Dave Friedman darf man getrost als Prominenz unter den Verstärkerbauern bezeichnen. Jahrelange Erfahrungen beim Umbau von Verstärkern, ein exzellentes Ohr und eine illustre Kundschaft, die von Steve Stevens, Jerry Cantrell und Phil X bis hin zu Serviceaufgaben für Steve Vai und dem leider verstorbenen Eddie Van Halen reicht, zeigen, dass dieser Ruf berechtigt ist. Immerhin gehören seine eigenen Verstärker zu den erfolgreichsten Boutiquegeräten am Markt. Gleichzeitig hat es Dave Friedman verstanden, seine eigene edle Variante des britischen Rocksounds zu schaffen, die er gekonnt zwischen JTM45 und Hot-Rod-800er-Sound variiert. Das Dirty Shirley Modul greift den Klang des gleichnamigen Vollröhrenverstärkers in erweiterter Form auf.
Schaltungsbasis ist das erste Marshall-Modell, der legendäre JTM-45 von 1963/64, der deutlich weniger Gain und einen anderen Klang als seine Nachfolger bietet. Dirty Shirley ist Dave Friedmans Interpretation dieses Retroklassikers, die natürlich auch seinen spezifischen Stempel trägt, etwa in Form erweiterter Overdrive-Kapazitäten. Das zweikanalige Modul wurde von Friedman selbst konzipiert und liegt funktional zwischen dem gleichnamigen Modell und der Twin-Sister-Variante. Hier teilen sich beide Kanäle eine dreibandige Klangregelung, die um getrennte Bright-Schalter erweitert wird. Damit lassen sich also die dynamische Ansprache des Marshall-Urvaters und eine „heißere“ Crunch-Variante umschaltbar bestens kombinieren.
Der JTM-45 ist ein Klassiker und auch in Gestalt der Friedman Dirty Shirley ein echter Erfolg. Bei Friedman steht das Modell Dirty Shirley für Vintage Classic Rock. Das Modul bietet einen dynamischen Sound, der von Clean bis in den angerauten Crunchbereich reicht und bestens auf den Volume-Regler der Gitarre aber auch auf Booster reagiert. Das Mittenspektrum ist ausgeprägt und die Verzerrung recht körnig. Zu den berühmten Nutzern der Originale gehören beispielsweise Pete Townsend, der schnell mehr als die gebotenen 30 Watt forderte, Eric Clapton, der die Comboversion bevorzugte, und Angus Young im Studio. Friedman-typisch greift die Schaltung den Marshall-Sound geschmackvoll auf und trimmt die Abstimmung in eine nahezu produktionsfertige Richtung. Auch die Overdrive-Reserven liegen höher, sodass dieses Modul auch ohne Booster für das nächste Solo herhalten kann.
Hinter dem Herstellernamen Synergy steht der kalifornische Vertrieb Boutique Amps Distribution. Die Marke Synergy offeriert eine komplette Produktpalette von Vollröhrenverstärkern, Vorverstärkern und zugehörigen Boxen. Die Besonderheit dabei ist die modulare Ausführung der Vorstufe, die den Systemen eine hohe Klangflexibilität, Erweiterbarkeit und damit Zukunftssicherheit ermöglicht. Die zugehörigen Vorstufenmodule sind in zahlreichen Varianten verfügbar und entstehen oft in Zusammenarbeit mit namhaften Verstärkerbauern wie Friedman, Diezel, Engl, Soldano oder Fryette, deren Schaltungen in das Modulformat portiert wurden. So lässt sich der Klangcharakter des Verstärkers nach Belieben und entsprechend des jeweiligen Einsatzgebiets, live und im Studio, immer wieder neu definieren.
Mit einem Synergy-Verstärker und dem Dirty-Shirley-Modul liefert man Retrorock in bester Manier ab, ganz ohne rare und anfällige Originale auf die Bühne bemühen zu müssen – live zu hören beispielsweise bei Opeth. Dabei hält das Friedman-Tuning bereits hinreichende Gainreserven vor, sodass man sich hier fließend von leicht angerautem Clean über Blues-Einlagen bis zum Rocksolo bewegen kann. Das Schönste dabei: In der Synergy-Welt lässt sich dieser dynamische Sound nicht nur in zwei Kanälen in echter Röhrenschaltung abrufen, sondern auch nach Belieben mit anderen Modulen kombinieren. So entsteht ein maßgeschneidertes Live-Besteck oder ein variabel einsetzbares Studio-Setup für die Aufnahme.
Klangvielfalt durch modulare Röhrenvorstufe
Das von Bruce Egnater entwickelte und patentierte Modular Tube System (MTS) wurde im Jahre 2000 vorgestellt. Es handelt sich um ein Verstärkersystem, bei dem die Vorstufe über röhrenbestückte Einschübe mit variablen Klangmodulen bestückt werden kann. Der jeweilige Vor- oder Vollröhrenverstärker ist so im Klangcharakter wandelbar. Neben den ein- und zweikanaligen Modulen von Egnater wurde das System über mehrere Jahre an Randall lizenziert, die etliche einkanalige Module anboten. Inzwischen bietet der Hersteller Synergy das System in technisch aktualisierter aber rückwärtskompatibler Version an. Hier finden sich durchweg neue Module sowie passende Vor- und Vollverstärker mit entsprechenden Einschüben. Synergy-Module verfügen stets über zwei Kanäle mit eigenen Gain- und Pegelreglern sowie wenigstens einen mehrbandigen Equalizer.