Beim Schaltungsdesign von Kompressoren gibt es grundsätzliche Unterschiede, wie der Regelverstärker aufgebaut ist, der für das automatische rauf- und runterregeln des Signals verantwortlich ist. Das wäre nun nicht weiter erwähnenswert, wenn die technische Realisierung des Regelverstärkers nicht Auswirkungen auf die Qualität und den charakteristischen Klang eines Kompressors hätte. Daher möchten wir Dir im Folgenden die wichtigsten Schaltungsdesigns vorstellen.
Es gib heute viele Kompressoren, die eine oder mehrere Röhren im Signalweg haben, um das Klangbild röhrentypisch zu formen. Solche Kompressoren benutzen allerdings als Regelelement dennoch einen VCA oder Optokoppler. Bei echten Röhrenkompressoren ist hingegen das Regelelement selbst eine Röhre (Pentode). Die Art und Weise, wie die Röhre mit dem Signal angesteuert wird, führt zu einer variablen, signalabhängigen Verstärkung, die im englischen Fachjargon als Variable MU bezeichnet wird. Dabei gibt es keine einstellbare Ratio. Diese erhöht sich automatisch mit der Höhe des Inputsignals. Je höher der Eingangspegel eingestellt wird, desto größer wird die Ratio und desto stärker wird das Signal komprimiert. Die Röhre führt zu typischen weichen Röhrenverzerrungen, die dem Variable MU Kompressor seinen charakteristischen Klang aufprägen. Die Regelzeiten liegen im Allgemeinen zwischen VCA und Opto. Die Fairchild-Modelle 660 und 670 arbeiteten nach diesem Prinzip. Eine aktuelle Variante ist der Manley Variable MU®.
Der Regelverstärker basiert auf einem Feldeffekt-Transistors (FET). Dieser funktioniert im Arbeitsbereich der Kennlinie wie ein spannungsgesteuerter Widerstand und stellt gewissermaßen das Verhalten einer Röhre nach. Auch FET-Kompressoren haben eine eigene Klangästhetik. Als bekanntestes Modell dieser Gattung ist der Universal Audio 1176 LN zu nennen.
Im Zeitalter des DAW basierten Tonstudios, haben natürlich Software-Kompressoren als PlugIns Einzug gehalten. Praktisch alle, der oben erwähnten analogen Klassiker, gibt es heute als sehr gute Software-Emulation. Bekannte Firmen, die solche Emulationen hochwertig anbieten, sind Universal Audio, Waves, SSL, Softube, Slate Digital, und andere. Oftmals sind die, in DAW-Software vorhandenen Kompressor-PlugIns eher von mäßiger Qualität. Wenn die entsprechenden Hardware-Modelle nicht in Ihr Budget passen, solltest Du auf jeden Fall auf diese Dritthersteller-PlugIns zurückgreifen. Die Klangqualität ist sehr dicht am Original, und Du hast den Vorteil, mehrere Instanzen der PlugIns laden zu können.