Das Roland Octacapture setze ich in meinem Heimstudio ein. Es ist genau das Richtige für eine Band in kleiner Besetzung mit Schlagzeug, Bass, Gitarren, Keyboards, Gesang etc. Damit mache ich hochwertige Aufnahmen für den ?musikalischen Alltag?, würde gerne auch in absehbarer Zeit eine CD damit produzieren mit Schlagzeugspuren, Kontrabass, Keyboard bzw. virtuelles Piano. Für letzteres brauche ich ein Audio - Interface mit sehr kurzen Latenzzeiten.
Ich bin von den Funktionen, der Handhabung beim Aufnehmen, den Mic-Preamps und der Latenzzeit hochgradig begeistert. Das Gerät macht einfach nur Spaß und kann zu tollen Ergebnissen führen.
Ich hatte bisher immer noch mit meinem etwas betagten Edirol FA 101 gearbeitet, was ich mir im Jahre 2005 angeschafft hatte.
Ich bin sehr erstaunt, wieviel mehr an Qualität und Funktion das Octacapture für noch weniger Geld bietet. Das Edirol hatte nur zwei Mic bzw. Kombi - Eingänge. Mit diesen war es kaum möglich ein dynamisches Mikrofon wie das SM 57 adäquat zu verstärken. Wenn man den Pegel weit genug aufdrehte, rauschte es heftig. Mit dem Octacapture hat das SM 57 einen satten Sound. Selbst wenn ich den Eingangspegel voll aufdrehe (+50dB) ist praktisch kein Rauschen zu hören. (Zumindest nicht für meine alten Ohren.)
Absolut sensationell finde ich auch die Auto Sense Funktion. Man lässt seine Kollegen kurz etwas spielen, startet die Funktion und alle Kanäle Pegeln sich automatisch ein. Ich bin sonst kein Freund von Automatismen, muss aber zugeben, dass ich das Einpegeln selbst von Hand nicht so schön machen könnte, wie das Gerät das von alleine tut. Wenn ich mit meinem Trio einen Probemitschnitt mache, erscheint der Mix zum ?kurz Reinhören? schon so gut, dass nicht mehr viel dran zu machen zu sein scheint.
Praktischer Weise haben zwei von den vorderen Kombi - Eingängen eine HiZ Funktion. Dort kann man direkt einen Bass oder eine akustische Gitarre mit Klinkenkabel anschließen. Aufnahmen mit dem E-Bass führen zu richtig guten Ergebnissen. Der zuschaltbare Compressor ist allerdings nur digital.
Von den hinteren vier Eingängen sind die beiden letzten von ihrer Impedanz her für besonders hohe Pegel ausgelegt und daher für Bass Drum und Snare prädestiniert. Für mein Jazz Trio strebe ich einen authentischen, unartifiziellen Schlagzeug Sound an. Das klappt mit den vier Kanälen super.
Die Latenzzeit von meinem alten Edirol war gut genug, um ein Software Piano wie das Ravenscroft 275 ordentlich spielen zu können, auch wenn ich die Latenz in Form einer gewissen Trägheit spüren konnte. Mit dem Octacapture erlebe ich eine absolut direkte Verbindung von körperlicher Aktion und Klang, selbst dann, wenn ich auf mehreren Kanälen aufnehme und vergessen habe, etwaige Effekte in meiner DAW auszuschalten.
Bezüglich des Aufnehmens ist das Gerät so selbst erklärend, dass man ohne vertieftes Studium der Bedienungsanleitung direkt loslegen kann. Das Octacapture lässt sich dabei wunderbar von der mitgelieferten Control Panel App steuern, die übrigens auch gut aussieht und stabil läuft.
Man kann mit den vielen Ausgängen auch mehrere verschiedene Monitormixe erstellen und diese mit einem Hall versehen. Gott sei dank brauche ich das nicht. Die Mixer Funktionen sind in der Bedienungsanleitung unter der Überschrift ?Advanced Features? erklärt. Ich kapiere es trotz der Anleitung nicht. Es ist wohl wirklich sehr ?advanced?. Ich kann mir aber vorstellen, dass, wenn jemand diese Funktion braucht und sich hinein kniet oder gar gelernter Veranstaltungstechniker ist, auch damit klar kommt.
An dem Gerät gefällt mir sonst noch, dass es sehr kompakt ist und ohne Rack schön auf den Schreibtisch passt. Das Gehäuse ist aus stabilem Alu und schön designed.
Bei den Kombi- Eingängen habe ich mir allerdings angewöhnen müssen, besonders die langen Klinkenkabel schön gerade und vorsichtig heraus zu ziehen und das Gerät dabei fest zu halten. Wenn man etwas seitlichen Druck auf einen Stecker ausübt, lassen sich alle vier Eingangsbuchsen gleichzeitig leicht bewegen, was keinen sehr stabilen Eindruck macht. Die Buchsen sind wohl nicht einzeln am Gehäuse verschraubt.
Schließlich ist noch erwähnenswert, dass ich mir vor in Betriebnahme den aktuellen Treiber für Mojave herunterladen musste. Das Octacapture benötigt einen eigenen USB Treiber. Nun muss ich vor jedem System Update prüfen, ob es auch einen neuen Octacapture - Treiber gibt oder dieser vielleicht nicht erneuert werden muss. Es wäre ziemlich blöd, wenn man da einen Fehler macht. Außerdem hoffe ich, dass Roland das Octacapture noch lange Zeit weiter pflegt, oder Apple den jetzigen Treiber lange unterstützt, damit es kompatibel bleibt.
Fazit: Abgesehen von den letzt genannten möglichen Schwachpunkten ein wirklich sensationelles und gut klingendes Teil. Ich würde es nicht mehr hergeben wollen.
Schließlich bedanke ich mich auch bei Thomann und seinen Mitarbeitern. Ich bin vor dem Kauf per Mail gut und schnell beraten worden. Besser geht's nicht!