Man nennt sie Super Jumbo 200, SJ-200 oder einfach J-200 – Gibsons Königin unter den Flattop-Akustikgitarren. Mit ihrem klar definierten, einzigartig ausgewogenen Klang hat die Gitarre Musikerlegenden wie Elvis Presley, Bob Dylan, Ron Wood, Emmylou Harris, Rick Nelson u.v.a. in ihren Bann gezogen.
Im Hause Gibson wurden traditionell Archtop-Gitarren (Gitarren mit gewölbter Decke) hergestellt. Erst Ende der 20er Jahre fing die Firma an, sich erstmals ernsthaft mit der Konstruktion von Flattop-Akustikgitarren zu beschäftigten – zweifellos angeregt durch den großen Erfolg, den Martin seinerzeit mit seiner Dreadnought verzeichnete. Den Einstand ins Flattop-Biz feierte Gibson 1928 mit der "Nick Lucas", dem ersten Signatur-Modell auf dem Weltmarkt.
Der Prototyp der SJ-200 wurde 1937 ursprünglich als Sonderanfertigung für den "singenden Cowboy Hollywoods" Ray Whitley gebaut. Die Liaison zwischen der Hollywood-Größe und Gibson startete übrigens standesgemäß am Rande eines Rodeos im Madison Square Garden mit Rays Bestellung einer Custom Super Jumbo die größer, schöner, lauter und auffälliger sein sollte als alles, was bis dato auf dem Markt war. Wegen der großen Nachfrage entschloss man sich 1938, das außergewöhnliche Instrument in Serie zu fertigen.
Seit dem Release des Serienmodells ist die Entwicklung der SJ-200 nie stehen geblieben. Gibson verändert ihr Aussehen und verbesserte ihren Sound. Verarbeitete man zunächst noch Palisander für Boden und Zargen, wurde später nur noch edles Ahorn verwendet (seit 1946). Auch die üppige Korpusgröße der aktuell erhältlichen SJ entspricht mit einer maximalen Breite von 43,2 cm und einer Höhe von 53 cm nach wie vor den Standardabmessungen aus dem Jahre 1939. Der rundlich-bauchige Korpus der Super-Jumbo ist damit genauso dimensioniert wie der Body der L-5, dem Schlachtschiff unter den Gibson Archtop-Gitarren (dazu später mehr).
Und genau wie Martin mit der Dreadnought, so hob auch Gibson mit der SJ-200 Jumbo eine Bauform aus der Taufe, die von nahezu allen Herstellern akustischer Gitarren übernommen wurde.
Gitarren im Jumbo-Format bieten ein markantes transparentes Klangbild, mit massigen Bässen, druckvollen kräftigen Mitten und klingelnden Höhen. Mit einer Jumbo im Gepäck braucht man sich garantiert hinter keiner Combo zu verstecken. Abhängig davon, welche Hölzer verarbeitet wurden, können die Bässe allerdings so ausgeprägt sein, das Fingerpickings etwas undifferenziert klingen. Trotzdem machen gute Jumbos auch im Blues- und Folkpicking eine gute Figur.
Haupteinsatzgebiet der "Großen" ist aber sicher das Singer/Songwriter-Business im Allgemeinen und das Strumming im Speziellen (das begleitende Spiel mit geschlagenen Akkorden). Man denke da nur an Künstlerinnen wie Sheryl Crow oder die Country-Legende Emmylou Harris. Hier spielt die Gitarre ihre enorme Durchsetzungskraft optimal aus und bildet ein perfektes Fundament für den Gesang.