Anschlüsse:
In der langen Geschichte von Moog gab es nicht viele polyphone Synthesizer. Der Moog Muse zeichnet sich jedoch nicht nur durch seine acht Stimmen aus, sondern besitzt viele Features, die ihn als Instrument für Bühne prädestinieren. Mit dem großzügig dimensionierten und klar strukturierten Panel sowie der Vielzahl an Bedienelementen macht nicht nur das Erstellen von Sounds, sondern auch das "Tweaken" der Regler während einer Performance deutlich mehr Spaß als an einer Workstation. Zuweisbare Controller, direkter Zugriff auf Layer, Splits und Chord-Trigger sowie vielseitige Sequenzer- und Arpeggiator-Features spielen dem Live-Keyboarder im wahrsten Sinne des Wortes in die Hände. Für den echten Sound hat sich Moog an Schaltungen bewährter Geräte orientiert, wie den Oszillatoren des Voyager, dem MF-102 Ring Modulator sowie den Modulen CP3 Mixer, 902 VCA und 904a Filter aus den großen Systemen.
Die Klangerzeugung des Moog Muse ist achtfach polyphon und kann auf zwei Sounds als Layer oder Splits aufgeteilt werden. Pro Stimme gibt es zwei VCOs mit Sync, FM und Ringmodulation. Ein weiterer Oszillator kann wahlweise zur Modulation oder als Audiooszillator für eine Klangfülle à la Minimoog aktiviert werden. Der Moog Muse besitzt zwei Filter, die seriell oder parallel geschaltet und über eine Link-Funktion gekoppelt werden können. Da Filter 1 auch als Hochpass betrieben werden kann, sind ebenso Bandpass und Notch möglich. Hüllkurven mit Loop-Funktion und flexible LFOs sorgen für lebendige Sounds. Hinzu kommt ein Stereo Diffusion Delay mit digitalem Vintage-Sound, das wie die anderen Elemente direkt über eigene Regler gesteuert werden kann. Eine Sektion mit 16 Tastern ermöglicht die schnelle Anwahl von Bänken und Presets, aber auch die zügige Bedienung von Mod-Matrix, Arpeggiator und Sequenzer.
Sowohl auf der Bühne als auch im Studio bringt der Moog Muse lebendige und kraftvolle, klassische und moderne Analog-Sounds in das Setup. Natürlich ist das Keyboard trotz seiner Vielseitigkeit eher als Erweiterung eines bestehenden Setups zu sehen, mit dem die hervorstechenden Sounds der Songs gespielt werden. Auch wenn Muse deutlich günstiger als der große Moog One ist, sollte man das Keyboard ebenso als ein Instrument für Profis betrachten. Mit seiner Performance-orientierten Struktur und Oberfläche, den Layer/Split-Funktionen und den Möglichkeiten der zuweisbaren Controller ist das Keyboard wirklich fit für die Bühne. Damit sich die klanglichen und spielerischen Qualitäten im Live-Set auszahlen, sollte das Song-Repertoire einem analogen Poly-Synthesizer genügend Raum für expressive Soli, warme Flächen und markante Chord-Sounds bieten.
Der US-amerikanische Hersteller von Synthesizern mit Sitz in Asheville, North Carolina, gehört zu den Pionieren auf diesem Gebiet und genießt einen legendären Ruf. Robert Moog befasste sich seit den 50er Jahren mit elektronischer Klangerzeugung und sammelte erste Erfahrungen mit der Herstellung von Theremins. Den Durchbruch brachte 1968 das mit mehreren Grammys ausgezeichnete Album Switched-On Bach von Wendy Carlos (damals bekannt als Walter Carlos), das im Mehrspurverfahren mit einem Mono-Synthesizer eingespielt wurde. Der 1971 erschienene Minimoog wurde zum beliebtesten Synthesizer der 70er Jahre und gilt bis heute als Messlatte für die Klangqualität von Synthesizersounds. Er und die folgenden Geräte wie Memorymoog, Polymoog oder Prodigy prägten den Sound zahlreicher Alben, von Stevie Wonder bis Police und von Saga bis Kraftwerk.
Mit dem dritten Oszillator kann das Spektrum der Klangerzeugung deutlich erweitert werden. Durch die Umschaltung vom Audio- in den Subaudiobereich wandelt sich der Oszillator zum LFO, der jedoch im Gegensatz zu den globalen LFOs pro Stimme agiert. Dadurch entsteht bei polyphonen Sounds ein lebendiger Versatz der Modulation zwischen den Stimmen. Das Key-Tracking kann deaktiviert werden. Der dritte Oszillator wird nicht über die Matrix geroutet, sondern lässt sich in seiner Sektion direkt und gleichzeitig auf Pitch, PWM, Filter und VCA Level (Tremolo) bzw. Panorama anwenden. Auch wenn sich der Oszillator im Audiomodus befindet, können damit all diese Ziele moduliert werden, was einer separaten FM für die VCOs sowie die beiden Filter bzw. AM-Sounds beim VCA entspricht. Über die Shift-Funktion ist Finetuning möglich, was speziell bei diesen Anwendungen für klare Sounds hilfreich ist.