Ich habe mir das PP1 Modul zugelegt, um Performances mit meinem Modular-System hier und da um ein paar Experimente mit der Gitarre zu erweitern. Ich habe das Modul dementsprechend nur mit einer E-Gitarre getestet.
Zu den positiven Aspekten: Die Verarbeitung macht einen guten Eindruck, die Potis laufen sauber, nicht zu wabbelig, alle Buchsen fühlen sich beim Einstecken satt und definiert an. Die Platinen (bei Eurorack-Modulen naturgemäß sichtbar) machen einen guten Eindruck, die Bestückung incl Lötstellen sieht sauber aus. Insgesamt ist das Modul mechanisch robust aufgebaut. Ob man das Frontpanel optisch mag, ist Geschmackssache - und darüber kann man bekanntlich nicht streiten. Ich las kürzlich in einem Forum, die Optik erinnere an eine Tschernobyl-Bedienkonsole. Das muss kein Minuspunkt sein.
Zusätzlich zur Kernfunktion von Pitch-CV und Gate-out wäre sicher auch eine extrahierte Volume- bzw Velocity-CV nützlich gewesen. Das durchgeschleifte Eingangssignal (dry through) ist praktisch, man kann das Modul während einer Session permanent in seiner Gitarren-Signalkette belassen. Das 75 Hz low-cut-Filter für das Eingangssignal macht selbstredend Sinn, ich weiß allerdings nicht recht, unter welchen realen Umständen man es überhaupt deaktivieren möchte. Dass man einstellen kann, wie das Modul mit Bendings umgeht, ist grundsätzlich insb. für Gitarre nett - wenn das Pitch-Tracking denn überhaupt adäquat funktionieren würde (s.u.). Auch dass man den Instrumenten-Eingang für hochimpedante Quellen auf Hi-Z stellen kann, klingt praktisch für E-Gitarren und ähnliche Instrumente. Allerdings funktioniert das Modul ohne vorgeschalteten Kompressor noch schlechter als mit (s.u.), der Fall einer direkt angeschlossenen Gitarre ergibt sich aus meiner Sicht also eigentlich erst gar nicht. Dass neben analogem CV das Pitch Signal auch über MIDI sowohl auf klassischem DIN-Stecker als auch über USB zur Verfügung steht, finde ich praktisch. Die USB Schnittstelle bietet natürlich außerdem den Vorteil, dass Firmware-Updates schmerzfrei durchgeführt werden können - wohl früher oder später nötig bei diesem Modul.
Zur Kernfunktionalität: Ohne vorgeschalteten Kompressor habe ich es nicht geschafft, ein auch nur halbwegs praktisch verwendbar stabiles Pitch-Tracking der Gitarre zustande zu bringen. Wenn man sehr laut anschlägt, funktioniert das Tracking initial, mit Ausklingen des Tons fängt die Pitch CV aber erratisch an zu springen, das Gate-Signal ebenso. Das Gate hätte vielleicht etwas mehr Hysterese um die Schwelle herum vertragen. Ich muss einräumen, dass ich nicht tagelang versucht habe, Parameter und Einstellungen zu optimieren. Nachdem ich das Ding nach einer halben Stunde nicht stabil zum Laufen gebracht habe, habe ich eine einfache Kompressor-Tretmine vorgeschaltet. Damit wurde das Tracking deutlich besser, weil der Kompressor natürlich die Dynamik beim Decay des Tons “homogenisiert”, trotzdem habe ich auch so keine Einstellung gefunden, in der ich das Modul wirklich stabil hätte verwenden können. Es traten immer wieder wilde CV-, und also Tonsprünge auf, die mir den Spaß verdorben haben. In tieferen Registern (so ab der A-Saite und darunter) hatte das Modul bei meinen Versuchen öfter mal Schwierigkeiten, die Oktavlage richtig zu erkennen und ist trotz konstantem Eingangston um eine Oktave hin und her gesprungen.
Ergo: es kann durchaus sein, dass das PP1 unter anderen Randbedingungen und geduldigeren Einstellungsversuchen besser funktioniert als in meinem Falle, ich habe wie gesagt nur eine begrenzte Testphase mit einer E-Gitarre absolviert. Wenn so ein Modul aber schwieriger in einen stabilen Zustand zu versetzen ist als ein durchschnittliches Wettermodell, ist es zumindest für einen Ungeduldigen wie mich nicht wirklich geeignet. Da die Qualität der Funktion des PP1 allerdings vor allem in der verwendeten Algorithmik, also Software liegt, ist zumindest denkbar, dass ein zukünftiges Firmware-Update nochmal Besserung bringt. Ich sehe durchaus einiges Positive an dem Modul, solange es aber sein Kerngeschäft nicht einfach und robust beherrscht, ist es mir nicht sonderlich nützlich.