Zum Seiteninhalt

22.11 - 02.12

cyberweek-deal

5. Streichbögen

Der Streichbogen gehört einfach zu einer Violine, einer Bratsche oder einem Violoncello dazu, denn ohne ihn wären sie keine Streichinstrumente. Hier liegt also das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zu anderen Saiteninstrumenten, die gezupft werden. Die Streichinstrumente werden hauptsächlich gestrichen, aber gelegentlich auch gezupft (man nennt das "Pizzicato"). Die Musiker werden dann entsprechend als "Streicher" bezeichnet.

Wie wichtig der Streichbogen ist, sieht man sofort, wenn man sich einmal überlegt, wie bei einem Streichinstrument der Ton zu Stande kommt. Wer einmal versucht hat, mit einem nagelneuen Streichbogen einen Ton aus einer Geige hervorzulocken, war wahrscheinlich sehr erstaunt, dass bis auf ein leises Schabgeräusch die Seiten überhaupt nicht zum Schwingen angeregt werden konnten. (Das kann auch passieren, wenn man einen Bogen neu beziehen lassen hat.) Was fehlt also noch am Streichbogen? Es ist das sogenannte Kolophonium, ein klebriges Baumharzprodukt, mit dem die Haare des Bogens vorher eingerieben werden. Erst mit dieser Schicht Kolophonium erklingt die Saite einer Violine oder eines Cellos so, wie wir es kennen. Schauen wir uns jetzt mal mit der Lupe an, was beim Streichen einer Seite eigentlich genau passiert. Der Bogen liegt auf der Saite auf und wenn wir ihn ziehen, bleibt die Saite erst einmal haften. Dann wird irgendwann der Zug so stark, dass sie sich löst und zurückschnellt. Danach haftet sie wiederum am Bogen und das Ganze geht wieder von vorne los. Dieses ruckartige Gleiten wird auch als Slip-Stick-Effekt bezeichnet. Durch diesen Vorgang entsteht die Schwingung der Saite und letztendlich der Ton.

Die heutigen Streichbögen für Violine, Viola und Violoncello sind recht ähnlich gebaut, aber es gibt auch einige Unterschiede. Der Bogen besteht aus einer Bogenstange, die entweder rund oder achteckig ist, und die nach oben hin in eine Spitze ausläuft. Die Bogenstange muss den Zug der Bespannung dauerhaft aushalten können, ohne sich irreversibel zu verbiegen. Man nimmt deswegen ein Hartholz, meistens Brasilholz oder Fernambukholz. Darüber hinaus kann die Bogenstange auch aus Kohlefasern hergestellt werden, das sind die so genannten Carbon-Bögen. Während an der Spitze des Bogens die Bogenhaare fest fixiert sind, hat man am anderen Ende die Möglichkeit, über eine Drehschraube die Spannung der Haare zu beeinflussen. Das Entscheidende ist also die Kontaktfläche, mit der die Saite gestrichen wird. Diese Kontaktfläche besteht aus etwa 190 bis 250 Haaren aus dem Pferdeschweif eines Schimmels. Man nimmt Rosshaare, weil sie besonders rau sind (unter dem Elektronenmikroskop erkennt man winzige Widerhaken). Jetzt müssen diese Haare irgendwie gespannt werden und der Bogen muss so konstruiert sein, dass er sich optimal in der Hand halten lässt. Die Konstruktion eines Bogens, so wie wir ihn heute kennen, hat auch eine historische Entwicklung hinter sich. Früher war der Bogen ganz anders geformt, er hatte eher die Form eines Bogens beim Bogenschießen, war also nach außen rundlich gebogen.

Die Bogenhaare selbst werden an dem so genannten Frosch befestigt und dieser Frosch liegt mit einer Schraube verschiebbar an der Bogenstange fest an. Durch Drehen der Schraube kann der Bezug gespannt werden. Der Frosch selber besteht meistens aus Ebenholz, aber auch Elfenbein, Mammut oder Horn wurden verwendet. Oft findet man auf dem Frosch eine Verzierung, eine runde Perlmutteinlage, das "Auge". Auch die Schraube, die entweder rund oder eckig sein kann, wird manchmal verziert. Um die Bogenstange gewickelt ist meistens unmittelbar vor dem Frosch das so genannte Daumenleder, und davor noch eine Drahtumwicklung. Die Beschlagteile des Bogens können aus Silber, Neusilber (eine Legierung mit Nickel) oder Gold bestehen. Auf Meisterbögen wird die Signatur des Bogenbauers oder der Bogenbauwerkstatt gestempelt. Den Namen liest man dann unmittelbar oberhalb des Frosches.

Ihre Ansprechpartner