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6. Kriterien

Klang

Gesangsmikrofone unterscheiden sich recht deutlich im Klang. Ein Bereich, dem Sie große Aufmerksamkeit widmen sollten, ist die Präsenzanhebung. Die Präsenzen sind der obere Teil des Mittenbereichs. Hier liegen die Obertöne und stimmlosen Anteile der menschlichen Stimme. Die Sprachverständlichkeit ist stark abhängig davon, wie gut dieser Bereich zu hören ist, denn hier sind viele Sprachkonsonanten angesiedelt. Bei allen Gesangsmikros ist dieser Frequenzbereich deshalb angehoben, aber nicht bei allen Mikros gleich stark. Und das ist gut so, denn unterschiedliche Stimmen brauchen unterschiedlich viel Unterstützung in diesem Bereich. Eine dunkle Stimme profitiert von einem hell klingenden Mikro und eine durchsetzungskräftige, vielleicht sogar schrille Stimme klingt viel angenehmer mit einem sanft klingenden Mikro. Das Mikro sollte also zur Stimme passen. Das gilt auch für die etwas tiefer liegenden Mittenanteile. Achten Sie beim Antesten darauf, ob die Stimme nasal klingt oder schön offen.

Der Nahbesprechungseffekt

Wenn Sie jemals ein Mikrofon in der Hand hielten, kennen Sie diesen Effekt: Je geringer der Abstand zum Mikrofon, desto voller bzw. bassiger klingt Ihre Stimme. Der Nahbesprechungseffekt steht in direkter Relation zum Richtverhalten. Je ausgeprägter die Richtcharakteristik, desto ausgeprägter der Nahbesprechungseffekt.

Was manche Stimmen voll und sonor klingen lässt, macht andere dumpf und unverständlich. Der Nahbesprechungseffekt ist deshalb weder gut noch schlecht – er muss ganz einfach zur Stimme passen. Manche Mikrofone haben eine interne Bassabsenkung, damit der Klang bei typischen Lippenabständen natürlich wirkt. Aber hier gibt es kein „one-size-fits-all.“

Der Nahbesprechungseffekt betrifft sowohl Klang als auch Handling. Wenn Sie ein Gesangsmikrofon ausprobieren, sollten Sie darauf achten, dass Ihre Stimme zwar voll, aber nicht mulmig klingt. Gerade wenn Sie (noch) kein sicherer Bühnenprofi sind, sollten Sie außerdem testen, wie sich der Klang bei leicht variierenden Lippenabständen und Mikrofonwinkeln verändert. Nierenmikrofone sind in aller Regel etwas gutmütiger als Super- oder Hyperniere.

Poppneigung

Hiermit sind explosionsartige Geräusche gemeint, wenn ein Luftstoß auf die Mikrofonmembran trifft. Einige menschliche Sprachlaute entstehen durch Anstauen von Luft, die dann schlagartig aus dem Mund gestoßen wird. Diese Laute nennt man deshalb Verschlusslaute oder auch (Ex-)Plosivlaute. Mikrofonmembranen mögen diese kleinen Luftstöße, die durch Konsonanten wie P, B, aber auch T und D ausgelöst werden, überhaupt nicht. Die Mikrofonhersteller sind seit Menschengedenken damit beschäftigt, eine optimale Lösung zu finden, diese Explosivlaute zu entschärfen, ohne den Klang zu beeinträchtigen. Keine leichte Aufgabe, denn erstens ist ein Verwirbeln der Luft bei so geringem Abstand extrem schwierig, und zweitens sind Menschen eben verschieden. Nicht jeder spricht Konsonanten genau gleich aus und auch die Handhaltung des Mikrofons spielt eine wesentliche Rolle. Achten Sie beim Antesten von Mikrofonen darauf, dass Sie gut mit dem Mikrofon zurechtkommen und das Mikrofon gut mit Ihnen zurechtkommt. Zusammen sind Sie ein Team. Bei der riesigen Auswahl an unterschiedlichen Mikrofonen, sollte es mit dem Teufel zugehen, wenn sich nicht eins für Sie findet.

Handgeräusche

Verschiedene Mikrofone übertragen Handgeräusche unterschiedlich stark. Wie wichtig dieser Punkt ist, hängt von Ihren persönlichen Gewohnheiten ab. Wenn Sie das Mikro immer fest in der Hand halten oder wenn Sie z. B. Gitarre spielen und das Mikro immer auf dem Stativ verbleibt, spielen Handgeräusche keine so große Rolle. Sollten Sie aber viel mit Ihrem Mikrofon herum spielen oder wie Whitney Houston auf dem Mikrofonschaft den Takt mitklopfen, dann sollten Sie sich für ein Mikrofon entscheiden mit besonders geringen Handgeräuschen. Außer bei ganz billigen Mikrofonen bewegen sich Handgeräusche heutzutage immer auf mindestens akzeptablem Niveau.

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