Vorab: warum neue Pickups?
Pickups sollen den Klang des eigenen Instrumentes verändern und -nachdem man doch ein wenig Geld dafür hinlegt- vor allem positiv verbessern. Die Frage nach dem "richtigen" Klang ist offensichtlich sehr subjektiv geprägt und ersichtlich nicht allein von dem Pickups abhängig - da sind neben dem ganzen Rest des Instruments, dem Alter der Saiten & verwendeten Kabel, dem Verstärker und den Boxen auch des Bedieners dicke Finge ein nicht unerheblicher Faktor. Pickups stehen so ziemlich am Anfang der elektrischen Nahrungskette, wandeln sie doch die mechanische Schwingung in elektrische Impulse, die dann (hoffentlich verlustfrei) verstärkt werden. Ersatzpickups wird also nur kaufen, wer mit dem Klang seines Instruments nicht zufrieden ist - Problem: im Vorfeld weiß man nicht, wie das Instrument mit den neuen Tonabnehmern klingen wird. Soundbeschreibungen als "warm" oder "knackig" sind da wenig hilfreich und auch Soundsamples von Herstellern geben keinen Hinweis, mit welchem (restlichen) Equipment die ganze Geschichte denn aufgenommen wurde. Die ganze Pickupgeschichte hat also höchst subjektive Momente.
Ich für meinen Teil hatte mir einen gebrauchten Frettless ersteigert, dessen Vorbesitzer gruselige Rauschabnehmer eingebaut hatte und dabei auch noch den Korpus komplett durchbohrte...da ist nun immer noch ein Loch. Aber egal, die Motivation zum Kauf neuer PUs war da, der Leidensdruck groß.
Nach einigem Überlegen für das EMG J-Set entschieden, wobei ich auch andere namhafte Hersteller im Auge hatte - alles war besser als die alten Pickups, der Leidensdruck durch vernehmliches Rauschen im Bass enorm.
Nach kurzfristiger Lieferung kamen die Pickups solide verpackt an. Die englische Einbauanleitung ist ein Faltblatt groß und enthält verschiedene Optionen zur Verkabelung der Pickups. Bei Interesse gibt es die auf der Internetseite von EMG zum Download. Die Pickups haben die gängien J-Bass Maße (vgl. Internet bei EMG für Details), so dass Holzarbeiten im Regelfall nicht notwendig werden.
Die Verkabelung zwischen den Potis ist bereits vorgefertigt; danach können entsprechend der Verdrahtung eines passiven Jazz-Basses jeweils die Lautstärke der Tonabnehmer und der Klang mittels Höhenfilter geregelt werden. Die Verkabelung wirkt solide und fachgerecht. Die Kabel zwischen Pickups und Potis sind nur auf Seiten der Pickups mit einer Steckverbindung ausgestattet, müssen also an die Potis gelötet werden. Problematisch kann hier sein, dass Innen- und Außenleiter ein und desselben Kabels an die Potis gelötet werden müssen (und keine separaten Leiter vorhanden sind). Wer keine Angst vor dem Lötkolben hat, hat damit aber kein Problem. Die Kabel von den Pickups zur den Potis waren für meinen Bass allerdings (viel) zu lang, so dass sie (wie von EMG vorgeschlagen) z.T. als "Federung" unterhalb der Pickups in den Ausfräsungen lagern.
Die mitgelieferte & verkabelte Stereoklinkenbuchse hatte zumindest für meinen Bass nicht die notwendige "Einbautiefe" - das Holz an meinem Instrument ist an der Stelle der Eingangsbuchse deutlich dicker als der vielleicht halbe Zentimeter, den die Ursprungsbuchse zuläßt. Also auch hier mögliche Lötarbeit.
Das Kabel zur Batterieklemme wirkt im Verhältnis zu dem später angebrachten 9V-Block sehr dünn. Man sollte darauf achten, dass die Batterie im Bass mindestens solide verklemmt wird oder besser noch in einem Batteriefach untergebracht werden kann, damit sie nicht mit ihrem Gewicht an den Kabeln hängt. Hat man ein Batteriefach, muss man hier ggf. noch ein wenig mit dem Lötkolben schmurgeln. Die aktiven Pickups können übrigens auch mit zwei Batterien auf 18V Basis betrieben werden.
Das Wichtigste - der Sound
Da ist eine Menge möglich. Vom warmen, knurrigen Kontrabass bis zum näselnden Mittendrücker ist alles drin. Nun sind solche Klangbeschreibungen wie oben erwähnt sehr subjektiv, aber die Breite des möglichen Klangspektrums dürfte deutlich werden. Vielleicht für alle Bassisten nachvollziehbar: es werden deutlich mehr Obertöne übertragen, Rauschen ist nicht vernehmbar.
Nach knapp zwei Monaten intensiven Gebrauchs habe ich noch keine Anzeichen nachlassender Batterieleistung entdecken können, der Hersteller geht da von 3.000 Stunden Batterielebensdauer aus - man sollte allerdings das Instrumentenkabel nach Gebrauch aus dem Bass ziehen, da die Stereoklinkenbuchse als Ein- / Ausschalter der aktiven Pickups funktioniert.
Fazit:
Wenn man wie ich von Rauschentwicklern herkommt, macht der Wechsel zu anderen Pickups ersichtlich Sinn. Ich für meinen Teil bin mit den Pickups sehr zufrieden. Wer seinem alten Holz etwas mehr Schwung verleihen will, mag das auch so sehen; wer bereits einen Edelbass sein Eigen nennt, denkt über den Kauf von Ersatzpickups sicher nicht nach.
Nachtrag am 10.2.11
Ich habe die Pickups nun seit mehr als einem Jahr in meinem Fretless und bin immer noch 110 % zufrieden. Die mitgelieferten Potis sind immer noch kratzfrei, die Lebensdauer eines 9V Blocks aus dem Discounter ist akzeptabel - ich habe nach 9 Monaten die Batterien aus Vorsicht vor einem Auftritt gewechselt, auch wenn die nicht wirklich leer waren (bei drei abendlichen Proben in der Woche sind die "Folgekosten" aktiver Pickups also zu vernachlässigen).
Für meinen bundierten Bass habe ich nun auch das J-Set geordert und muss meinen vorherigen Bericht ergänzen. Nunmehr sind die Verkabelung der Pickups und der Potis komplett mit Steckverbindungen ausgestattet, so dass im Regelfall nicht mehr gelötet werden muss (ich hatte das Problem der nicht passenden Klinkenbuchse). Weiter sind die Steckverbindungen so ausgelegt, dass offenbar weiteres EMG-Zubehör (z.B. aktive Klangregelung) recht unproblematisch angeschlossen (besser angesteckt) werden kann. Ich habe daher meine Bewertung zur Verarbeitung auf fünf Sterne (von vorher vier) verändert. Auch die englische Einbauanleitung ist auf mehrere Seiten angewachsen gewachsen und das Verpackungsvolumen der Pickups hat sich in etwa verdoppelt. Soundmäßig gilt meine bereits Ende 2009 formulierte Kritik, dass das ja im Ohr des Zuhörers liegt, aber meines Erachtens in jedem Fall eine Bereicherung gegenüber billigen oder mittelpreislichen Pickups darstellt.