Hallplatten sorgen seit den Fünfzigern für beeindruckende Raumsimulationen, die bis heute geschätzt werden. Aufgrund des immensen Platzbedarfs waren diese Effektgeräte jedoch größeren Studios vorbehalten. Umso schöner, dass Universal Audio den charakteristischen Klang digital modelliert hat und in einem kompakten Pedal für Gitarristen nutzbar macht. Zur Wahl stehen drei Hallplatten, die sich im Höhengehalt und Abklingverhalten voneinander unterscheiden. Regelbar sind das Mischungsverhältnis zum Originalsignal, die Abklingdauer, eine Vorverzögerung, die Intensität einer Hallfahnen-Modulation sowie eine Klangfarbenbetonung von Höhen oder Bässen. Weiterhin kann man per Schalter die Geschwindigkeit der Modulation umschalten sowie zwischen True Bypass und einer gepufferten Variante, die die Hallfahne nach dem Ausschalten erhält.
Die Hallplatte wurde ab Ende der 50er-Jahre in Tonstudios zur Alternative für Hallkammern und beispielsweise auf Pink Floyds Dark Side of the Moon von 1973 intensiv genutzt. Eine große Metallplatte wurde dabei mit einem Treiber mit dem Nutzsignal zur Schwingung angeregt. Über Kontaktmikrofone wurde das Ergebnis wieder abgenommen und dem Originalsignal zugemischt. Der charakteristische höhenbetonte Klang der Hallplatte gehört seither zum festen Werkzeugkasten der Toningenieure, etwa bei Gesangsaufnahmen, für Snaredrums sowie in Kombination mit Gitarren. Leicht zugemischt, erhält das Signal zusätzliche Durchsetzungsfähigkeit in Form von Transparenz sowie den gewünschten Raumanteil. Im Heavenly Plate Reverb hat man nicht nur die Wahl zwischen drei unterschiedlich abgestimmten Hallplatten, sondern kann auch eine Vorverzögerung hinzufügen, die Klangfarbe verändern und eine Modulation ergänzen.
Universal Audio hat mit Heavenly Plate Reverb das Klangbild jahrzehntelang bewährter Studiowerkzeuge in ein Pedalformat gegossen, das sich perfekt für die Bühnen-Performance eignet, während die Originale aufgrund ihrer Größe, des hohen Gewichts ab 170kg und der empfindlichen Konstruktion nie auf Bühnen nutzbar waren. Die Funktionalität ist ganz auf Gitarristen abgestimmt und gegenüber den Originalen ergänzt. Mit wenigen Reglern kann man den Charaktersound in mehreren Varianten nutzen und zusätzlich in mehreren Parametern abstimmen. Der Plattenhall ist gleichermaßen für unverzerrte und verzerrte Klänge sowie in Kombination mit Modulations- und Echoeffekten nutzbar. Gleichzeitig unterscheidet sich der Sound deutlich vom typischen Federhall vieler Gitarrenverstärker.
Wenige Hersteller können aus einer so gewichtigen Audio-Tradition schöpfen: Der UA-Gründungsvater Bill Putnam gilt (zusammen mit seinem Kumpel Les Paul) als richtungsweisender Musikproduzent und Entwickler legendärer analoger Studiotechnik. Putnam hat Chuck Berry, Muddy Waters sowie Sarah Vaughn aufgenommen und war Duke Ellingtons Lieblingstontechniker. Er hat den berühmten 1176 Peak Limiter entwickelt und den Teletronix LA-2A-Level Amplifier vertrieben. Dafür gab es im Jahr 2000 posthum einen „Technical Grammy Award“. 1999 haben Putnams Söhne Bill Putnam Jr. und James Putnam Universal Audio neu gegründet und die analoge Vision ihres Vaters in die digitale Musikwelt transferiert. Der Produktkatalog umfasst Audiointerfaces, DSP-Farmen, eine Vielzahl an Plugins und weiterhin analoge Hardwaregeräte.
Heavenly Plate Reverb ist eine ideale Ergänzung für jedes Pedalboard. Völlig geradlinig in der Umsetzung, schafft man auf Knopfdruck eine markante Raumsimulation mit dem gewissen Höhenschimmer, den nur ein guter Plattenhall liefern kann. Im Idealfall platziert man das monophon ausgelegte Pedal hierzu im Effektweg des Gitarrenverstärkers. Aber auch für Szenarien, in denen man ohne realen Verstärker oder mit einer Lautsprechersimulation spielt, an neuen Klängen arbeitet oder Demos aufnimmt, lässt sich das Pedal nutzen, um das Klangbild weiter aufzuwerten. Per EQ-Regler lassen sich prägnante Höhen abmildern und der Bassbereich ausdünnen. Die Pre-Delay-Option sorgt bei Bedarf für eine Erweiterung der Raumtiefe und ein verbessertes Abgrenzen von Quellsignal und dosierbarem Effektanteil.
Modeling – made by Universal Audio
Universal Audio gehört zu den Marktführern bei der Modellierung von Studiotechnik, Effektgeräten und Röhrenverstärkern. Dabei wird der exakte Schaltungsaufbau der oftmals raren Originale bis hin zu den einzelnen Komponenten mitsamt ihrer spezifischen Werte und Kennlinien vermessen. In Kleinarbeit ergibt sich daraus anschließend ein virtuelles Abbild auf digitaler Ebene, das die Klangeigenschaften des Originals mitsamt der möglichen Veränderungen durch die vorhandenen Regler und Schalter in sich trägt. Je nach modelliertem Gerät werden zusätzlich auch weitere prägende Elemente und Zubehör berücksichtigt.