb störend sein und sieht nicht so unauffällig aus.
Da Inear Hörer im besten Fall optimal sitzen, ist die Außengeräuschdämpfung enorm. Man bekommt von außen so gut wie nichts mehr mit. Will man nicht komplett vom Publikum und seinen Bandkollegen abgekapselt sein, gibt es bei angepassten Hörern meist eine Ambience Option. Durch eine kleine Bohrung wird so Schall von außen ins Ohr gelassen. Bei universellen Hörern findet man diese Option hingegen sehr selten.
Eine weitere Möglichkeit Außengeräusche mit Inears zu hören, ist der Einsatz von Ambience Mikrofonen. Hierfür wird das Publikum durch Mikrofone abgenommen und das Signal je nach Wunsch auf die Monitormixe der Musiker verteilt. So bekommt man die perfekte Balance zwischen Monitormix und Außengeräuschen hin.
Übrigens sollte man immer beide Hörer in den Ohren verwenden, um alle Vorteile des Inear Monitorings auch richtig nutzen zu können. Wenn man trotzdem nur einen Hörer verwenden möchte, sollte man ab und an die Seite wechseln, um das Gehör nicht einseitig zu belasten.
Kleine Entscheidungshilfe für Ein- und Umsteiger
Einsteiger werden sich – wohl auch aufgrund des Preises – meist für einen Einwegekopfhörer mit dynamischem Treiber entscheiden. Gerade Sänger und Gitarristen kommen mit dem oft mittigen Sound gut zurecht. Bei Bass, Drums und Keys bietet sich dagegen schon ein Mehrwegekopfhörer an, um einen erweiterten Frequenzgang (gerade nach unten) zu haben. Den Mehrpreis beim Hörer kann man dafür oft mit einem kabelgebundenen System wieder ausgleichen.
Wer allgemein Wert auf einen ausgewogenen und feiner auflösenden Klang legt, sollte sich ebenso bei den Mehrwegehörern umsehen. Modelle mit Balanced Armature Treibern sind oft klanglich transparenter. Musiker, die viel Bassfundament wollen, können außerdem darauf achten, dass im Tieftonweg mehrere Treiber arbeiten.
Für die meisten Ohren wird ein einfacher, universeller Hörer passen. Bei besonders kleinen, besonders großen oder außergewöhnlichen Ohren, wird man um einen aufwendig geformten Universalhörer oder eine angepasste Lösung nicht herumkommen.
Die Auswahl an Inear Hörern ist schier erschlagend. Letztlich wird aber das Budget, der Anspruch und der persönliche Geschmack die Entscheidung mitprägen.
In unserem Ladengeschäft in Treppendorf haben Sie die Möglichkeit, die gängigsten Inear Hörer zu testen. Unser Team der PA-Abteilung steht darüber hinaus natürlich auch beratend zur Seite.