Simple Echowiederholungen sind nicht das Einzige, was aktuelle Delays können, denn über die Jahre floss viel kreative Arbeit in ihre Entwicklung, um den Delay-Sound vielfältiger zu machen und mit ihm ganz neue Klangwelten zu schaffen.
Tempo Delay
Man kann die Verzögerungszeit des Echos auf vorgegebene Notenwerte einstellen und die Wiederholungen quasi als zweites Instrument ins Spiel integrieren. Perfektioniert hat diese Art, mit dem Delay zu spielen, The Edge von U2. Dabei entspricht das Echosignal auch in der Lautstärke dem Originalsignal. Für den Einsatz von Tempo-Delay-Sounds ist eines recht sinnvoll: eine Tap-Funktion, bei der man das Tempo per Fußtaster eintippen kann. Die meisten aktuell erhältlichen Delay-Effekte haben einen solchen Tap-Taster.
Ping Pong Delay
Diese Variante kann man nur mit einem Stereo-Delay-Effekt erzeugen. Dabei wandern die Echowiederholungen von links nach rechts: Die erste Wiederholung links, die zweite rechts, die dritte wieder links und so weiter.
Multi Tap Delay
Hier werden mehrere Delays mit unterschiedlichen Verzögerungszeiten kombiniert, sodass als Ergebnis ein verschachtelter Delay-Sound mit einer speziellen rhythmischen Struktur steht. Gitarristen wie David Gilmour oder The Edge haben das früher so realisiert, dass sie mehrere Delay-Effekte hintereinander schalteten. Heute besitzen viele digitale Delays einen speziellen Multitap-Algorithmus für diesen Sound.
Reverse Delay
Der Name sagt es eigentlich: Hier wird der Echo-Effekt rückwärts abgespielt. Was früher mit Bandechos zu einer aufwendigen Aktion wurde, steckt heute als Standardfunktion in vielen digitalen Gerätschaften.
Pitch Shift Delay
Bei diesem Delay-Style wird ein Pitch-Shift-Effekt, also eine Tonhöhenveränderung, auf die Echowiederholungen angewendet. Ergebnis ist ein sehr spezieller Sound, mit dem je nach Einstellungen sogar kleine Melodien erzeugt werden können. Dabei ist es auch möglich, die Zusatztöne des Pitch-Shifters einer Tonart zuzuordnen (Harmonizer-Effekt).
Hold - Freeze
Bei dieser Funktion wird das Echo quasi „eingefroren“: Man spielt mit Delay und drückt den Hold-Taster, der dafür sorgt, dass der momentane Sound unverändert stehenbleibt. Dieser kann dann als Grundlage für das eigene Spiel dienen, was sich ideal für Ambient-Sounds und Song-Intros lohnt.
Granular Delay
Bei der Granularsynthese werden kurze Fragmente (unter 50 ms) aufgenommen und verfremdet abgespielt. Diese Klangerzeugung findet bei Synthesizern starke Anwendung, aber es gibt auch Delay-Effekte mit diesem sehr speziellen Sound. Die Echowiederholungen sind dabei nicht wirklich kontrollierbar und erzeugen auch keinen rhythmisch nutzbaren Delay-Sound. Es entstehen eher Klangwolken, die man besonders für atmosphärische Sounds nutzen kann.