Vorweg muss ich sagen, der Green Russian ist der beste Muff, der mir bislang unter die Füße gekommen ist. Von daher liest sich diese Rezension vielleicht etwas widersprüchlich. Der aufmerksame Leser wird aber verstehen, was ich meine.
Zur Ausgangssituation: Ich spiele über einen Hughes & Kettner Black Spirit, und, wenn ich mal wieder Häuser einreißen muss, ein Switchblade 100 Topteil der selben Marke, das ganze an einer 4x12 Marshall 1960 Tall Vintage mit Celestion Greenbacks, in einer Fünfmannkombo. Stilistisch bewegen wir uns irgendwo im Numetal-Bereich, den Sound würde ich salopp als ausgewogen Fett bezeichnen. Also eine ordentliche Wand, aber immernoch definiert, mit einer gut portionierten Schippe Dreck.
Nun gibt es aber hier und da Passagen, bei denen ich, um es auf die Spitze zu treiben, eine ganze Wagenladung Dreck benötige. Und was eignet sich besser, als ein Muff? Eben.
Nun habe ich einige Simulationen verschiedener Geräte der Boss GT-Reihe (8, 1, 1000) probiert, und befand die Richtung schon als gut, aber sie klingen eben immer nach dem, was sie sind: Digital.
Also ein wenig recherchiert, und warum nicht den Hersteller probieren, der den Muff quasi erfunden hat?
Und so kam ich auf den grünen Russen, dessen Reviewsounds genau das geliefert haben, was ich gesucht habe.
Also bestellt.
Die Verarbeitung ist in Ordnung, ich habe schon stabilere Pedale gesehen, das Blech des Gehäuses wirkt mir ein wenig zu leicht und dünn, die Optik lässt etwas anderes vermuten.
Die Farbgebung ist natürlich erste Sahne.
Den Schalter empfinde ich als zu schwergängig, da muss schon ordentlich gedrückt werden. Für mich nicht so schlimm, das Ding hängt auf dem Board an einem MS-3 Looper.
Features sind bescheiden, aber genau auf den Punkt. Level, Drive, Tone, alle Regler sehr effektiv, man merkt, dass sich da was bewegt. Drehe ich den Toneregler hoch, wird's
dünn und sehr hochtönig, drehe ich ihn zurück, warm und muffig (dem Namen entsprechend), eine getrennte Tone und Bassregelung wäre evtl. noch das i-Tüpfelchen.
Sound ist für mich jetzt der Knackpunkt. Wie gesagt, das Ding liefert erstklassigen Sound, so wie ich es mir vorgestellt habe. Jede Menge Dreck, brummend, knurrend, bissig.
Geil!
Aber, und hier meine Ernüchterung, er hat das gleiche Problem, das alle Pedale haben: Er ist und bleibt ein Pedal. Es ist für ihn schlicht nicht möglich mit einer Zerre
direkt aus dem Amp mitzuhalten. Ich habe ihn zunächst über den Cleanchannel meines Amps laufen lassen. Der Sound ist gut, aber sobald ich vom Ultrachannel auf den Clean/Muff wechsle,
geht mir eine Menge Druck und durchsetzungsfähigkeit verloren. Also genau das Gegenteil, von seinem bestimmten Ziel.
Nun gut, sind meine Amps ja via Midi sehr flexibel. Den Cleanchannel mit mehr Saft eingestellt, reicht immer noch nicht. Dann habe ich experimentiert. Vor den Crunchchannel: Nope.
Dann den Ultrachannel, Gain zurück gedreht, sollte das ja eigentlich funktionieren. Leider nein, hier verliert der Sound dermaßen an Struktur, jetzt drückt es zwar,
im Mix kommt aber der typische Sound nicht mehr durch, viel zu dumpf, es klingt als würde man eine Gitarre wegnehmen, und einen zeiten Bass hinzuschalten.
Natürlich hängt das auch mit den verwendeten Amps zusammen. Vor einem Bassbreaker oder Twin Reverb macht er bestimmt eine gute Figur.
Schade schade schade, eigentlich mag ich ihn sehr, aber so wird das nichts mit uns.
Fazit: Wer seine Zerrsounds überwiegend aus Pedalen holt, oder sich stilistisch zwischen Blues und Hard Rock bewegt, für den ist der Green Russian
eine klare Option, und meine unangefochtene Kaufempfehlung. So muss ein Muff klingen!
Wer aber ein Soundmonster betreibt, und wie ich den kleinen als letztes Mittel für den Auf's-Maul-Sound nutzen möchte, der wird wohl eventuell enttäuscht.