Die oben stehende Grafik, die den prinzipiellen Aufbau eines Halls zeigt, ist zum besseren Verständnis diverser Parameter (Einstellungen) eines Halls gut geeignet.
Ausgangspunkt ist natürlich das direkte, ursprüngliche Signal, z.B. ein Schlag auf eine Snare. Die ersten Reflektionen, die nun an unser Ohr gelangen, werden early reflections genannt. Sie sind praktisch das erste Echo des Originalsignals. Nur nehmen wir sie nicht als Echo wahr, da der zeitliche Abstand zu kurz ist.
An dieser Stelle schlage ich Ihnen ein Experiment vor:
Nehmen Sie sich besagten Snare-Schlag oder ein anderes markantes Signal vor und schicken es durch Ihr Hallgerät. Die meisten (digitalen) Geräte besitzen einen Parameter, der early reflections genannt wird. Lassen Sie das Signal, vielleicht per Loop, immer wieder über Ihren Effekt laufen. Drehen Sie nun den Parameter Pre Delay (Zeit zwischen Originalsignal und ersten Reflektionen) auf einen immer größeren Wert. Na? Ab welcher Zeit nehmen Sie einen Doppelschlag wahr? In der Regel liegt dieser Wert bei ca. 50 ms -hier ist schlicht die Grenze des Auflösungsvermögens unseres Ohres, ähnlich dem Vermögen unseres Auges, nicht mehr in einzelnen Bildern unterscheiden zu können (Daumenkinoeffekt).
Nach den early reflections folgt die eigentliche Hallphase mit einer sehr dichten Abfolge von Reflektionen. Diese sind vom Pegel weitaus geringer als die ersten Reflektionen und sehr unregelmäßig. Ihre zeitliche Dichte kann oft auch eingestellt werden und der Grad ihrer Unregelmäßigkeit. Ersterer heißt oft Density, letzterer wird häufig mit Diffusion gekennzeichnet.
So bekommen Sie allmählich ein Gespür für diesen Effekt, der wirklich sehr komplex ist. Bei so viel Komplexität verwundert es nicht, dass eine künstliche Reproduktion, die naturgetreu klingen soll, mit gehörigem Aufwand verbunden ist.
Die ersten Geräte waren noch so genannte Hallräume, durch die, mittels Lautsprecher und Mikrofonsystem, der Effekt erzeugt wurde. Im Grunde also ein natürlicher Vorgang.
Bei den Hallplatten wurde eine schrankgroße Metallplatte zur Erzeugung verwendet, die man logischerweise nicht gerade mal eben zum Auftritt mitnimmt.
Die Hallfeder oder Hallspirale, die so nette Geräusche von sich gibt, wenn sie unvermittelt angestoßen wird, kann klangmäßig nicht wirklich befriedigen. Sie findet höchstens noch in Gitarrenverstärkern Anwendung - hier ist der unnatürliche Vintagesound sogar erwünscht.
Also gab es eine geraume Zeit keine vielfältigen Möglichkeiten, was, wie ich finde, auf früheren Aufnahmen auch zu hören ist!
Mit fortschreitender Technologie und erst recht mit dem Aufkommen der Digitaltechnik, wurden die Möglichkeiten besser und komfortabler, was allgemein den Effekten zugute kam.
Moderne, zeitgemäße Hallgeräte haben zum Teil hervorragende Algorithmen (Rechenfunktionen), die dem natürlichen Klang sehr, sehr nahe kommen. So genannte Plug-ins für digitale Workstations (DAW) bieten eine ebenso gute, wenn auch rechnerbelastende Alternative, sollten sie nicht über eine Zusatzkarte mit Prozessoren eingebunden sein.
Abschließend sind hier zur Veranschaulichung der oben angeführten Begriffe mehrere Bilder eines Hall-Plug-ins (IR-1 Faltungshall von Waves) eingesetzt. Der geladene Halleffekt heißt "Snare-Plate". Beobachten Sie doch einmal die Wellenformdarstellung im Bezug zu den veränderten Werten.