Ich war jetzt einige Zeit mit einem Motu M4 und einer kleinen Audiopipeline in Jack/Carla unter Linux unterwegs. Das M4 hatte immer wieder Probleme, und das ganze Setup in Software war irgendwann wirklich nervig. Ein paar mehr Ins/Outs waren gewünscht, und idealerweise soll das ganze mit Linux, macOS und Windows ohne weiteres zutun spielen, da ich immer wieder die Geräte wechseln muss.
Mit dem RME klappt das wunderbar. Ich hatte das routing noch von meinem Fireface 400 in Erinnerung, welches ich aber mangels Support für Firewire in den heutigen Rechnern abgegeben habe. Via DB-9 Stecker habe ich mir einen eigenen kleinen Loopback-Adapter gelötet (Pin 1 leer lassen, danach 2-3, 4-5 usw verbinden) und habe jetzt die Möglichkeit etwas auf AES und SPDIF auszugeben und dann mit den Input Processing des RME zu bearbeiten. Ich schicke hier z.B. die Ausgabe von Videocalls durch, um die Mikrofon-Kirmes der Leute mit EQ & Kompressor ein wenig zu bändigen.
Wirklich fantastisch ist der Room EQ, der auf allen Outputs verfügbar ist. 9 vollparametrische Bänder, sowie die 3 "normalen" vollparametrischen EQ Bänder, sowie ein separater Lowcut. Wer damit nicht glücklich wird sollte besser den Raum abreißen und neu bauen. ;)
Generell: Sound und Performance ist wie man es von RME erwartet - Wahrlich Spitze.
Da es die anderen Linux-Nutzer bestimmt auch brennend interessiert: Das UCX II ist tatsächlich mit Linux vollständig lauffähig. Class-Compliant Modus erlaubt den Zugriff auf alle Inputs und Outputs. Intern rechnet das UCX II tatsächlich die Mixe der mittleren Reihe aus TotalMix weiter, man kann sie am Interface selber aber leider nicht steuern (Wieso, RME?! Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund für mich!). Inputs auf Outputs mixen geht direkt via Interface. Alle Einstellungen (Gain, Autogain, Phantom, EQ, Dynamics, Autolevel, Room EQ, etc.) lassen sich auf allen Inputs und Outputs direkt am Interface einstellen.
Der wirkliche Knaller ist hier aber: Im CC Mode lassen sich _alle_ Funktionen (auch die mittlere Reihe mit den Software-Playback Mixen!) die man aus TotalMix kennt, die in der Hardware verarbeitet werden(!) via MIDI SysEx Nachrichten am USB Port steuern. Es wird derzeit unter dem Namen "OSCMix" eine Open Source Software gebauet, die diese Parameter via OSC bereitstellt und eine TotalMix-ähnliche Oberfläche anbietet.
Wichtig ist der Zusatz: Alles was in Hardware verarbeitet wird. Ich bin ursprünglich davon ausgegangen, dass das ARC USB wenn es am DURec Port angeschlossen wird auch vom UCX II direkt verwendet wird. Das stimmt leider nur halb. Im CC Modus, sowie wenn TotalMix/OSCMix nicht aktiv ist nimmt das UCX II exakt die aufgedruckten Befehle entgegen. Sobald man TotalMix startet übernimmt TotalMix Rechnerseitig die gesamten Inputs des ARC USB, dort kann man dann die Einstellungen vornehmen die TotalMix erlaubt, und das übersetzt es dann zum UCX II in die gewünschten Änderungen. Diese Einstellungen kann sich das UCX II aber nicht merken und im CC/Standalone Modus weiterverwenden! Man muss also derzeit mit den Funktionen vom nackten ARC USB auskommen, was aber trotzdem schon verdammt praktisch ist.
In Zukunft erhoffe ich mir durch dieses Prinzip aber quasi grenzenlose Möglichkeiten via OSCMix (ARC USB Support dort soll bald rudimentär implementiert werden) und custom scripts, die dann via OSC interagieren. Dann wäre auch so bekloppter Kram wie Bildschirmhelligkeit via ARC USB machbar. ;)
Genug geschwafelt, insgesamt: Ja, teuer. Aber für den Preis ein brachiales Featureset bei der gebotenen Klangqualität. Ich bekomme günstigere digitale Mixer die mehr können, aber hörbar schlechtere Audioqualität haben. Oder günstigere Interfaces, die ähnlich gute Audioqualität bieten, aber quasi keine Funktionen haben. Die Kombi aus Funktionalität und Klang konnte ich auch nach langer Suche so nur bei RME finden. MOTU hatte mit dem UltraLite AVB mal ein ähnlich spannendes Gerät im Angebot, aber das scheint schon EOL zu sein, und nachdem mein altes Fireface 400 selbst jetzt noch von RME supported wird (wenn ich denn Firewire am Rechner hätte) ist die Produktpflege ein nicht zu vernachlässigender Faktor, und für mich am Ende den Preis definitiv wert.