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2. Interviewmikrofone

Das wichtigste Utensil des Reporters ist ein Mikrofon für Interviews. Grundsätzlich kann man zwischen zwei verschiedenen Ansätzen unterscheiden. Das klassische Reportermikrofon hat Kugelcharakteristik, nimmt also Schall von allen Seiten auf. Heute gebräuchlicher sind Mikrofone mit Richtcharakteristik Niere bzw. Super- oder Hyperniere, die Schall von vorne lauter aufnehmen als Umgebungsgeräusche.

Das Kugelmikrofon

Das klassische Reportermikrofon, das auch heute noch in großer Typenvielfalt hergestellt wird, nimmt Schall von allen Seiten auf. Man spricht daher von Kugelcharakteristik oder auch omnidirektionaler Richtcharakteristik.

In der Praxis stellt man fest, dass das eigentlich nur für die tiefen und mittleren Frequenzen gilt, in den Höhen ergibt sich sehr wohl ein gewisses Richtverhalten. Das ist durchaus nicht unerwünscht, denn so erhält man präsente Stimmen (die das Mikrofon ja von vorn besprechen) und gleichzeitig unaufdringliche Umgebungsgeräusche, die dem Interview eine authentische Atmo verleihen.

Ein nicht zu unterschätzender Vorteil der Kugelcharakteristik ist, dass solche Mikrofone relativ unempfindlich sind für Hand- oder Windgeräusche. Außerdem liefern sie durch ihren weiten Aufnahmebereich ein konstantes Klangbild, wenn der Interviewpartner sich beim Reden bewegt. Im Gegensatz zu Mikrofonen mit Nierencharakteristik haben Kugelmikrofone nämlich keinen Nahbesprechungseffekt, d.h. die Bässe werden nicht betont, wenn man nahe ans Mikrofon rangeht. Mikrofone mit Kugelcharakteristik liefern einen eher sachlichen Sound.

Kugelcharakteristik

Mikrofone mit Nierencharakteristik

Über die Jahre hat sich der Sprechersound verändert. Bei amerikanischen Radiostationen war es schon lange üblich, dass Sprecher sehr nah an die Studiomikrofone herangehen, um einen besonders intimen, großen und schmeichlerischen Stimmsound zu erzeugen. Dieser Trend wurde auch hierzulande aufgegriffen. Der moderne Studio-Sprechersound betrifft auch den Reporter vor Ort insofern, dass es unerwünscht ist, wenn sich Einspielungen klanglich vom Studiosound allzu sehr unterscheiden. Viele Reporter greifen deshalb inzwischen zu Mikrofonen mit Cardioid-Richtcharakteristik. Nur Mikrofone mit Richtwirkung haben jenen Nahbesprechungseffekt, der Stimmen bei geringen Mikrofonabständen so sonor und voll erklingen lässt wie die Studiosprecher. Außerdem bevorzugen viele Sender inzwischen einen geringeren Anteil an Umweltgeräuschen als früher üblich. Das liegt zum Teil am heutigen exzessiven Einsatz von Compressoren, die leise und laute Signale aneinander angleichen. Außengeräusche (Atmo) werden heute oft mit gesonderten Stereomikrofonen aufgenommen und nach Belieben beigemischt (dazu später mehr).

Mikrofone mit Nierencharakteristik neigen zu lauteren Handgeräuschen, was allerdings einige Hersteller sehr "gut in den Griff" bekommen haben. Auch die Empfindlichkeit gegenüber Windgeräuschen ist bei Nierenmikrofonen deutlich höher als bei Kugelmikros.

Nierencharakteristik

Mikrofone mit Super- bzw. Hypernierencharakteristik

Diese Mikros verhalten sich sehr ähnlich wie normale Nierenmikros. Das Richtverhalten ist noch etwas ausgeprägter. Seitenschall wird sehr effektiv unterdrückt. Schall von hinten dagegen etwas schlechter unterdrückt, als bei Mikrofonen mit normaler Nierencharakteristik, was leider auch Handgeräusche mit einschließt. Superniere und Hyperniere unterscheiden sich nicht wesentlich voneinander. Beide Charakteristiken eigenen sich sehr gut für Interviews in besonders lauten Umgebungen wie Diskotheken, Rennstrecken oder auch bei lautem Straßenverkehr.

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